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Das Gerücht von einem biologischen Parallelrechner drang bis zu den wissenschaftlichen Fernsehleuten von CBS vor. Sie schlugen HvF vor, die Kosten für eine Vorführung der Numarete in einer Sendung zu übernehmen. Paul Weston, der Erbauer, und HvF willigten ein. Leider ließen die Transporteure die Numarete fallen, bevor sie im Flugzeug war. Als die beiden Wissenschaftler die Maschine im Studio an die Stromversorgung anschlossen, funktionierte sie nicht. Also entschloss sich HvF als einstiger Zauberer im Einverständnis mit den Fernsehleuten, hinter einem Vorhang auf eine Leiter zu steigen, auf 25 zu drücken, wenn er 25 Gegenstände auf der Numarete zählte, und ließ Paul Weston erklären, wie die Maschine offensichtlich einwandfrei diese Abstraktion hinbekam …
 


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Aktuelle Version vom 20. Oktober 2024, 09:15 Uhr

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LINK-Sinnesrezeptoren-LINK
Zum Kinästhetischen Sinnessystem gehören unterschiedliche Rezeptoren mit unterschiedlichen Aufgaben. Die Muskelspindeln befinden sich in den Muskelfasern und registrieren Veränderung in der Länge, Dehnbarkeit und der Geschwindigkeit dieser Veränderung. Die Golgi-Sehnenorgane befinden sich an den Übergängen zwischen Muskeln und Sehnen und überwachen die Muskelspannung und Druck auf Gelenkbänder. In den Gelenken befinden sich Mechanorezeptoren. Ruffini-Rezeptoren reagieren auf Dehnung, Vater-Pacini-Körperchen reagieren auf schnelle Veränderung oder Vibration. Auf der Haut finden wir Rezeptoren, die zum taktilen- und zum kinästhetischen Sinnessystem zählen. Diese sind die Merkel-Zellen, die Druck und Berührung erfassen, sowie die Meissner-Körperchen die auf Vibration und leichte Berührung reagieren.


Bedeutende Personen
Gregory Bateson
(* 9. Mai 1904 in Grantchester, Cambridgeshire; † 4. Juli 1980 in San Francisco) war ein englischer Anthropologe, Biologe, Sozialwissenschaftler, Kybernetiker und Philosoph. Seine Arbeitsgebiete umfassten anthropologische Studien, das Feld der Kommunikationstheorie und Lerntheorie, genauso wie Fragen der Erkenntnistheorie, Naturphilosophie, Ökologie oder der Linguistik. Bateson behandelte diese wissenschaftlichen Gebiete allerdings nicht als getrennte Disziplinen, sondern als verschiedene Aspekte und Facetten, in denen seine systemisch-kybernetische Denkweise zum Tragen kommt.
(Quelle: Wikipedia, Gregory Bateson)

Gregory Bateson stand Kinästhetik persönlich nicht so nahe wie Moshe Feldenkrais und K.U. Smith, hatte aber doch einen bedeutenden Einfluss auf deren Entwicklung. Zu Beginn ihrer Zusammenarbeit waren Franks und Lennys Erklärungen, wie und warum ihre Arbeit mit Kommunikation durch Berührung und Bewegung taugte, manchmal unklar, bisweilen etwas metaphysisch oder gar konfus. Als sie Bateson's „Oekologie des Geistes“ gelesen hatten, begann Frank mit ihm einen Briefkontakt, der bis zu Bateson's Tode, kurz nach der Vollendung seines letzten Buches „Geist und Natur“, andauerte. Diese Korrespondenz und Bateson's beiden Bücher sind der Ursprung vieler philosophischer Ansätze der Kinästhetik.
(Quelle: 16. Kinästhetik-Bulletin, 1990, S. 7. Anm.: Frank Hatch, Lenny Maietta: Begründer der Kinästhetik)

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Bemerkenswerte Ereignisse
Erste Beschreibung des Lehrmodells der Kinästhetik

Am 17. Juni 1989 beschrieben Frank Hatch und Lenny Maietta für das 16. Kinästhetik Bulletin das Lehrmodell der Kinästhetik. Sie äußern dabei ihre „Grundüberzeugung, das Bewegungs- und Wahrnehmungserfahrung die Grundlage allen Lernens ist“. Sie hätten daraus weitere Grundsätze und aus diesen wiederum Übungen entwickelt, um Kursteilnehmenden zu „helfen, Beziehungen und Muster in der eigenen Bewegung zu erkennen. Durch strukturierte Bewegungserfahrungen entwickelt ein Teilnehmer im Kinästhetik-Unterricht differenziertere sensomotorische Fähigkeiten, die Grundlage aller menschlichen Fähigkeiten überhaupt. Er lernt dabei, seine Erfahrungen einzuordnen, indem er ihre Muster und Beziehungen analysiert.“
In diesem frühen Text wird ein Kern der Kinästhetik beschrieben, der bis heute seine Gültigkeit behält.

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Der gekochte Frosch
Durch diese Fabel wird verständlich, warum wir langsame Entwicklungen und Lernprozesse von uns selbst sehr viel schwerer feststellen als schnelle und unterscheidbare Veränderungen und Lernerfolge.
Gregory Bateson verwendet die folgende, als quasi-wissenschaftlich bezeichnete Fabel, um deutlich zu machen, dass „wir [uns] fast immer unbewusst sind über die Trends in den Veränderungen unseres Zustandes. ... Wenn man einen Frosch dazu bringen kann, ruhig in einem Topf mit kaltem Wasser sitzen zu bleiben, und wenn man dann die Wassertemperatur sehr langsam und sanft erhöht, so dass es keinen Augenblick gibt, der sich als der Augenblick ‚abhebt‘, in dem der Frosch springen sollte, dann wird er niemals springen. Er wird gekocht werden.“
Bedeutende Personen
Gregory Bateson
(* 9. Mai 1904 in Grantchester, Cambridgeshire; † 4. Juli 1980 in San Francisco) war ein englischer Anthropologe, Biologe, Sozialwissenschaftler, Kybernetiker und Philosoph. Seine Arbeitsgebiete umfassten anthropologische Studien, das Feld der Kommunikationstheorie und Lerntheorie, genauso wie Fragen der Erkenntnistheorie, Naturphilosophie, Ökologie oder der Linguistik. Bateson behandelte diese wissenschaftlichen Gebiete allerdings nicht als getrennte Disziplinen, sondern als verschiedene Aspekte und Facetten, in denen seine systemisch-kybernetische Denkweise zum Tragen kommt.

Batesons Gedanken und Arbeiten waren vor allem geprägt von philosophischen Überlegungen Platons, psychologischen Überlegungen Sigmund Freuds und Carl Gustav Jungs, der Typentheorie Bertrand Russells sowie von Kybernetikern wie Norbert Wiener, Warren McCulloch, John von Neumann und Claude Shannon mit seiner Informationstheorie. Bateson seinerseits hatte großen Einfluss auf die Systemische Therapie sowie die Familientherapie. Er beeinflusste verschiedene theoretische Strömungen in der Soziologie und Anthropologie. (Quelle: Wikipedia, Gregory Bateson)

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Bemerkenswerte Ereignise

Am 17. Juni 1989 beschrieben Frank Hatch und Lenny Maietta für das 16. Kinästhetik Bulletin das Lehrmodell der Kinästhetik. Sie äußern dabei ihre „Grundüberzeugung, das Bewegungs- und Wahrnehmungserfahrung die Grundlage allen Lernens ist“. Sie hätten daraus weitere Grundsätze und aus diesen wiederum Übungen entwickelt, um Kursteilnehmenden zu „helfen, Beziehungen und Muster in der eigenen Bewegung zu erkennen. Durch strukturierte Bewegungserfahrungen entwickelt ein Teilnehmer im Kinästhetik-Unterricht differenziertere sensomotorische Fähigkeiten, die Grundlage aller menschlichen Fähigkeiten überhaupt. Er lernt dabei, seine Erfahrungen einzuordnen, indem er ihre Muster und Beziehungen analysiert.“
In diesem frühen Text wird ein Kern der Kinästhetik beschrieben, der bis heute seine Gültigkeit behält.

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Sinne und kinästhetisches Sinnessystem (gyfr, mast)

Aktuelle Verwendung des Fachbegriffs

Sinne und kinästhetisches Sinnessystem in „Kinaesthetics – Konzeptsystem“

Die Einbettung des Themas im Konzept „Interaktion“

Das erste Konzept des Konzeptsystems ist mit „Interaktion“ überschrieben und ist grundlegend für die folgenden fünf Konzepte. Das hauptsächliche Thema besteht darin, die persönliche Wahrnehmung und insbesondere Bewegungswahrnehmung zu sensibilisieren sowie körperliche und zwischenmenschliche Unterschiede und Interaktionen zu erfahren[1].

In der Einleitung des Konzepts wird nach der gängigen Definition der Interaktion als „Wechselbeziehung zwischen zwei oder mehreren HandlungspartnerInnen“[2] mit dem Beispiel der verbalen und nonverbalen Kommunikation darauf hingewiesen, dass Interaktionen grundsätzlich auf allen Sinnessystemen beruhen. Demgemäß ist das erste Unterthema mit „Sinne“[3] überschrieben und enthält die untergeordnete Überschrift „Das kinästhetische Sinnessystem“[4].

Das Unterthema Sinne

Zusammenhang von Interaktions- und Wahrnehmungsfähigkeit, die klassischen 5 Sinne
Das zugehörige Konzepticon[5] zeigt in einem äußeren Kreis die 5 klassischen, nach außen gerichteten Sinne. In der Mitte findet sich die Darstellung eines Muskels mit der Muskelspindel. Dieser Rezeptor steht stellvertretend für das gesamte, nach innen gerichtete kinästhetische Sinnessystem mit seinem Netzwerk von unterschiedlichen Rezeptoren. Die zentrale Stellung illustriert seine grundlegende Bedeutung für die klassischen 5 Sinne bzw. die gesamte Wahrnehmung.

Einleitend wird nochmals betont, dass die Interaktionsfähigkeit eines Menschen auf seinen Sinnen bzw. seiner Wahrnehmungsfähigkeit basiert. Dann folgt eine tabellarische Auflistung der klassischen fünf Sinne mit der Abbildung ihrer Organe und den zugehörigen Reizen. Bei diesen wird außer beim Geruchssinn durch die Angabe von gegensätzlichen Adjektiven (z. B. hell und dunkel) die Bedeutung von Unterschieden für die Wahrnehmung aufgezeigt.

Keine Abbildung durch die nach außen gerichteten 5 Sinne, sondern ein inneres Hervorbringen der Außenwelt

Mit Berufung auf moderne Forschungen der Neurobiologie wird dann die frühere Annahme kritisiert, dass diese nach außen gerichteten Sinne die Außenwelt genau und „wahr“ abbilden. Diese Forschungen zeigen auf, dass keine Informationen aus der Außenwelt direkt in die Innenwelt eines jeden Menschen gelangen. Vielmehr produziert jeder einzelne Mensch diese in sich selbst, weil er in Bezug auf Information ein geschlossenes System ist. Mit diesen Formulierungen wird offensichtlich auf die beiden Wissenschaftler Humberto Maturana (1928–2021) und Francisco Varela (1946–2001), die Begründer der Autopoiese (Autopoiesis)-Theorie, angespielt.[6].

Keine qualitative Kodierung von Wahrnehmungsursachen, sondern individuelle Konstruktion

Die Aussagen werden gemäß den Formulierungen von Heinz von Foerster (1911–2002) mit seinem folgenden Forschungsergebnis erläutert:

„Die ganze Wahrnehmung besteht aus individuell konstruierten Beziehungen, die in unserem Inneren entstehen.“[7].

Es gebe keine qualitative oder spezifische Kodierung der Ursache einer Wahrnehmung. Die sensorischen Zellen würden nur die Mitteilung über eine vorliegende Störung oder einen vorliegenden Reiz liefern. Dies wird ergänzt durch den Hinweis, der ebenso auf Heinz von Foerster zurückgeht, dass der Wahrnehmungsprozess nur auf quantitativen Unterschieden beruht[8].

Unterschiede, die einen Unterschied (aus)machen

Die vorangehenden Aussagen werden mit der bekannten Definition des Informationsbegriffs von Gregory Bateson (1904–1980) verbunden:

„Informationen bestehen aus Unterschieden, die einen Unterschied machen.“[9].

Nur wenn wir (oder Lebewesen überhaupt) einen Unterschied in uns selbst wahrnehmen können, kann daraus eine Information entstehen – ob aus einer Außenperspektive ein Unterschied vorliegt oder nicht, spielt folglich keine Rolle.

„Das kinästhetische Sinnessystem“

Im Buch „Kinaesthetics – Konzeptsystem“ enthält das erste Unterthema „Sinne“ des ersten Kapitels „Konzept Interaktion“ das Unterkapitel mit der Überschrift „Das kinästhetische Sinnessystem“.[10].

Nach innen gerichtete Rezeptoren und wahrnehmbare Reize

Zu diesem Thema wird an erster Stelle erwähnt, dass die Entdeckung der Rezeptoren, „die auf spezifische Reize aus dem Körperinnern spezialisiert sind“[11], erst neuzeitlich ist. Als Beispiele dafür, was mit ihnen wahrgenommen werden kann, werden aufgeführt:

  • Schmerz
  • Muskelspannung
  • Vibration
  • Stellung der Körperteile zueinander
  • Stellung des Kopfes bezüglich der Schwerkraft

Mit Bezug auf die vorangehend dargestellten klassischen fünf Sinne wird betont, dass die menschliche Sinneswahrnehmung somit „nicht nur Reize von außen, sondern auch von innen verarbeitet“[12].

Grundlegende Bedeutung für alle Lebensaktivitäten und wahrnehmbare Aspekte der Bewegung

Darauf wird auf die grundlegende Bedeutung des kinästhetischen Sinnessystems hingewiesen, um alle Lebensaktivitäten ausführen zu können. Als Beispiele, welche Bewegungsaspekte mit ihm wahrgenommen können, werden aufgeführt:

  • Unterschiede der Muskelspannung
  • Druck- und Zugverhältnisse
  • Raumlagebeziehungen
Untrennbarkeit von Bewegung und Bewegungswahrnehmung bzw. Koppelung ihrer Feedbackschleifen

Dabei würden Bewegung und Bewegungswahrnehmung sich gegenseitig bedingen und seien „durch kontinuierliche Feedbackschleifen gekoppelt:

Man muss sich bewegen, um Bewegung wahrnehmen zu können, und man muss Bewegung wahrnehmen können, um sich gezielt zu bewegen.“[13].

Demgemäß sind Bewegung und Bewegungswahrnehmung untrennbar in einem zirkulären Zusammenspiel von Feedbackschleifen verbunden.

Grundlegende Bedeutung des kinästhetischen Sinnessystems bzw. seiner Sensibilisierung für die gesamte Wahrnehmung und die Interaktionsqualität

In Bezug auf die gesamte Wahrnehmung bzw. auf alle Sinnessysteme wird anschließend dem kinästhetischen Sinnessystem eine grundlegende Bedeutung zugeschrieben. Wahrnehmung sei immer mit Bewegung verbunden und beruhe auf der „Fähigkeit, mit der Bewegung einem Reiz folgen zu können“[14]. Deshalb sei in der Kinästhetik ein wichtiges Ziel, das kinästhetische Sinnessystem zu sensibilisieren.

Abschließend wird der Zusammenhang zum übergeordneten Thema der Interaktion durch die Aussage hergestellt, dass die Qualität der Interaktionen von HandlungspartnerInnen direkt von der Sensibilität ihrer Bewegungswahrnehmung beeinflusst werde.

Ohne weitere Erläuterungen (vgl. dazu „Kommentare, Auswertung, offene Fragen“: LINK) wird der bekannte folgende Aphorismus aus dem Buch „Der Baum der Erkenntnis“ von Humberto Maturana und Francisco Varela an den Schluss gestellt::

„Jedes Tun ist Erkennen, und jedes Erkennen ist Tun.“[15]

Kommentare, Auswertung und offene Fragen

Nur angedeutet:

Geschlossenheit

Geschlossenheit steht in bester kybernetischer Tradition. Zum Beispiel auch bei K. U. Smith (closed-loop feedback; K. U. hatte bedeutenden Einfluss auf die Begründergeneration der Kinästhetik)

„Jedes Tun ist Erkennen, und jedes Erkennen ist Tun.“

Der Anschluss kann einerseits in der Aussage vermutet werden, dass sich Bewegung und Bewegungswahrnehmung (Kinästhesie) wechselseitig bedingen. Andererseits ist Erkennen ein Synonym von Wahrnehmen und Bewegung mit jedem Tun verbunden. Somit kann eine zweite Brücke zur Aussage geschlagen werden, dass jede Wahrnehmung mit Bewegung verbunden sei. Der Kontext des Aphorismus im Buch von Maturana und Varela wird nachfolgend zitiert und zeigt weitere Verbindungen zu den Ausführungen des Konzeptsystems zum Thema Sinne auf:

„In diesem Sinne werden wir ständig festzustellen haben, daß man das Phänomen des Erkennens nicht so auffassen kann, als gäbe es ‚Tatsachen‘ und Objekte da draußen [im Original kursiv], die man nur aufzugreifen und in den Kopf hineinzutun habe. Diese Feststellung bildet das Fundament von alldem, was wir zu sagen haben werden.
Die Erfahrung von jedem Ding ‚da draußen‘ wird auf eine spezifische Weise durch die menschliche Struktur konfiguriert, welche ‚das Ding‘, das in der Beschreibung entsteht, erst möglich macht.
Diese Zirkularität, diese Verkettung von Handlung und Erfahrung, diese Untrennbarkeit einer bestimmten Art zu sein von der Art, wie die Welt uns erscheint, sagt uns, daß jeder Akt des Erkennens eine Welt hervorbringt [im Original kursiv]. Diese Eigenschaft des Erkennens wird unausweichlich zugleich unser Problem, unser Ausgangspunkt und der Leitfaden für unsere Erörterungen auf den folgenden Seiten sein. Dies alles kann in dem Aphorismus zusammengefaßt werden: Jedes Tun ist Erkennen, und jedes Erkennen ist Tun. [im Original kursiv]“[16]

„MEIN THEMA“ in „AMD, LuB, KuK“

gyfr (anschließend)

=== „xy“ in „Kinästhetik – Gesundheitsentwicklung und menschliche Aktivitäten“ === ?? MEIN TEXT

Sinne und kinästhetisches Sinnessystem in „Kinaesthetics Infant Handling“

Kinästhetisches Sinnessystem als Grundlage der Entwicklung von Bewegungsfähigkeiten

Im Buch „Kinaesthetics Infant Handling“[17] von Lenny Maietta und Frank Hatch thematisiert das erste Kapitel die grundlegende Frage, wie Bewegungsfähigkeiten entstehen. In dessen Einleitung wird darauf hingewiesen, dass der Mensch gemäß kybernetischen Erkenntnissen sein Verhalten durch Feedback-Kontrolle steuert. Dabei hänge die Entwicklung einer effektiven Verhaltenskontrolle des Kindes in der Schwerkraft „von der Handlingsfähigkeit der Erwachsenen ab“[18]. Das zweite Unterkapitel erläutert, dass das Verhalten durch die eigenen Annahmen gelenkt wird. Das dritte Unterkapitel bezeichnet Berührung und Körperkontakt als wesentliche Form der Interaktion zwischen Kindern und Erwachsenen. Insbesondere wird beschrieben, dass der Bewegungsaustausch über Körperkontakt für die Entwicklung von Bewegungsgrundlagen für das lebenslange Lernen von zentraler Bedeutung ist.

Das Unterkapitel „1.4 Selbsterfahrung durch Bewegung“[19] geht darauf ein, wie der Mensch seine Bewegung „innerlich über das kinästhetisch-sensorische System, das aus mehreren Komponenten besteht“[20] erlebt.

Erwähnt werden die basalen Rezeptoren der Haut bzw. der Körperoberfläche, die auf Druckänderungen reagieren und einem erlauben, den Kontakt mit belebter oder unbelebter Umgebung zu registrieren.

Diese Hautrezeptoren sind mit weiteren Bewegungsrezeptoren verbunden, die sich

  • im Muskelgewebe,
  • in Gelenken,
  • im Innenohr

befinden. In einem Netzwerk ermöglichen sie, die Körperbewegung zu kontrollieren:

„Die Druckänderungen einer beliebigen Komponente des kinästhetischen Systems signalisiert eine Veränderung der Position in der Schwerkraft und löst im gesamten Körper Anpassungen der muskulären Spannung aus.“[21]

Diese Aussagen werden dadurch erläutert, dass der Mensch sein Körpergewicht in der Schwerkraft durch Verlagerungen und Veränderungen der Kontaktstellen mit seiner Umgebung bewegt. Mit einer Abbildung, die einen Mensch zeigt, der auf einem Stuhl sitzt und seine Hand auf einen Tisch hält, wird die Aussage des vorangehenden Zitats illustriert: Durch den Druck der Füße auf den Boden entsteht in ihm ein Spannungsmuster, das sich verändert, wenn er mit seinen Fingern auf den Tisch drückt.

Abschließend wird erwähnt, dass es in der Kinästhetik um die effektive Kontrolle der Bewegung und die besondere Aufmerksamkeit auf die kinästhetischen Empfindungen gehe, das kinästhetische Sinnessystem aber außerhalb der Kinästhetik häufig keine Beachtung fände. [22]

Auf das Unterkapitel „Selbsterfahrung durch Bewegung“ folgen vier weitere mit den Überschriften „Kinder brauchen Bewegungsunterstützung“, „Bewegungsgrundlage als gemeinsamer Nenner“, „Ziele“ und „Inhaltliche Schwerpunkte“[23].

Sinne und kinästhetisches Sinnessystem im Rahmen der Darstellung der Konzepte

Kontext

Das kurze zweite Kapitel des Buches trägt den Titel „Ihre Vorstellungen über kindliche Entwicklung“[24]. Das dritte Kapitel „Gesundheit, Entwicklung und Lernen“[25] stellt ausführlicher unterschiedliche Aspekte dieses Themenbereichs dar. Im vierten Kapitel „Das MH Kinaesthetics-Infant-Handling-Programm“[26] des Buches werden aus der Perspektive des Handlings mit Kindern die Konzepte der Kinästhetik behandelt, was u. a. einleitend thematisiert wird. Das Konzept Interaktion steht zu Beginn der Darstellung der sechs Konzepte und wird kurz mit seinen Unterthemen eingeleitet. Das Thema der Sinne und des kinästhetischen Sinnessystems bildet das erste Unterkapitel.

„Sinnessysteme und Wahrnehmung“

Die Frage, „welche sensorischen Reize Neugeborene wahrnehmen können“[27] eröffnet das Unterkapitel „4.3.1 Sinnessysteme und Wahrnehmung“. Zur Beantwortung wird die Abhängigkeit dieser Frage von der Definition der sensorischen Fähigkeiten aufgezeigt: Die Antwort fällt unterschiedlich aus, je nachdem ob man darunter versteht, dass das Kind einfach sensorische Reize aufnimmt, sensorische Ereignisse versteht (also wahrnimmt) oder mit spezifischen sensorischen Systemen Phänomene als Ursachen der entsprechenden Empfindungen wahrnimmt.

Im Anschluss legt die Beschreibung einer persönlichen Erfahrung von Frank Hatch nahe, im Umgang mit Kindern von Geburt an auf die visuellen und anderen sensorischen Fähigkeiten zu achten. Was die eingangs gestellte Frage betrifft, wird auf die Tatsache verwiesen, „Kinder aller Altersstufen über die gleichen sensorischen Systeme wie Erwachsenen verfügen“[28] und der hauptsächliche Unterschied darin bestehe, „was jeder gelernt hat, mit den sensorischen Informationen anzufangen“[29]. Gerade deswegen würden Kinder die Hilfe von Erwachsenen benötigen, um ihre Empfindungen einordnen, interpretieren und motorisch effizient reagieren zu können.

Die folgenden Ausführungen des Buches unterscheiden zwischen dem inneren sensorischen System und sensorischen Distanzsystemen. Mit Ersterem ist das kinästhetische Sinnessystem gemeint, „das den inneren Bewegungsreizen folgt“[30]. Zu den sensorischen Distanzsystemen werden das visuelle, auditive, olfaktorische und gustatorische System gezählt, die den „Bewegungen in der Umgebung außerhalb des Körpers“[31] folgen.

„Das innere sensorische System“

Unter dieser Überschrift[32] wird als Erstes wird darauf verwiesen, dass wir kein Bewusstsein für das innere sensorische System bzw. das kinästhetische Sinnessystem aufgrund seiner engen Verbindung mit der Selbstwahrnehmung haben und es primär für die Selbstkontrolle in der Schwerkraft nutzen.

Dann wird der Zusammenhang mit Bewegung aufgezeigt:

„Jede Struktur dieses Systems registriert Bewegungsänderungen: Der Vestibularapparat im Innenohr, die Rezeptoren in allen Muskeln und Gelenken und die basalen Rezeptoren in unserer Haut.“[33]

Dabei würden die verschiedenen Rezeptoren Spannungs- und Druckveränderungen registrieren, die uns durch die Integration im Nervensystem erlauben, im Gleichgewicht zu bleiben und unser Gewicht über die Knochen auf das Stützgewebe zu übertragen. Ausbalanciert zu sein, wird als Voraussetzung für eine niedrige innere Spannung bezeichnet, die es uns wiederum erleichtert, äußere Bewegungen wahrzunehmen:

„Eine niedrige Spannung ist die Voraussetzung für eine hohe Sensibilität für sensorische Reize.“[34]

In der Folge wird auf verschiedene Funktionen anderer Bestandteile des inneren sensorischen Systems hingewiesen:

  • Koordination und Regulation lebenswichtiger innerer Prozesse (Atmung, Kreislauf, Verdauung)
  • Registrierung von Temperaturveränderungen (innerliche und auf der Körperoberfläche) durch Hautrezeptoren: führt zur Kontraktion oder Entspannung kleiner Muskeln, zum Öffnen oder Schließen der Hautporen bzw. zur Wärmeleitung nach innen oder außen (Funktion der Körpertemperaturregulation).
  • Registrierung von Druckveränderungen (innerliche und auf der Körperoberfläche) durch Hautrezeptoren oder tieferliegende Rezeptoren: Schmerzwahrnehmung als Warnung vor Verletzungen

Hervorgehoben wird, dass eine niedrige innere Spannung uns ebenso eine effektivere Steuerung unserer inneren Prozesse ermöglicht.

Darauf wird ausgeführt, dass Druckrezeptoren der Haut die Regulation des Kontaktes zur Umgebung ermöglichen, die Muskelspindeln mit der Haut verbunden sind und das gesamte kinästhetische Sinnessystem als Netzwerk funktioniert:

„Somit lösen Druckveränderungen auf der Körperoberfläche gleichzeitig Änderungen der Spannungsmuster im gesamten Körper aus.“[35]

Dies erlaube uns, die Bewegungen unseres Körpergewichts in Beziehung auf unsere Umgebung zu steuern.

Unter der Überschrift „Entwickeln der inneren kinästhetischen Körper-Tracking-Fähigkeiten bei Kindern“[36] wird das kinästhetische Sinnessystem als grundlegendes sensorisches System des Menschen bezeichnet. Mit diesem System nimmt der Mensch bereits als Fetus sich selbst wahr und erlernt die Koordination und Regulation seiner Körperbewegungen sowie die Kommunikation mit seiner Mutter „durch berührungsgelenkte Bewegungsprozesse“[37]. Hauptsächlich durch diese finde die Kommunikation auch im Kleinkindalter „während der meisten gemeinsamen Aktivitäten“[38] statt, allerdings fehle den Erwachsenen das Bewusstsein hierfür:

„Die Fähigkeit, aktiv an einem Berührungsgelenkten Bewegungsaustausch mit Erwachsenen oder anderen Kindern teilzunehmen, ist die wichtigste Grundlage für das Kind, um seine sensorische und motorische Kontrolle zu erlernen.“[39]

Während Kleinkinder sehr lange den Bewegungen anderer folgen könnten, müssten Erwachsene lernen und intensiv üben, den Bewegungen von Babys oder Kleinkindern zu folgen.

„Sensorische Distanzsysteme“

Unter dieser Überschrift[40] werden in Unterkapiteln die folgenden Sinnessysteme behandelt:

  • „Das visuelle sensorische System“[41]
  • „Das auditive sensorische System“[42]
  • „Die gustatorischen und olfaktorischen Systeme“[43]

Dabei wird jeweils angegeben, wofür die einzelnen Systeme sensibel sind:

  • Lichtwellen bzw. Wellenlängen der Farben
  • Schall- oder Druckwellen bzw. Vibrationen in der Luft
  • Chemische Substanzen in Wassermolekülen (gustatorisches System) und Gerüche in Luftmolekülen (olfaktorisches System)

Beim visuellen und auditiven System wird der Zusammenhang mit der Bewegung aufgezeigt: Sehen ist mit Augen- oder Körperbewegungen verbunden, Hören mit der Vibration des Trommelfells. Beim Sehen gehe es um die Fähigkeit, Farben unterscheiden zu lernen, was bei Primärfarben am leichtesten sei. Beim Hören gehe es darum, dass Kleinkinder lernen, Geräuschquellen und ihre Bedeutung zu erkennen.

„Schlussfolgerungen“

In diesem abschließenden Unterkapitel[44] weisen die AutorInnen darauf hin, dass Kinder durch die „Fähigkeit, sich selbst und die Umwelt durch unterschiedliche sensorische Reize erkennen zu können, […] Sicherheit und Selbstständigkeit“ [45] entwickeln.

Wie am Schluss der Ausführungen zum inneren sensorischen System wird das Folgen von Bewegungen anderer Menschen als Voraussetzung dafür bezeichnet, dass Kinder lernen können, durch eigene Bewegungen mit sensorischen Reizen kontrolliert umzugehen. Dabei sei die eigene Bewegungskontrolle, zu deren Unterstützung die Konzepte der Kinästhetik neue Ideen bieten, die Grundlage für die Kontrolle aller sensorischen Systeme und die „Voraussetzung für eine effektive Kommunikation“[46].

Kommentare, Auswertung und offene Fragen

Nur angedeutet: Auffällig ist, dass nur 4 klassische Sinne und das taktile Sinnessystem nicht eigens erwähnt werden. Ergibt sich aus dem Ansatz eines inneren sensorischen Systems und von sensorischen Distanzsystemen, aber geht letztlich nicht ganz auf: taktil wird unter dem inneren sensorischen System behandelt, aber geht es hier um „innere Bewegungsreize“ bzw. ist nach Varela, Bateson nicht alles innen?

Physiologisch mehr oder weniger korrekt bzw. textlich schlecht verständlich sind die Ausführungen im letzten Absatz der Seite 67: Die Muskelspindeln sind die Rezeptoren (nicht „in den Muskelspindeln“), die Gleichsetzung mit „Druckrezeptoren in unserer Haut“ ist fragwürdig. „Menschen lernen, indem sie der Bewegung anderer folgen“ als nicht mehr so aktuelles Dogma ist hier schön sichtbar: Einfluss der Bezugspersonen wird als sehr hoch eingeschätzt. Ebenso kommt „niedrige Körperspannung => hohe allgemeine Sensibilität (und umgekehrt)“, was oft mit Weber begründet wird, aber aus meiner Perspektive nicht schlüssig ist. Positiv hervorzuheben ist (was sonst in den meisten einschlägigen Texten selten vorhanden ist): Kinästhetisches Sinnessystem als Netzwerk, als Zusammenspiel aller Rezeptoren.

Einzelnachweise

  1. European Kinaesthetics Association (Hg.) (2023): Kinaesthetics. Konzeptsystem. Linz, Winterthur: Verlag European Kinaesthetics Association. ISBN 978-3-903180-00-0. S. 11.
  2. ebd., S. 13.
  3. ebd., S. 14.
  4. ebd., S. 15.
  5. European Kinaesthetics Association (Hg.) (2023): Kinaesthetics. Konzeptsystem. Linz, Winterthur: Verlag European Kinaesthetics Association. ISBN 978-3-903180-00-0. S. 34 und 36.
  6. ebd., S. 14.
  7. ebd.
  8. vgl. zu diesen Aussagen von Heinz von Foerster z. B. das Kapitel „Interpretation“ aus seinem Vortrag „Über das Konstruieren von Wirklichkeiten“ von 1973.
  9. European Kinaesthetics Association (Hg.) (2023): Kinaesthetics. Konzeptsystem. Linz, Winterthur: Verlag European Kinaesthetics Association. ISBN 978-3-903180-00-0. S. 14.
  10. ebd., S. 15.
  11. ebd.
  12. ebd.
  13. ebd.
  14. ebd.
  15. ebd.
  16. Maturana, Humberto R.; Varela, Francisco J. (1987): Der Baum der Erkenntnis. Die biologischen Wurzeln des menschlichen Erkennens. Aus dem Spanischen von Kurt Ludewig in Zusammenarbeit mit dem Institut für systemische Studien e. V. in Hamburg. 1. Auflage. Bern, München, Wien: Scherz Verlag. ISBN 3-502-13440-5. S. 31.
  17. Maietta, Lenny; Hatch, Frank (2011): Kinaesthetics Infant Handling. Originalmanuskript aus dem Amerikanischen von Ute Villwock. 2., durchgesehene und aktualisierte Auflage. Bern [u. a.]: Hans Huber. ISBN 978-3-456-84987-4.
  18. ebd., S. 21.
  19. ebd., S. 23 f.
  20. ebd.
  21. ebd.
  22. ebd., S. 24.
  23. ebd., S. 25 ff.
  24. ebd., S. 31 ff.
  25. ebd., S. 39 ff.
  26. ebd., S. 61 ff.
  27. ebd., S. 64.
  28. ebd., S. 67.
  29. ebd.
  30. ebd.
  31. ebd., S. 68.
  32. ebd., S. 67 f.
  33. ebd., S. 67.
  34. ebd., S. 67.
  35. ebd., S. 67.
  36. ebd., S. 68.
  37. ebd.
  38. ebd.
  39. ebd.
  40. ebd., S. 68 ff.
  41. ebd., S. 68.
  42. ebd., S. 69.
  43. ebd.
  44. ebd., S. 70.
  45. ebd.
  46. ebd.