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| style="width: 60%; border-left:solid 10px #FF4500; border-right:solid 5px #FF4500; border-bottom:solid 5px #FF4500;background-color:#FFFFFF;"|'''Schon gewusst?'''<br> <big>Zellteilung/Neuroplastizität</big><br>[[Gesundheitsentwicklung]] hängt eng mit der Fähigkeit der Zellteilung zusammen. Ein durchschnittlicher Mann hat rund 36 Billionen Zellen, eine Frau etwa 28 Billionen. Die meisten dieser Zellen sind Blutzellen. Doch nicht nur die Zahl, sondern auch die Zellgröße spielt eine wichtige Rolle. Muskel- und Fettzellen haben den größten Anteil an der Körpermasse. Die Erneuerung des Körpers bzw. die Gesundheit entwickeln sich durch fortlaufende Zellteilung. Haut- und Darmzellen erneuern sich alle paar Tage bzw. Wochen. Eine Rundumerneuerung haben wir alle sieben bis zehn Jahre. Nervenzellen hingegen haben nur eine begrenzte Regenerationsfähigkeit, jedoch sind sie in der Lage, sich neu zu strukturieren, und können sich an Gegebenheiten anzupassen. Diesen Vorgang nennt man '''Neuroplastizität'''. Man kann zwischen intrinsischer Plastizität (Abstimmung der Sensibilitätsreaktion in Bezug auf Signale benachbarter Neuronen) und synaptischer Plastizität unterscheiden. Letztere betrifft funktionell die Verbindung der Nervenzellen durch Freisetzungsänderung und Modulation der Transmittersubstanz so wie Organisation und Anzahl der Synapsen im strukturellen Sinne.
| style="width: 60%; border-left:solid 10px #FF4500; border-right:solid 5px #FF4500; border-bottom:solid 5px #FF4500;background-color:#FFFFFF;"|'''Schon gewusst?'''<br> <big>Zellteilung/Neuroplastizität</big><br>[[Gesundheitsentwicklung]] hängt eng mit der Fähigkeit der Zellteilung zusammen. Ein durchschnittlicher Mann hat rund 36 Billionen Zellen, eine Frau etwa 28 Billionen. Die meisten dieser Zellen sind Blutzellen. Doch nicht nur die Zahl, sondern auch die Zellgröße spielt eine wichtige Rolle. Muskel- und Fettzellen haben den größten Anteil an der Körpermasse. Die Erneuerung des Körpers bzw. die Gesundheit entwickeln sich durch fortlaufende Zellteilung. Haut- und Darmzellen erneuern sich alle paar Tage bzw. Wochen. Eine Rundumerneuerung haben wir alle sieben bis zehn Jahre. Nervenzellen hingegen haben nur eine begrenzte Regenerationsfähigkeit, jedoch sind sie in der Lage, sich neu zu strukturieren, und können sich an Gegebenheiten anzupassen. Diesen Vorgang nennt man '''Neuroplastizität'''. Man kann zwischen intrinsischer Plastizität (Abstimmung der Sensibilitätsreaktion in Bezug auf Signale benachbarter Neuronen) und synaptischer Plastizität unterscheiden. Letztere betrifft funktionell die Verbindung der Nervenzellen durch Freisetzungsänderung und Modulation der Transmittersubstanz so wie Organisation und Anzahl der Synapsen im strukturellen Sinne.
| style="width: 40%; border-right:solid 10px #FF4500; border-bottom:solid 5px #FF4500;background-color:#FFFFFF;"rowspan="2"|'''Bedeutende Personen'''<br><big>Humberto Augusto Gastón Maturana Romesín</big><br>Humberto Maturana (Romesín), (* 14. September 1928, † 6. Mai 2021 in Santiago de Chile) war Biologe und Philosoph. Sein Schwerpunkt lag in der Neurobiologie. Er studierte Medizin, Biologie/Anatomie in Chile, London und in den USA. Mit einem Postdoc-Stipendium forschte er am Massachusetts Institute of Technology (M.I.T.) über das Auge und insbesondere den blinden Fleck, was ihn zu erkenntnistheoretischen Fragen brachte. An der Universidad de Chile lehrte er Biologie an der medizinischen Fakultät und spezialisierte sich dort u. a. auf die Frage, auf welchen Grundlagen lebende und nicht-lebende Systeme unterschieden werden können.
| style="width: 40%; border-right:solid 10px #FF4500; border-bottom:solid 5px #FF4500;background-color:#FFFFFF;"rowspan="2"|'''Bedeutende Personen'''<big>Francisco Javier Varela García </big><br>Francisco Javier Varela García (* 7. September 1946 in Santiago de Chile; † 28. Mai 2001 in Paris) war Biologe und Neurowissenschaftler.  
In enger Zusammenarbeit schufen Maturana und Francisco J. Varela die wissenschaftliche Theorie der [[Autopoiese (Autopoiesis)]]. In ihrem Buch „Der Baum der Erkenntnis”  beschreiben die beiden dieses Konzept und z. B. die [[Wahrnehmung#Wahrnehmung in „Kinaesthetics – Lernen und Bewegungskompetenz“|Geschlossenheit]] von Lebewesen in Bezug auf Operation und Information. Autopoiese als die zentrale Eigenschaft von Lebewesen bedeutet, dass jedes Lebewesen sich fortlaufend einzig und allein aus sich selbst heraus erschafft, von der molekularen und zellulären Ebene bis hin zu derjenigen des ganzen Organismus. Maturana und Varela weiten diesen Theoriekern zu einer systemisch-biologischen Erkenntnistheorie aus. Sie lässt sich in der Aussage ''„Jedes Tun ist Erkennen, und jedes Erkennen ist Tun“'' zusammenfassen. Maturanas Interesse an interdisziplinärem Denken zeigt sich auch darin, dass er in Santiago de Chile das Instituto Matríztica („Matrix-Institut“) gründete. In einer engen Verflechtung kultureller und biologischer Perspektiven kann man sich dort bis heute mit der Biologie der Erkenntnis, der Liebe oder dem Weg zu einer Gesellschaft mit Gleichberechtigung und Inklusion auseinandersetzen.
 
Francisco Varela studierte Biologie in Santiago de Chile und erhielt darauf ein Stipendium an der Harvard University, wo er seine Dissertation in Biologie im Jahr 1970 abschloss. Nach dem Militärputsch in Chile von 1973 verließ er das Land. In der Folge war er Assistenzprofessor an der medizinischen Fakultät der University of Colorado Denver (1974 bis 1978) und lehrte und forschte zwei Jahre an der New York University Medical School. 1980 kehrte er als Biologieprofessor an die Universidad de Chile zurück. Ab 1984 war er in Europa tätig und wurde 1988 vom Centre national de la recherche scientifique in Paris zum Forschungsdirektor für kognitive Neurowissenschaften berufen, welche Funktion er bis zu seinem Tod ausübte.  
 
Zu Beginn der 1970er- und 1980er-Jahre beschrieb Varela gemeinsam mit Humberto Maturana im Buch „Der Baum der Erkenntnis“ Grundlagen der Biologie und der Erkenntnistheorie neu. Zentrale Ideen sind die [[Autopoiese (Autopoiesis)]], das Verständnis des Lebens im Sinn eines dynamischen zirkulären Prozesses oder Kognition als Handlung (Erkennen als Tun und umgekehrt). Die Forschungen und Publikationen Varelas betreffen einerseits kognitionswissenschaftliche Themen, andererseits z. B. über den Ansatz der [[1.-Person-Methode|Erste-Person-Methodologien]] den Brückenschlag zwischen menschlicher Erfahrung und wissenschaftlicher Theorie oder Grenzbereiche des Bewusstseins, dargestellt anhand von Gesprächen mit dem Dalai Lama.
 
1987 moderierte Varela den ersten Mind-and-Life-Dialog mit dem Dalai Lama in Dharamsala, bei dem Themen der Kognitionswissenschaft vorgestellt und diskutiert wurden. An der 8. Mind-and-Life-Konferenz hielt er im März 2000 seinen letzten Vortrag „Wissenschaftliche Erforschung des Bewusstseins“.  
 
Varela starb im Jahr 2001 an Krebs. Der Dokumentarfilm „Monte Grande – What is Life?“  von Franz Reichle stellt sein Leben und Werk sowie Weggefährten wie den Dalai Lama, Heinz von Foerster oder Humberto Maturana vor.
 
Die Arbeit Varelas hat in vielerlei Hinsicht grundlegende Bedeutung für das Fachgebiet Kinästhetik.  
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Version vom 18. Juli 2025, 07:44 Uhr

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Schon gewusst?
Zellteilung/Neuroplastizität
Gesundheitsentwicklung hängt eng mit der Fähigkeit der Zellteilung zusammen. Ein durchschnittlicher Mann hat rund 36 Billionen Zellen, eine Frau etwa 28 Billionen. Die meisten dieser Zellen sind Blutzellen. Doch nicht nur die Zahl, sondern auch die Zellgröße spielt eine wichtige Rolle. Muskel- und Fettzellen haben den größten Anteil an der Körpermasse. Die Erneuerung des Körpers bzw. die Gesundheit entwickeln sich durch fortlaufende Zellteilung. Haut- und Darmzellen erneuern sich alle paar Tage bzw. Wochen. Eine Rundumerneuerung haben wir alle sieben bis zehn Jahre. Nervenzellen hingegen haben nur eine begrenzte Regenerationsfähigkeit, jedoch sind sie in der Lage, sich neu zu strukturieren, und können sich an Gegebenheiten anzupassen. Diesen Vorgang nennt man Neuroplastizität. Man kann zwischen intrinsischer Plastizität (Abstimmung der Sensibilitätsreaktion in Bezug auf Signale benachbarter Neuronen) und synaptischer Plastizität unterscheiden. Letztere betrifft funktionell die Verbindung der Nervenzellen durch Freisetzungsänderung und Modulation der Transmittersubstanz so wie Organisation und Anzahl der Synapsen im strukturellen Sinne.
Bedeutende PersonenFrancisco Javier Varela García 
Francisco Javier Varela García (* 7. September 1946 in Santiago de Chile; † 28. Mai 2001 in Paris) war Biologe und Neurowissenschaftler.

Francisco Varela studierte Biologie in Santiago de Chile und erhielt darauf ein Stipendium an der Harvard University, wo er seine Dissertation in Biologie im Jahr 1970 abschloss. Nach dem Militärputsch in Chile von 1973 verließ er das Land. In der Folge war er Assistenzprofessor an der medizinischen Fakultät der University of Colorado Denver (1974 bis 1978) und lehrte und forschte zwei Jahre an der New York University Medical School. 1980 kehrte er als Biologieprofessor an die Universidad de Chile zurück. Ab 1984 war er in Europa tätig und wurde 1988 vom Centre national de la recherche scientifique in Paris zum Forschungsdirektor für kognitive Neurowissenschaften berufen, welche Funktion er bis zu seinem Tod ausübte.

Zu Beginn der 1970er- und 1980er-Jahre beschrieb Varela gemeinsam mit Humberto Maturana im Buch „Der Baum der Erkenntnis“ Grundlagen der Biologie und der Erkenntnistheorie neu. Zentrale Ideen sind die Autopoiese (Autopoiesis), das Verständnis des Lebens im Sinn eines dynamischen zirkulären Prozesses oder Kognition als Handlung (Erkennen als Tun und umgekehrt). Die Forschungen und Publikationen Varelas betreffen einerseits kognitionswissenschaftliche Themen, andererseits z. B. über den Ansatz der Erste-Person-Methodologien den Brückenschlag zwischen menschlicher Erfahrung und wissenschaftlicher Theorie oder Grenzbereiche des Bewusstseins, dargestellt anhand von Gesprächen mit dem Dalai Lama.

1987 moderierte Varela den ersten Mind-and-Life-Dialog mit dem Dalai Lama in Dharamsala, bei dem Themen der Kognitionswissenschaft vorgestellt und diskutiert wurden. An der 8. Mind-and-Life-Konferenz hielt er im März 2000 seinen letzten Vortrag „Wissenschaftliche Erforschung des Bewusstseins“.

Varela starb im Jahr 2001 an Krebs. Der Dokumentarfilm „Monte Grande – What is Life?“  von Franz Reichle stellt sein Leben und Werk sowie Weggefährten wie den Dalai Lama, Heinz von Foerster oder Humberto Maturana vor.

Die Arbeit Varelas hat in vielerlei Hinsicht grundlegende Bedeutung für das Fachgebiet Kinästhetik.

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  2. Wahrnehmung‏‎
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  9. Sensitivität (innere und äußere, von Foerster)‏‎‎‏‎
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Bemerkenswerte Ereignisse
1. Internationaler Kinästhetik-Kongress in Ulm
In der Erstausgabe der Zeitschrift „Kinästhetik“ (Januar 1997) finden sich der Bericht über den 1. Internationalen Kinästhetik-Kongress in Ulm vom 20. März 1996 sowie zahlreiche Artikel zu den in Vorträgen und Workshops vorgestellten Themen. Als Nachfolgepublikation des Kinästhetik-Bulletins sollte diese Zeitschrift „hinsichtlich der Vernetzung der Arbeit und Entwicklung aller Kinästhetik-TrainerInnen und Trainees, wie auch der mit den AnwenderInnen von Kinästhetik in ihrer praktischen Arbeit“ einen wichtigen Beitrag leisten.

Der Kongress wurde von vielen Kinästhetik-TrainerInnen und interessierten Personen besucht. Themen für die ca. 300 BesucherInnen waren unter anderem Kinästhetik mit pflegenden Angehörigen, die Einführung von Kinästhetik ins Unterrichtsprogramm einer Pflegeschule, Bewegungserleichterung mit Umgebungsgestaltung oder Human Factoring. In einem persönlichen Fazit zum Kongress wird festgehalten, dass der Austausch von neuen Erfahrungen für aktuelle und zukünftige TrainerInnen unbedingt wichtig sei, und in Leserbriefen wird die Begeisterung über diesen ersten großen Kongress in der Geschichte der Kinästhetik ausgedrückt.

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