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<big><big>Bewegungselemente</big></big> 
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''''' Zusammenfassung: ''''' <br>
Dieser Artikel behandelt MEIN TEXT


== Aktuelle Verwendung des Fachbegriffs ==
'''Bitte stehen lassen (mast, 2025-04-10)!'''
=== „Bewegungselemente“ in „Kinaesthetics – Konzeptsystem“ ===
== Humanistische Psychologie und Kinästhetik (Belegstellen) ==
==== Einbettung der Bewegungselemente in das Konzept „Interaktion“====
{{Infobox|mit Fachliteratur angelegt|N. N./Stefan Marty-Teuber}}
MEIN TEXT
=== Humanistische Psychologie im 16. Bulletin von 1990===
==== Das Unterthema „1.2 Bewegungselemente“ ====
In dieser ersten zusammenhängenden Veröffentlichung zur Kinästhetik aus dem Jahr 1990 finden sich im ersten Kapitel „Hintergrund der Kinästhetik (Entstehung, Begründer, Weitere Einflüsse)“<ref>'''Verein für Kinästhetik (Hg.) (1990):''' Kinästhetik. 16. Bulletin. Januar 1990. Sonderausgabe. Dritte Auflage. Zürich: Verein für Kinästhetik. Nachdruck 2009. S. 5 ff.</ref> nach dem ersten Unterkapitel „Entstehung“ im zweiten Unterkapitel „Begründer“ Hinweise darauf, in welcher Weise die humanistische Psychologie einen Hintergrund der Kinästhetik bildet:
MEIN TEXT
:''''' „Begründer'''''
==== Bedeutung der Bewegungselemente im ganzen Konzeptsystem ====
: ''[…]
===== Interaktionsformen =====
: ''Lenny Maietta kommt von der '''humanistischen Psychologie''' her und hat sich als körperorientierte Psychotherapeutin ausbilden lassen. Sie arbeitete mit Einzelpersonen und Familien mit körperlich behinderten, autistischen, psychotischen oder sonst behinderten Kindern und Jugendlichen. Sie spezialisierte sich darauf, anhand von Berührungs- und Bewegungsmethoden die Beziehungen innerhalb der Familien zu unterstützen und die physischen Fähigkeiten der Kinder sowie ihre Lernkapazität und ihr soziales Verhalten zu fördern.
Explizit aufgenommen werden die Bewegungselemente im darauf folgenden dritten Unterthema „Interaktionsformen“<ref>'''European  Kinaesthetics Association (Hg.) (2020):''' Kinaesthetics. Konzeptsystem. Linz, Winterthur: Verlag European Kinaesthetics Association. ISBN 978-3-903180-00-0. S. 16 f.</ref> des ersten Konzepts „Interaktion“. Hier wird einleitend die zwischenmenschliche Interaktion als ein Aufeinandertreffen zweier „Zeit-Raum-Anstrengungs-Systeme“<ref>ebd.</ref> beschreiben, also zweier Systeme (im Sinn des kybernetischen Fachbegriffs), die sich grundsätzlich durch die Bewegungselemente Zeit, Raum und Anstrengung auszeichnen.
: ''[…]
: ''Frank und Lenny lernten sich 1975 bei der Arbeit in einer Klinik für Drogenentzug im Allgäu, BRD, kennen. Sie hatten damals schon beide ihre eigene Arbeit mit der menschlichen Bewegung entwickelt, bei der Berührung das wichtigste Kommunikationsmittel ist, und wandten sie bei sehr verschiedenen Klienten an. Sie entdeckten, dass ihre Ausbildung und ihr beruflicher Werdegang als Lehrer und Therapeuten ähnlichen Ursprungs waren und sich ergänzten. Ihre Bewegungslehrer kamen aus der Richtung des Modern Dance von Amerika und Europa aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg. In jenem neuen Umgang mit der menschlichen Bewegung liegen die Wurzeln der erfahrungsbezogenen Ausrichtung in der modernen Erziehung und Psychologie. Die Ideen der '''humanistischen Psychologie''' mit der Betonung der Ganzheit des Menschen waren die Grundlage von Franks und Lennys beruflicher Tätigkeit. Dabei setzten sie Berührung und Bewegung als wichtigste Mittel ein, um eine Verbesserung der Handlungsweisen, des Lernens und der Kommunikation von Menschen zu erreichen.“''<ref>ebd., S. 5 f.</ref>


Die Interaktionsformen definieren sich durch die Unterschiede, wie sich die InteraktionspartnerInnen in einer Interaktion in Bezug auf die Bewegungselemente aneinander anpassen bzw. eine führende oder folgende Rolle übernehmen.  
=== Humanistische Psychologie in „Kinästhetik – Interaktion durch Berührung und Bewegung in der Pflege“ ===
Die erste Auflage dieses Buches von Frank Hatch, Lenny Maietta und Suzanne Schmidt stammt aus dem Jahr 1992 und stellt das erste öffentliche Fachbuch zur Kinästhetik dar. In diesem ca. 190-seitigen Werk mit einem Vorwort von SR. Liliane Juchli beschränken sich die AutorInnen auf den Anwendungsbereich der Pflege. Das erste Kapitel „Kinästhetik in der Krankenpflege“ der vierten Auflage<ref>'''Hatch, Frank; Maietta, Lenny; Schmidt, Suzanne (1996):''' Kinästhetik. Interaktion durch Berührung und Bewegung in der Pflege. Übersetzung: Ina Citron. 4. Auflage. Eschborn: Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe. ISBN 3-927944-02-5. S. 15 ff.</ref> thematisiert die Krankenpflege als helfenden Beruf und körperlich belastende Tätigkeit, die nötigen präventions- und ressourcenorientierten Fähigkeiten und dann die Fragen, was Kinästhetik ist und unter welchen Einflüssen sie entwickelt wurde. In diesem Zusammenhang findet sich nach dem Unterkapitel „Verhaltenskybernetik“ das nachfolgend zitierte Unterkapitel „Humanistische Psychologie“<ref>ebd., S. 20.</ref>. Als dritter Einfluss wird danach der moderne Tanz genannt.
: '' <big>„• '''Humanistische Psychologie'''</big>
: ''Die humanistische Psychologie hat die Kinästhetik ebenfalls stark beeinflußt. Die Betrachtung des Menschen in seiner Ganzheit [im Original kursiv] und die Beachtung seiner Fähigkeit zur Selbstbestimmung [im Original kursiv] sind die Ausgangspunkte jeder Handlung. Für die pflegerische Praxis bedeutet dies, daß jede beteiligte Person, die Pflegende ebenso wie die Patientin, die Beachtung dieser Selbstkontrolle erfährt. Das schließt aus, daß andere Menschen nur als Objekte, ohne Einbeziehung ihrer Fähigkeiten und ohne wechselseitige Zustimmung, manipuliert oder behandelt werden.“<ref>ebd.</ref>


Allerdings verschwimmt genau dieser Unterschied des Führens und Folgens in der gleichzeitig-gemeinsamen Interaktionsform: Die InteraktionspartnerInnen passen ihre Bewegung kontinuierlich und wechselseitig so aneinander an, dass in ihrem Empfinden weder die eine noch die andere Person die gemeinsame Bewegungsgeschwindigkeit, die Nutzung der Bewegungsspielräume oder der Muskelkraft hauptsächlich bestimmt. Bei der einseitigen Interaktionsform übernimmt hingegen eine InteraktionspartnerIn die führende Rolle in Bezug auf die Bewegungselemente, bei der schrittweisen Interaktionsform wechselt dies zwischen den PartnerInnen hin und her.
== LQ 04/2010: „Kinaesthetics und Humanistische Psychologie: Der Mensch will sich selbst verwirklichen“ ==
 
{{Infobox|mit Fachliteratur angelegt|Axel Enke/Stefan Marty-Teuber}}
Die Bewegungselemente bilden somit die Grundlage, um in einer Interaktion auf den Unterschied des Führens und Folgens bzw. auf die Interaktionsform achten zu können.
''''' Zusammenfassung: ''''' <br>
 
Das folgende Zitat ist ein Artikel aus der Rubrik „forschung“ der Zeitschrift „lebensqualität“ 04/2010. Axel Enke stellt in diesem Artikel die Humanistische Psychologie und inhaltliche Zusammenhänge mit der Kinästhetik dar.
===== Konzept „Anstrengung“ =====
[[Datei:Lq-2010-4-Abraham-Maslow.png|450px|thumb|zentriert|Abbildung aus dem Artikel der Zeitschrift „lebensqualität“ 04/2010]]
Im „Kinaesthetics – Konzeptsystem“ finden die Bewegungselemente nur noch im vierten Konzept „Anstrengung“<ref>ebd., S. 37 ff.</ref> eine explizite Erwähnung. Hier wird darauf verwiesen, dass im Rahmen des Unterthemas „1.2 Bewegungselemente“ die Unterscheidung zwischen dem inneren und äußeren Bewegungselement und '' „der quantitative Aspekt der inneren Anstrengung im Vordergrund“''<ref>ebd., S. 37</ref> stehe. Im Gegensatz dazu gehe es im vierten Konzept „Anstrengung“ um die qualitativen Aspekte, die durch das komplexe Zusammenspiel von Ziehen und Drücken erfahrbar sei.
: '' <span style="color:gray;"><big> „Kinaesthetics und Humanistische Psychologie''</big></span>
===== Bewegungselemente und übrige Konzepte =====
: '' <big><big><big>Der Mensch will sich selbst verwirklichen</big></big></big> ''
In den übrigen Konzepten werden die Bewegungselemente nicht explizit erwähnt. Klar ist, dass sie für alle Konzepte eine grundlegende Bedeutung haben. So ist z. B. die Unterscheidung zwischen [[Massen und Zwischenräume|Massen und Zwischenräumen]] eng mit dem Bewegungselement Raum verbunden oder die Tatsache, dass Massen in einer Bewegung einander folgen können, mit dem Bewegungselement Zeit und Raum. Desgleichen bringen TrainerInnen oder AusbilderInnen in Kinaesthetics-Bildungsangeboten parallele und spiralige Bewegungsmuster oft in einen Zusammenhang mit den Bewegungselementen und ebenso andere Konzepte und ihre Unterthemen.
 
=== „Bewegungselemente“ in den Demenz-Aufbaumodulen ===
==== Einbettung der Bewegungselemente in die Demenz-Aufbaumodule ====
Die Bewegungselemente werden im Aufbaumodul Demenz 1 „Sich und die Welt wahrnehmen“<ref> ''' European Kinaesthetics Association (Hg.) (2022) ''': Aufbaumodul Demenz 1: Sich und die Welt wahrnehmen. Arbeitsunterlagen. Unter Mitarbeit von Franziska Gysin, Christine Grasberger, Brigitte Marty-Teuber, Stefan Marty-Teuber, Sabine Siemann, Erich Weidmann. Linz (AT), Winterthur (CH): Verlag European Kinaesthetics Association. ISBN 978-3-903052-46-8. </ref> und im Aufbaumodul Demenz 2 „Sich in Beziehung erfahren“<ref> ''' European Kinaesthetics Association (Hg.) (2022) ''': Aufbaumodul Demenz 2: Sich in Beziehung erfahren. Arbeitsunterlagen. Unter Mitarbeit von Franziska Gysin, Christine Grasberger, Brigitte Marty-Teuber, Stefan Marty-Teuber, Sabine Siemann, Erich Weidmann. Linz (AT), Winterthur (CH): Verlag European Kinaesthetics Association. ISBN 978-3-903052-47-5. </ref> thematisiert.
 
Im Aufbaumodul Demenz 1 sind die Bewegungselemente Thema des vierten Teils. Die betreffenden Ausführungen bauen auf den vorausgehenden drei Teilen „Erfahrbare Eigenschaften der Wahrnehmung“, „Kinästhetisches Sinnessystem“ und „Wahrnehmung und Bewegung als zirkulärer Prozess“ auf. Entsprechend werden die Bewegungselemente mit der [[Feedback-Control-Theorie]] verbunden und ihre Bedeutung hauptsächlich im Zusammenhang mit dem übergeordneten Thema „Sich und die Welt wahrnehmen“ aufgezeigt.
 
Im Aufbaumodul Demenz 2 werden die Bewegungselemente als zweiter Teil „Bewegungselemente als Grunddimensionen der Interaktionsgestaltung“ wieder aufgegriffen. Voraus geht der erste Teil „Beziehung und Beziehungsgestaltung“. Wie es die Überschrift und das übergeordnete Thema „Sich in Beziehung erfahren“ sagt, werden sie hier hauptsächlich aus der Perspektive der Beziehungs- und Interaktionsgestaltung beleuchtet.
==== Die Bewegungselemente im Aufbaumodul Demenz 1 ====
===== Einführung =====
Im Aufbaumodul Demenz 1 „Sich und die Welt wahrnehmen“ werden die Bewegungselemente in „Teil 4: Die Bewegungselemente Zeit, Raum und Anstrengung“<ref> ''' European Kinaesthetics Association (Hg.) (2022) ''': Aufbaumodul Demenz 1: Sich und die Welt wahrnehmen. Arbeitsunterlagen. Unter Mitarbeit von Franziska Gysin, Christine Grasberger, Brigitte Marty-Teuber, Stefan Marty-Teuber, Sabine Siemann, Erich Weidmann. Linz (AT), Winterthur (CH): Verlag European Kinaesthetics Association. ISBN 978-3-903052-46-8. S. 40 ff.</ref> folgendermaßen eingeführt:
: ''''' „Grundlegende Elemente jeder Bewegung'''<br>Im vorausgehenden Teil 3 wurde deutlich, dass Wahrnehmen ein fortlaufender zirkulärer Prozess ist, der immer mit der eigenen Bewegung verbunden ist. Dabei stehen die Qualität der Bewegung und die Differenziertheit der Wahrnehmung in einem engen wechselseitigen Zusammenhang.
: ''Bewegung bedeutet für den Menschen immer, angepasst an die Situation
:* ''die Bewegungsgeschwindigkeit zu regulieren (Zeit),
:* ''die räumliche Beziehung seiner Körperteile zu verändern (Raum) und
:* ''Muskelspannung aufzubringen (Anstrengung).
: ''Während des ganzen Lebens gestaltet der Mensch in all seinen Aktivitäten – meistens unbewusst – das Zusammenspiel dieser drei Größen. Sie bilden die grundlegenden Elemente jeder Bewegung in der Schwerkraft und werden mit dem kinästhetischen Fachbegriff als Bewegungselemente bezeichnet. Die Qualität, in der wir unsere Bewegung an eine konkrete Situation anpassen, kann durch die Art und Weise dieses Zusammenspiels beschrieben werden.
: ''Zugleich sind für jeden Menschen unter dem Blickwinkel der Bewegungselemente grundlegende Unterschiede mit seiner Bewegungswahrnehmung erfahrbar.“ ''<ref>ebd., S. 42</ref>
Unter der Überschrift „Bedeutung für Menschen mit Demenz“<ref> ebd.</ref> wird darauf hingewiesen, dass oft beobachtbar ist, dass Menschen mit Demenz die Bewegungselemente immer weniger differenziert und vielfältig nutzen. Dementsprechend nehmen sie ihre eigene Bewegung weniger differenziert wahr, was wiederum die weniger differenzierte Nutzung der Bewegungselemente verstärkt.
 
Unter der Überschrift „Bedeutung für die Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz“<ref> ebd.</ref> wird auf die Notwendigkeit hingewiesen, in alltäglichen Unterstützungssituationen fortlaufend auf die Nutzung der eigenen Bewegungselemente zu achten und sie den Möglichkeiten der betreffenden Person mit Demenz anzupassen. Die Absicht dabei sei, ''„die Person so zu unterstützen, dass sie diesbezüglich in ihrer eigenen Bewegung wieder mehr und differenziertere Möglichkeiten entdecken kann“''<ref>ebd.</ref>.
 
Im Anschluss werden unter der Überschrift „Die Bedeutung der Bewegungselemente für Wahrnehmung und Praxis“ <ref>ebd., S. 41 f.</ref> die einzelnen Bewegungselemente und ihre jeweilige Bedeutung für die Person mit Demenz sowie Pflegende und Betreuende dargestellt.
===== Das Bewegungselement Zeit =====
Zum Bewegungselement Zeit wird festgehalten, dass es in der Geschwindigkeit der eigenen Bewegung erfahr- und beobachtbar sei. Im Vergleich mit den Erläuterungen im „Kinaesthetics – Konzeptsystem“ ist bemerkenswert, dass die dortigen Stichworte der individuell benötigten Zeit, der Reihenfolge, Geschwindigkeit und Dauer (vgl. oben ) folgendermaßen präzisiert werden:
: '' „Genauer ausgedrückt, geht es um die Fähigkeit des Menschen, die Bewegungsgeschwindigkeit der einzelnen Körperteile fortlaufend zu dosieren und an die jeweilige Aktivität anzupassen. Gesunden Menschen fällt es in der Regel ganz einfach, die Bewegung in alltäglichen Aktivitäten zu beschleunigen oder zu verlangsamen, wie es die Situation gerade erfordert.“<ref>ebd., S. 41.</ref>
Der Blickwinkel, wie schnell oder langsam eine Aktivität gestaltet wird oder wie lange sie dauert, wird somit dadurch präzisiert, dass man darauf achtet, wie man die eigene Bewegungsgeschwindigkeit fortlaufend situationsgerecht anpassen und verändern kann.
 
Auf der Bedeutungsebene wird anschließend darauf aufmerksam gemacht, dass gerade Menschen mit Demenz auf eine Unterstützung angewiesen sind, die sich an ihrem eigenen Bewegungstempo orientiert. Dies werde von Pflegenden und Betreuenden, die mit der Kinästhetik vertraut sind, ''„als Schlüssel einer wirklich gemeinsamen und wahrnehmungsfördernden Interaktion und Beziehungsgestaltung bezeichnet“''<ref>ebd.</ref>.
===== Das Bewegungselement Raum =====
Das Bewegungselement Raum wird folgendermaßen beschrieben:
: '' „Der räumliche Aspekt einer Bewegung ist durch Richtungsänderungen in und zwischen den Körperteilen erfahrbar und beobachtbar. Dabei geht es um die Art und Weise, wie der Mensch seine körperlichen Bewegungsspielräume nutzt. Grundlage des inneren Raums sind anatomische Gegebenheiten. Er wird aus der Innenperspektive durch individuelle Bewegungsmuster oder auch durch Schmerzsituationen beeinflusst. Aus der Außenperspektive spielen die Gestaltung der Bewegungsinteraktion bei einer Unterstützung und überhaupt das äußere, materielle „Platzangebot“ eine Rolle. Die Kompetenz eines Menschen, die Bewegungsrichtungen seiner Körperteile im Verlaufe einer Aktivität immer wieder anzupassen, ist eine wichtige Voraussetzung für alle alltäglichen Aktivitäten.“<ref>ebd.</ref>
Im Vergleich mit dem „Kinaesthetics – Konzeptsystem“ wird das Bewegungselement Raum hauptsächlich als erfahr- und beobachtbar durch Veränderungen der Bewegungsrichtungen und durch die Nutzung der Bewegungsspielräume charakterisiert. Bemerkenswert ist der Hinweis, dass das Bewegungselement Raum aus der Perspektive der betreffenden Person durch ihre individuellen Bewegungsmuster oder Schmerzsituationen beeinflusst wird.
 
Auf der Bedeutungsebene wird die Beobachtung, dass Menschen mit Demenz die möglichen Bewegungsrichtungen zunehmend weniger vielfältig nutzen, durch ein einleitendes Beispiel veranschaulicht:
: '' „Frau B. lässt sich zwar auf das Sofa auf dem Gang ihres Heims plumpsen, kommt aber kaum mehr hoch (Bewegungselement Zeit). Die einzige Richtung, in die sie es versucht, geht gerade nach vorne (Bewegungselement Raum). Manchmal wippt sie dreimal vor und zurück, um mit Schwung hochzukommen, aber es gelingt ihr nicht immer. [im Original kursiv]“<ref>ebd.</ref>
Ebenso wird darauf hingewiesen, dass eine Unterstützung, dank der Menschen mit Demenz ihre Bewegungsspielräume wahrnehmen und ihr Körperbewusstsein verfeinern können, ihre allgemeine Entwicklung begünstigt.
===== Das Bewegungselement Anstrengung =====
Das Bewegungselement Anstrengung wird als erfahr- und beobachtbar durch Veränderungen der Muskelspannung charakterisiert. Ähnlich wie beim Bewegungselement Zeit wird dies durch den Hinweis präzisiert, dass es dabei um das fortlaufende Dosieren und Anpassen geht, hier also darum, die Muskelspannung situationsgerecht auf- und abbauen zu können. Zudem wird erwähnt, dass bei heraus- oder überfordernden Aktivitäten oft eine unbewusste oder sozusagen automatische, aber nicht hilfreiche Erhöhung der Muskelspannung beobachtbar ist.<ref>ebd., S. 42.</ref>
 
Auf der Bedeutungsebene wird die Beobachtung einer hohen Körperspannung bei Menschen mit Demenz erwähnt und wieder, dass eine entsprechend angepasste Unterstützung ihre allgemeine Entwicklung begünstigt.
 
===== Bewegungserfahrung: Zusammenhang zwischen Bewegungselementen und Bewegungswahrnehmung =====
Den Abschluss dieses Kapitels bildet eine [[Bewegungserfahrung]], mit der die LeserIn in Bezug auf das übergeordnete Thema „Sich und die Welt wahrnehmen“ den Zusammenhang zwischen der unterschiedlichen Nutzung der Bewegungselemente und der Differenziertheit der Bewegungswahrnehmung in ihrem eigenen Körper erfahren kann:
: '' „Probieren Sie es aus:
: '' Legen Sie sich in Rückenlage und erhöhen Sie Ihre gesamte Körperspannung. Drehen Sie sich nun mit erhöhter Körperspannung in die Seitenlage. Wie differenziert können Sie dabei die Gewichtsverlagerungen Ihrer Körperteile wahrnehmen? Führen sie dieselbe Aktivität aus, indem Sie nun Ihre Muskelspannung möglichst angepasst regulieren. Vergleichen Sie, wie sich dieser Unterschied auf die Differenziertheit Ihrer Bewegungswahrnehmung auswirkt.
: '' Verändern Sie nun in derselben Aktivität ein anderes Bewegungselement (Zeit oder Raum) und beobachten Sie, wie sich diese Veränderungen auf die Differenziertheit Ihrer Bewegungswahrnehmung auswirken. [im Original kursiv]“''<ref>ebd.</ref>
 
==== Die Bewegungselemente im Aufbaumodul Demenz 2 ====
===== Einleitung =====
Wie erwähnt werden die Bewegungselemente im Aufbaumodul Demenz 2 „Sich in Beziehung erfahren“<ref> ''' European Kinaesthetics Association (Hg.) (2022) ''': Aufbaumodul Demenz 2: Sich in Beziehung erfahren. Arbeitsunterlagen. Unter Mitarbeit von Franziska Gysin, Christine Grasberger, Brigitte Marty-Teuber, Stefan Marty-Teuber, Sabine Siemann, Erich Weidmann. Linz (AT), Winterthur (CH): Verlag European Kinaesthetics Association. ISBN 978-3-903052-47-5. </ref> im zweiten Teil „Bewegungselemente als Grunddimensionen der Interaktionsgestaltung“<ref>ebd., S. 20 ff.</ref> hauptsächlich aus der Perspektive der Beziehungs- und Interaktionsgestaltung beleuchtet.
 
Dabei werden die Einführung in die Bewegungselemente und ihre Beschreibungen aus dem Aufbaumodul Demenz 1 übernommen. Diese Beschreibungen werden beim Bewegungselement Zeit und Raum je mit einem Praxisbeispiel veranschaulicht, an das sich Erläuterungen zu den auftretenden Phänomenen der [[Interaktion]] und zu ihrer Bedeutung für die Interaktionsgestaltung anschließen.
 
Vor diesem Hintergrund werden im Folgenden ein grundlegender Ausschnitt aus der Einführung und jeweils die Erläuterungen zu den Interaktionsphänomenen sowie die Bedeutung für die Interaktionsgestaltung zitiert.
===== Einführung: Bewegungselemente und Interaktion =====
An das Zitat aus der Einführung in die Bewegungselemente aus dem Aufbaumodul Demenz 1 und eine Bewegungserfahrung zum komplexen Zusammenspiel der Bewegungselemente schließen sich die folgenden grundlegenden Aussagen an:
: '' „Die Kompetenz, das Zusammenspiel der Bewegungselemente fortlaufend in jeder Situation anzupassen, entwickelt jeder Mensch lebenslang weiter. Die Entwicklung kann in Richtung von mehr oder weniger Anpassungsmöglichkeiten gehen, mit denen der Alltag selbstständig gestaltet werden kann. Deshalb ist es besonders wichtig, einen Menschen bei körperlichen Veränderungen im Alter oder bei demenziellen Veränderungen darin zu unterstützen, sein Zusammenspiel der Bewegungselemente vielfältig zu nutzen.
: '' Jeder Mensch hat seine individuelle Art und Weise, in seinen alltäglichen Aktivitäten das komplexe Zusammenspiel der Bewegungselemente zu gestalten. In der Interaktion über Berührung und Bewegung begegnen sich zwei Menschen mit ihrer individuellen Art und Weise, Zeit, Raum und Anstrengung in alltäglichen Aktivitäten einzusetzen. Dabei müssen beide Beteiligten fortlaufend ihre Bewegungselemente an die eigenen Bewegungsmöglichkeiten und gleichzeitig an das Gegenüber anpassen. Deshalb wird die vollständige Beschreibung dieser Situation aus den Blickwinkeln der Bewegungselemente hochkomplex.
: '' Vor diesem Hintergrund wird im Folgenden die Komplexität reduziert, indem die Interaktion für beide Beteiligten hauptsächlich aus der Perspektive je eines Bewegungselementes beschrieben wird.“''<ref>ebd., S. 20 f.</ref>
===== Bewegungselement Zeit: Interaktionsphänomene und ihre Bedeutung für die Interaktionsgestaltung =====
Beim Bewegungselement Zeit werden die relevanten Interaktionsphänomene folgendermaßen beschrieben:
: '' „Wenn Menschen über Berührung und Bewegung miteinander in Interaktion treten, beeinflussen sich ihre Bewegungsgeschwindigkeiten wechselseitig. Die InteraktionspartnerInnen passen sich meist unbewusst und so gut, wie sie es können, aneinander an. Es entsteht eine gemeinsame Bewegungsgeschwindigkeit oder genauer gesagt eine situativ angepasste Beschleunigung und Verlangsamung der gemeinsamen Bewegung.
: ''Diese Geschwindigkeit kann für beide passen und keine der PartnerInnen überfordern. Es kann aber auch passieren, dass eine InteraktionspartnerIn von der Bewegungsgeschwindigkeit der anderen PartnerIn überfordert wird, nicht „mitkommt“ und diesbezüglich die Interaktion von sich aus nicht mitbestimmen kann. Sie wird sich übergangen fühlen und sich kaum in einer wertschätzenden und unterstützenden Beziehung erfahren.
: ''Die wechselseitigen Anpassungen der eigenen Bewegungsgeschwindigkeit sind bei beiden InteraktionspartnerInnen mit der fortlaufenden Regulation der anderen Bewegungselemente verbunden. Die Art und Weise, wie sie ihre Bewegungsgeschwindigkeit anpassen, beeinflusst somit fortlaufend die Qualität, wie sie die eigenen Bewegungsrichtungen und die eigene Anstrengung regulieren können.“''<ref>ebd., S. 22.</ref>
[[Datei:Screenshot-Bew-el-Zeit-FCT.png|600px|thumb|links|Die Grafik veranschaulicht das kybernetische Verständnis einer Interaktion aus der Perspektive der Bewegungselemente. Hier wird der Aspekt verdeutlicht, wie zwei InteraktionspartnerInnen mit ihrer individuellen Regulation der Bewegungsgeschwindigkeit (Bewegungselement Zeit) aufeinandertreffen.<ref>ebd., S. 22.</ref>]]
Die Bedeutung für die Interaktionsgestaltung mit Menschen mit Demenz wird folgendermaßen erläutert:
: ''Bei Menschen mit Demenz ist häufig beobachtbar, dass sich ihre Fähigkeit verändert, fortlaufend ihre Bewegungsgeschwindigkeit flexibel zu dosieren und anzupassen. In Bewegungsinteraktionen reagieren sie oft sehr empfindlich, wenn sie sich von der Bewegungsgeschwindigkeit des Gegenübers überfordert fühlen. Dies kann sich z. B. dadurch äußern, dass sie ihre eigene Bewegungsgeschwindigkeit stark verlangsamen, ihre Anstrengung erhöhen und kaum mehr in der Lage sind, eine geeignete Bewegungsrichtung zu finden. Die Beziehung fühlt sich in solchen Fällen für beide Beteiligten eher als ein Gegeneinander und nicht als ein Miteinander an.
: ''Für professionelle Bezugspersonen ist es eine große Herausforderung, in jedem Moment der Interaktion bewusst auf ihre eigene Bewegungsgeschwindigkeit zu achten. Im beruflichen Alltag besteht häufig ein gewisser Zeitdruck. Er macht es einem nicht leicht, sich bewusst und differenziert an die oft sehr langsame oder manchmal auch abrupt wechselnde Bewegungsgeschwindigkeit einer Person mit Demenz anzupassen.
: ''Die Kompetenz von Bezugspersonen, die Achtsamkeit auf ihre eigene Bewegungsgeschwindigkeit zu lenken und diese an das Gegenüber anzupassen, ist eine Grundlage dafür, dass sich Menschen mit Demenz in der Interaktion über Berührung und Bewegung beteiligt und wirksam fühlen können.“''<ref>ebd.</ref>
===== Bewegungselement Raum: Interaktionsphänomene und ihre Bedeutung für die Interaktionsgestaltung =====
Beim Bewegungselement Raum werden die relevanten Interaktionsphänomene folgendermaßen beschrieben:
: '' „In der Interaktion über Berührung und Bewegung verständigen sich die InteraktionspartnerInnen fortlaufend über die gemeinsamen Bewegungsrichtungen. Dabei müssen sie gleichzeitig ihren inneren Möglichkeiten der Bewegungsrichtungen in und mit all ihren Körperteilen folgen und sich zusätzlich auf gemeinsame Richtungen verständigen.
: '' Im optimalen Fall fühlt sich diese wechselseitig aufeinander abgestimmte Verständigung für beide Beteiligten selbstbestimmt an. Wird aber eine Bewegungsrichtung von einer InteraktionspartnerIn vorgegeben oder erzwungen, kann das beim Gegenüber zum Gefühl der Manipulation, zu Widerstand oder auch zu Resignation führen.
: '' Im Fall des Widerstands wird besonders deutlich, dass die Art und Weise, wie die wechselseitigen Anpassungen der Bewegungsrichtung geschehen, fortlaufend die Qualität beeinflusst, wie die eigene Bewegungsgeschwindigkeit und die eigene Anstrengung reguliert werden können.“''<ref>ebd., S. 23 f.</ref>
[[Datei:Screenshot-Bew-el-Raum-FCT.png|600px|thumb|links|Die Grafik veranschaulicht das kybernetische Verständnis einer Interaktion aus der Perspektive der Bewegungselemente. Hier wird der Aspekt verdeutlicht, wie zwei InteraktionspartnerInnen mit ihrer individuellen Regulation der Bewegungsrichtungen und Nutzung ihrer Bewegungsspielräume (Bewegungselement Raum) aufeinandertreffen.<ref>ebd., S. 24.</ref>]]
Die Bedeutung für die Interaktionsgestaltung mit Menschen mit Demenz wird folgendermaßen erläutert:
: '' Häufig haben Menschen mit Demenz das Problem, dass sie ihre eigenen Bewegungsmöglichkeiten nicht mehr vielfältig nutzen oder ihre Beweglichkeit aufgrund einer hohen Körperspannung eingeschränkt ist. In der Bewegungsinter-aktion mit Menschen mit Demenz sind ihre Richtungsveränderungen für das Gegenüber oft überraschend, manchmal ungewohnt oder sogar der eigenen Erwartung entgegengesetzt. Es passiert leicht, dass man sie sofort in die „richtige“ Richtung“ lenken möchte, dieser Versuch aber mit Widerstand beantwortet wird. 
: '' Die professionelle Gestaltung von Interaktionen über Berührung und Bewegung zielt darauf ab, die Person mit Demenz darin zu unterstützen, dass sie passende Bewegungsrichtungen wahrnehmen und finden kann. Dies kann nur dann gelingen, wenn sie die Bewegungsunterstützung als „fragend“, als gemeinsame Suche und nicht als Vorgabe erfahren. 
: '' Von professionellen Bezugspersonen erfordert dies eine sehr differenzierte und achtsame Gestaltung der eigenen Bewegungsrichtungen, verbunden mit einer ebenso differenzierten Anpassung der eigenen Anstrengung und Bewegungsgeschwindigkeit.“''<ref>ebd.</ref>
 
===== Bewegungselement Anstrengung: Interaktionsphänomene und ihre Bedeutung für die Interaktionsgestaltung =====
Beim Bewegungselement Anstrengung werden die relevanten Interaktionsphänomene folgendermaßen beschrieben:
: '' „Die Qualität einer Interaktion über Berührung und Bewegung ist maßgeblich davon abhängig, dass die Beteiligten ihre Anstrengung angepasst regulieren können. Beide InteraktionspartnerInnen passen den Auf- und Abbau ihrer Muskelspannung im gesamten Körper fortlaufend an das Geschehen an.“''<ref>ebd.</ref>  
An diese Ausführungen schließt sich eine [[Partnererfahrung]] an, mit der die LeserIn mit einer PartnerIn den Unterschied der Wirkung einer Unterstützung mit hoher Muskelspannung oder mit einer achtsam regulierten Muskelspannung in ihrem eigenen Körper erfahren kann. Desgleichen macht diese Partnererfahrung eine gemeinsame Reflexion darüber möglich, wie die jeweilige Unterstützung das Gefühl der Beziehung beeinflusst.
: '' „Probieren Sie es aus:
: '' Unterstützen Sie Ihre PartnerIn dabei, den Arm so zu bewegen, dass sie ihre Hand zum Mund führen kann (so wie z. B. zum Essen). Variieren Sie als unterstützende Person Ihre Anstrengung, indem Sie Ihre PartnerIn einmal durchgehend mit hoher Muskelspannung unterstützen und einmal Ihre Muskelspannung sehr achtsam regulieren und reduzieren. 
: ''Diskutieren Sie anschließend die folgenden Fragen:
: '' Wie wirkt sich Ihre Anstrengung auf die Anstrengung der PartnerIn aus?
: '' Wie wirkt sich die Veränderung Ihrer Anstrengung auf die Anpassungsmöglichkeiten der Bewegungsrichtungen beider Beteiligten aus?
: '' Wie wirkt sich die Veränderung Ihrer Anstrengung auf die Anpassungsmöglichkeiten der Bewegungsgeschwindigkeit beider Beteiligten aus?
: '' Wie beeinflusst die Dosierung der Anstrengung das Gefühl der Beziehung?  [im Original kursiv]“''<ref>ebd., S. 25.</ref>
Auf diese Partnererfahrung folgen weitere Erläuterungen zu Interaktionsphänomenen in Bezug auf das Bewegungselement Anstrengung:
: '' Sehr oft ist bei Interaktionen über Berührung und Bewegung beobachtbar und erfahrbar, dass die InteraktionspartnerInnen ihre Anstrengung in ähnlicher Weise anpassen. Es kann z. B. leicht passieren, dass man sich unbewusst an die hohe Körperspannung des Gegenübers anpasst und die eigene Anstrengung ebenso erhöht. Vielleicht kennen Sie das Phänomen, dass man sogar in einer Interaktion ohne Körperkontakt das Gefühl bekommt, die hohe Körperspannung des Gegenübers übertrage sich auf einen selbst.
: '' Bei beiden InteraktionspartnerInnen beeinflusst die Art und Weise, wie sie wechselseitig ihre eigene Anstrengung anpassen, fortlaufend die Qualität, wie sie die eigene Bewegungsgeschwindigkeit und die eigenen Bewegungsrichtungen regulieren können.“''<ref>ebd.</ref>
[[Datei:Screenshot-Bew-el-Anstrengung-FCT.png|600px|thumb|links|Die Grafik veranschaulicht das kybernetische Verständnis einer Interaktion aus der Perspektive der Bewegungselemente. Hier wird der Aspekt verdeutlicht, wie zwei InteraktionspartnerInnen mit ihrer individuellen Regulation der Muskelspannung (Bewegungselement Anstrengung) aufeinandertreffen.<ref>ebd.</ref>]]
Die Bedeutung für die Interaktionsgestaltung mit Menschen mit Demenz wird folgendermaßen erläutert:
: '' Im Verlauf einer demenziellen Entwicklung verändern Menschen oft ihre Art und Weise, wie sie ihre Anstrengung regulieren. Häufig entwickeln sie die Tendenz, ihre Körperspannung grundsätzlich zu erhöhen oder insbesondere dann, wenn sie in einer Situation verunsichert oder überfordert sind. Damit verbunden sind oft die Verminderung der Beweglichkeit (Bewegungselement Raum) und Veränderungen der Bewegungsgeschwindigkeit. In Bewegungsinteraktionen mit Menschen mit Demenz ist dies manchmal sehr deutlich erfahrbar und kann dazu führen, dass die Interaktionen immer anspruchsvoller werden. 
: '' Viele professionelle Bezugspersonen berichten über Situationen, in denen die hohe Körperspannung einer Person mit Demenz die Interaktion so sehr erschwert, dass sie sich überfordert fühlen. Sie merken, dass sie selbst für die Unterstützung viel Anstrengung einsetzen und die körperliche Belastung zu groß wird.
: '' Für die professionelle Gestaltung von Interaktionen über Berührung und Bewegung mit Menschen mit Demenz ist es besonders wichtig, die Achtsamkeit auf die Regulation der eigenen Anstrengung zu lenken. Dadurch kann man wahrnehmen, wie sich die Anpassung der eigenen Anstrengung auf die Interaktion auswirkt. Die unbewusste Erhöhung der eigenen Anstrengung kann in einem Teufelskreis zu einem gegenseitigen Aufschaukeln führen. In einem solchen Fall wird sich die Interaktion eher wie ein Kampf als wie eine gegenseitige wertschätzende Verständigung anfühlen.
: '' Wenn umgekehrt eine Bezugsperson ihre eigene Muskelspannung achtsam reguliert, kann dies dazu führen, dass es der Person mit Demenz besser gelingt, ihre eigene Anstrengung zu regulieren und dadurch mehr Bewegungsmöglichkeiten in ihrem Körper zu finden.“''<ref>ebd., S. 25 f.</ref>
===== Die Bedeutung der Bewegungselemente für alle Ebenen der Beziehungsgestaltung =====
Unter dieser Überschrift wird im anschließenden Kapitel des zweiten Teils des Aufbaumoduls Demenz 2 die Bedeutung der Bewegungselemente in bemerkenswerter Weise ausgeweitet<ref>ebd., S. 27 f.</ref>. Unseres Wissens wird diese Idee in der kinästhetischen Fachliteratur nirgends explizit beschrieben.
Im ersten Teil „Beziehung und Beziehungsgestaltung“ werden Ebenen der Beziehungsgestaltung unterschieden. Es sind dies:
:* '' „die verbale Kommunikation über Sprache,
:* '' die paraverbale Kommunikation über Lautstärke, Artikulation, Melodie, Geschwindigkeit und Pausensetzung des Sprechens,
:* '' die nonverbale Kommunikation über Gestik, Mimik, Blickkontakt, Körperhaltung und -bewegung,
:* '' die Interaktion über Berührung und gemeinsame Bewegung.“''<ref>ebd., S. 13.</ref>
In diesem Zusammenhang wird ergänzt, dass diese Ebenen immer mit der Ebene der persönlichen Gefühle und Emotionen verbunden sind. Hervorzuheben ist, dass im Gegensatz zu früherer kinästhetischer Literatur<ref>vgl.  z. B. …</ref> die Interaktion über Berührung und Bewegung nicht wie die vorausgehenden Ebenen als eine Form der Kommunikation bezeichnet wird.
 
In diesem Kapitel werden nun die Blickwinkel, auf die man mithilfe der Bewegungselemente in einer Bewegungsinteraktion achten kann, auf die erwähnten Ebenen der Beziehungsgestaltung bzw. auf alle Formen der zwischenmenschlichen [[Interaktion]] ausgeweitet.
 
In diesem Sinn wird auf den selbstverständlichen Zusammenhang zwischen dem Bewegungselement Zeit und dem Sprechtempo hingewiesen, aber auch darauf, dass sich Gefühle wie Zorn oder Stress in einer erhöhten Bewegungsgeschwindigkeit oder Muskelspannung äußern können. Desgleichen wird der Zusammenhang der Bewegungselemente Raum und Anstrengung mit Lautstärke oder Artikulation (d. h., mit der paraverbalen Kommunikation) erwähnt.
 
In Bezug auf die nonverbale Kommunikation wird darauf aufmerksam gemacht, dass Körperhaltung oder -bewegung, Gestik und Mimik auf Bewegungen beruhen. Somit können die Bewegungselemente auch hier eine Hilfe sein, um bewusst auf die Gestaltung der nonverbalen Kommunikation zu achten. Das Gleiche gelte für Gefühle und Emotionen, die – oder vielleicht besser – insofern sie sich auch körperlich zeigen.


Abschließend werden einerseits die hohe Komplexität der zwischenmenschlichen Interaktion bzw. die große Herausforderung, diese angepasst zu gestalten, thematisiert. Andererseits wird festgehalten, dass Pflegende und Betreuende durch die Achtsamkeit auf die drei Bewegungselemente die Möglichkeit erhalten, diese Komplexität zu reduzieren und bewusst gestalten zu können.
: ''''' Immer wieder hört und liest man, dass die Humanistische Psychologie eine Grundlage von Kinaesthetics ist. Was das genau heißt und welche Annahmen sich hinter diesem Begriff verstecken, erklärt <span style="color:gray;">Axel Enke</span>.


=== „Bewegungselemente“ in „Kinästhetik – Gesundheitsentwicklung und menschliche Aktivitäten“ ===
: '' Psychologie als Wissenschaft wurde im 19. Jahrhundert begründet. In der Folge entwickelten sich verschiedene Richtungen. Neben dem Behaviorismus (Studium des menschlichen Verhaltens unter Berücksichtigung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse) und der Tiefenpsychologie (Erforschung des Unbewussten) ist die Humanistische Psychologie eine dritte Strömung. Nach den Erfahrungen und Eindrücken des Zweiten Weltkrieges und des Kalten Krieges setzte auch unter PsychologInnen eine Suche nach humanistischen Konzepten ein. Dies führte 1962 zur Gründung der American Association for Humanistic Psychology (AHP), deren bekanntester Vertreter Abraham Maslow (1908–1970) war. Seine weltanschaulichen Wurzeln lagen im Humanismus (siehe Kasten, Seite 39).
MEIN TEXT


=== „MEIN THEMA“ in „Andere berücksichtigte Publikation“ ===
==='' <span style="color:gray;">Abraham Maslow</span>''===
MEIN TEXT


=== Kommentare, Auswertung und offene Fragen ===
: ''<big>Die Maslow-Pyramide. </big> Als Ältestes von sieben Kindern russisch-jüdischer Immigranten hatte Abraham Maslow eine isolierte und unglückliche Kindheit. Sehr früh begann er, viel Zeit mit Literatur zu verbringen, und promovierte 1934 in Psychologie. Bekannt wurde er vor allem durch die Entwicklung seiner Bedürfnispyramide.
MEIN TEXT
: ''Maslow entwickelte ein Menschenbild, welches von einer eher positiven inneren ‚Natur‘des Menschen ausgeht. Diese innere Natur, die er biologisch begründet mit der Geburt als Grundausstattung erhält, gilt es zu fördern und nicht zu unterdrücken. In Gesellschaften wird diese ‚innere Natur‘ hingegen häufig unterdrückt und an der kreativen Entfaltung gehindert, was dann zu Störungen und Erkrankungen führen kann. Die Entfaltung des Menschen orientiert sich an unterschiedlichen Bedürfnissen, die aufeinander aufbauen. Maslow differenziert diese Bedürfnisse auch in Bezug auf ihre Auswirkungen. So hat zum Beispiel die Nichtbefriedigung tiefer liegender Bedürfnisse (wie Essen, Schlafen, Sicherheit) häufig negative Auswirkungen, wohingegen die Beschäftigung mit den höheren (Selbstverwirklichung) eher Glück, Zufriedenheit und Erfüllung bringen. Die tieferen hingegen entwickeln verständlicherweise eine starke Kraft.


== Geschichte des Fachbegriffs ==
: ''<big>Keine einfachen Theorien. </big> Da die Lebensumstände eines Menschen sehr vielseitig sind, wendet Maslow sich gegen zu vereinfachende Theorien. Er sprach sich daher für vielschichtigere Modelle aus:
=== „Bewegungselemente“ im 16. Kinästhetik-Bulletin von 1990 ===
: '' ‚Selbstverwirklichende Menschen, Menschen also, die einen hohen Grad der Reife, Gesundheit und Selbsterfüllung erreicht haben, können uns so viel lehren, dass sie manchmal fast wie eine andere Rasse menschlicher Wesen erscheinen. Doch weil sie so neu ist, ist die Erforschung der höchsten Bereiche der menschlichen Natur und ihrer äußersten Möglichkeiten und Hoffnungen eine schwierige und gewundene Aufgabe. Sie hat für mich eine ständige Zerstörung liebgewordener Axiome mit sich gebracht, die unentwegte Auseinandersetzung mit scheinbaren Paradoxa, Widersprüchen und Zweideutigkeiten, manchmal auch den Zusammenbruch lang etablierter, fest geglaubter und scheinbar unangreifbarer Gesetze der Psychologie. Oft stellte sich heraus, daß es keine Gesetze waren, sondern nur Regeln für das Leben in einem Zustand milder und chronischer Psychopathologie und Ängstlichkeit, im Zustand der Behinderung und Verkrüppelung und Unreife, den wir nicht bemerken, weil die meisten anderen dieselbe Krankheit haben wie wir‘ (Maslow 1973, S. 83 f.).
MEIN TEXT
: ''Eine zentrale Bedeutung haben dabei die äußeren Lebensumstände (Umgebung), die es einem Menschen mehr oder weniger ermöglichen, sich mit Grenzsituationen konstruktiv zu beschäftigen. Die Auseinandersetzung aber mit eben diesen Grenzerfahrungen ermöglicht persönliche Reifung, Wachstum und Entwicklung des Menschen. Eigentlich wollte Maslow eine umfassende psychologische Theorie verfassen. Sein plötzlicher Tod 1970 durch einen Herzinfarkt vereitelte dieses Vorhaben.
[[Datei:Lq-2010-4-Carl-Rogers.png|450px|thumb|zentriert|Abbildung aus dem Artikel der Zeitschrift „lebensqualität“ 04/2010]]


=== „MEIN THEMA“ in „Andere berücksichtigte Publikation“ ===
==='' <span style="color:gray;">Carl Rogers</span>''===
MEIN TEXT
: ''<big>Flucht in die Welt der Bücher. </big> Eine weitere bedeutsame Persönlichkeit für die Entwicklung der Humanistischen Psychologie war der Psychologe und Psychotherapeut Carl Ransom Rogers (1902–1987). Rogers wurde ebenfalls in einer kinderreichen Familie als viertes von sechs Kindern geboren. So wie Maslow wuchs auch er unter wenig glücklichen Umständen auf. Der Grund lag in der fundamentalistisch-religiösen Einstellung der Eltern. Einerseits kümmerten sie sich sehr um die Kinder, kontrollierten aber auch deren Entwicklung sehr stark. Eine strenge und kompromisslose religiös-ethische Grundhaltung prägte seine Kindheit. Auch er „flüchtete“ sich daraufhin in die Welt der Bücher und las frühzeitig sehr viel. Nach einem abgebrochenen Agrarstudium begann er ein Theologiestudium, das er 1922 nach einer sechsmonatigen Chinareise abbrach. Auf dieser Reise, wo er auch an einer internationalen christlichen Studentenkonferenz teilnahm, emanzipierte er sich von seinem Elternhaus. Diese Lebensphase beeinflusste ihn sehr und war nicht leicht für ihn, da es in der Folge schwere Auseinandersetzungen mit seiner Familie gab, der er sich nach wie vor verbunden fühlte.
[[Datei:Lq-2010-4-Infoboxen-Humanismus.png|450px|thumb|rechts|Infoboxen aus dem Artikel der Zeitschrift „lebensqualität“ 04/2010]]
: ''<big>Arbeit mit Problemkindern. </big> 1924 wechselte er in die Erziehungsberatung und studierte nebenher Psychologie in New York. In der Beratungsstelle arbeitete er mit unterprivilegierten ‚Problemkindern‘. In den folgenden 12 Jahren seiner Beratungstätigkeit entwickelte er einen eigenen Beratungsstil, der durch seine erste als Buch veröffentlichte Fallbeschreibung in der Fachwelt wahrgenommen wurde. Er selbst erkannte erst am 11. Dezember 1940 während eines eigenen Vortrages an der Universität Minnesota über seinen eigenen Ansatz, wie weit er sich mit seiner Theorie und Praxis schon von den vorherrschenden psychiatrischen und psychotherapeutischen Auffassungen entfernt hatte.


=== Kommentare, Auswertung und offene Fragen ===
: ''<big>Klientenzentrierter Ansatz. </big> Einer seiner zentralen Ansätze war, ‚dass die KlientIn derjenige ist, der weiß, wo der Schuh drückt, welche Richtung einzuschlagen [ist], welche Probleme entscheidend, welche Erfahrungen tief begraben gewesen sind‘ (Rogers 1973, S. 23). In den folgenden 39 Jahren entwickelte er seinen klientenzentrierten Ansatz immer weiter und beschrieb ihn in seinem wichtigsten Werk ‚Die Entwicklung der Persönlichkeit‘. In seinen Büchern und Aufsätzen übertrug er die personenzentrierten Prinzipien auf andere Gebiete wie Bildung, Partnerschaft, Familie, Großgruppen und interkulturelle Workshops. In Kalifornien gründete er das ‚Center for the Study of the Person’. In den weiteren Jahren engagierte er sich zunehmend in Friedensinitiativen und wurde Anfang 1987 für den Friedensnobelpreis nominiert. Kurz nach seinem 85. Geburtstag stürzte er jedoch so schwer, dass er sich von der anschließenden Operation nicht mehr erholte.
[[Datei:Lq-2010-4-Maslow'sche-Bedürfnispyramide.png|450px|thumb|links|''„Die Maslow’sche Bedürfnispyramide. Darstellung angelehnt an: Mayer, Horst O.: Einführung in die Psychologie., 2. Auflage, Oldenburg, Wissenschaftsverlag, 2005, S. 80.“]]
: ''<big>Große Wirkung. </big> Sein Werk und Wirken hatte viele Auswirkungen. So zählten zum Beispiel zu seinen Schülern Reinhard Tausch (Hamburg), Dr. Marshall B. Rosenberg, der später die gewaltfreie Kommunikation entwickelte, und Thomas Gordon (‚Familienkonferenz‘). Rogers Grundannahme seiner Persönlichkeitstheorie war, dass der Mensch nach Selbstverwirklichung und Selbstaktualisierung strebt und von Grund auf zunächst ‚gut‘ ist. Im Kindes- und Jugendalter kommt es zu prägenden Interaktionen mit der Umwelt, die beim Heranwachsenden zur Entwicklung eines Selbstkonzeptes führen. Dieses kann sowohl positiv als auch negativ geprägt sein. Ist das Idealbild vom Realbild zu weit entfernt (siehe Kasten, Seite 41), kann dies zu psychischen Störungen führen.


== Erfahrungsberichte ==
: ''<big>Ein positives Weltbild. </big> Der humanistische Ansatz Rogers wird eindrucksvoll deutlich in seiner Beschreibung, wie der Mensch ein positives Selbstbild entwickelt. Demnach gibt es sieben wesentliche Botschaften, welche die InteraktionspartnerInnen (Eltern) im Laufe der Erziehung vermitteln müssen, um die Entwicklung eines positiven (gesunden) Selbstkonzeptes zu begünstigen. Diese sind:
* Bibliografische Erfassung
: ''1. Ungeschuldete Liebe (bedingungslos, so wie das Kind ist)
Dieser Erfahrungsbericht beschreibt MEIN TEXT
: ''2. Wertschätzung (partnerschaftlicher Umgang, Berücksichtigung der Bedürfnisbefriedigung, altersangemessene Beteiligung bei der Aufstellung von Regeln)
* Bibliografische Erfassung
: ''3. Echtheit und Interesse
Dieser Erfahrungsbericht beschreibt MEIN TEXT
: ''4. Erfahrung von Autonomie durch Vertrauen in die Fähigkeiten des Kindes
* usw.
: ''5. Anregung und Unterstützung
: ''6. Sicherheit, Geborgenheit und Zuverlässigkeit
: ''7. Zulassen von positiven und negativen Gefühlen
: ''Diese Grundannahmen übertrug Rogers auf verschiedene Settings. 1957 leitete er in Wisconsin ein Forschungsprojekt mit schizophrenen PatientInnen, das seinen Ansatz wissenschaftlich bestätigte. Zusätzlich transportierte er diesen Ansatz in die Beratung und Pädagogik. Eine seiner Grundüberzeugungen bestand darin, dass Lernen in einer angstfreien Umgebung geschehen muss. Die Aufgabe der LehrerIn/DozentIn (etc.) ist es, als Mensch echt und glaubhaft (kongruent) andere Menschen zu unterstützen und ihnen so Lernen zu ermöglichen. Dabei glaubte er an die Selbststeuerung des Menschen. Rogers war auch ein Anhänger des ‚radikalen Konstruktivismus‘, der davon ausgeht, dass der Mensch erst in Kontakt mit anderen Menschen treten muss, um sich in einer sozialen Situation ein Abbild von dieser machen zu können. So entsteht das Selbstbild eines Menschen durch die Summe seiner subjektiven Wahrnehmungen der Umwelt und seiner damit verbundenen Erfahrungen. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, in jeglichen Lernsituationen (Therapie, Beratung, Bildung) gewisse Grundhaltungen als TrainerIn, […] LehrerIn und Eltern zu erlernen. Der Einfachheit halber verwende ich im Folgenden nur den Begriff ‚TrainerIn‘:
: ''><span style="color:gray;"> Kongruenz/Echtheit:</span> Dies bedeutet, dass der/ die TrainerIn selber kongruent und echt sich selber und der KlientIn gegenüber ist. Sie sollen ihre Gefühle diesem Gegenüber zeigen, ohne Wertungen abzugeben oder zu beurteilen. Sie soll sich nicht hinter der TrainerInnenrolle verstecken und die KlientInnen von oben herab betrachten. Nicht die TrainerIn zeigt der KlientIn den richtigen Weg, sondern beide sind gleichberechtigt und suchen zusammen nach Lösungen. Rogers spricht von Transparenz, wenn er sagt, dass das Erleben der TrainerIn mit ihrer Kommunikation mit der KlientIn übereinstimmen soll. Durch dieses Verhalten der TrainerIn erfährt die KlientIn Vertrauen und ist eher bereit, ihre Gefühle zu äußern.


== Weiterführende Literatur und Medien ==
: ''><span style="color:gray;"> Bedingungsfreie Wertschätzung:</span> Dies bedeutet, dass die TrainerIn keinerlei Wertungen und Urteile über die KlientIn und deren Verhalten abgeben soll. Sie soll die KlientIn mit all ihren Fehlern und ohne Bedingungen wertschätzen. Rogers spricht auch von bedingungsfreier positiver Zuwendung. Dies meint aber nicht, dass die TrainerIn alles gutheißen soll, was die KlientIn tut oder sagt. Diese Einstellung lässt sich mit jener von Eltern gegenüber ihrem Kind vergleichen. Eltern lieben ihr Kind, auch wenn sie nicht mit jedem Verhalten einverstanden sind. Gerade in der Erziehung wird auch deutlich, welchen Schaden eine an Bedingungen gebundene Wertschätzung anrichten kann, wenn Eltern die Wertschätzung ihres Kindes von dessen Leistungen oder Wohlverhalten abhängig machen.
* Bibliografische Erfassung
* Bibliografische Erfassung
* usw.


== Vergleiche auch ==
: ''><span style="color:gray;"> Empathie:</span> Bei der Empathie geht es um die Einfühlung in die Erlebniswelt der KlientIn. Die TrainerIn versucht, sich voll und ganz auf die Gefühle der KlientIn einzulassen und diesen zu verstehen. Rogers spricht von „innerem Bezugssystem“ der KlientIn und meint damit dessen Gefühle, Gedanken und Erleben. Empathie ist wohl das schwerste der drei Merkmale, weil man weder oberflächlich Verstehen andeuten noch interpretieren und urteilen soll. Es geht einfach nur um den Versuch, die Gefühle der KlientIn nachzuvollziehen. Eine Voraussetzung für Empathie ist das aktive Zuhören, d. h. eine konzentrierte Aufmerksamkeit auf das wirklich Gemeinte und nicht nur das Gesagte. Die TrainerIn soll verstehen, was die KlientIn meint, soll aber nicht urteilen, interpretieren oder Rückschlüsse auf ein Verhalten ziehen. Merkt die KlientIn, dass sie verstanden wird, so wird sie sich mehr und mehr öffnen.
* [[Artikel]]
* [[Artikel]]
* [[usw.]]


== Zum Begriff ==
: ''<big>In Kontakt mit sich sein. </big> Ein wesentlicher Aspekt der Grundhaltung in der Humanistischen Psychologie ist das ‚In-Kontakt-mit-sich-Sein‘. Marshall B. Rosenberg schreibt in seinem Buch ‚Gewaltfreie Kommunikation‘:
=== Bedeutungsüberblick ===
: ''‚Wir werden eher dazu trainiert, „außenorientiert“ zu leben, als mit uns selbst in Kontakt zu sein‘ (Rosenberg, S. 57).
==== Die Bedeutungen der Begriffe des Begriffs nach dem „Duden Online-Wörterbuch“ ====
: ''Diese Außenorientierung behindert, so Rosenberg, die Menschen an einer achtsamen Kommunikation mit anderen Menschen. Aus diesem Grunde entwickelte er Prinzipien einer gewaltfreien Kommunikation. Wo finden sich nun Gemeinsamkeiten oder ‚geistige Bezüge‘ zwischen diesem humanistischen Ansatz und Kinaesthetics? Folgende Aufzählung mag einige ausgesuchte Aspekte benennen:
Nach dem „Duden Online-Wörterbuch“ hat '''MEIN (1.) BEGRIFF''' folgende Bedeutungen: <br>
: ''> Beide Konzepte wollen auf ihre Weise konkret dazu beitragen, dass Menschen einen respektvollen Umgang miteinander gestalten.
Die Erstbedeutung lautet „a. …“ und „b. …“. Synonyme sind „…“.
: ''> Beide Konzepte glauben an die Fähigkeiten und Ressourcen einer Person, die es zu fördern gilt.
: ''> Bildung wird als ein zentrales Grundbedürfnis definiert, dessen konkrete Ausgestaltung (‚Lernumgebung gestalten‘) persönlichkeitsbildend wirkt.
: ''> Die Lernenden definieren selbst, was sie lernen und lernen am besten in einer angstfreien Umgebung.
: ''> Die Umgebung wird als wichtiger Aspekt gesehen, der sich auf Lernen und Entwicklung interaktiv auswirkt.
: ''> Beide Konzepte zeigen eine ‚Nähe‘ zum Konstruktivismus.
: ''> Beide Konzepte betonen die Bedeutung der Innenorientierung für persönliches Wachstum und Entwicklung.
: ''Diese Übereinstimmungen in der Grundhaltung ermutigten mich dazu, in einem ersten Versuch den Gesprächsansatz der Humanistischen Psychologie mit dem Kommunikationsverständnis der Kybernetik und Systemtheorie in der Stufe 1 der Beratungsausbildung ‚Beratungskompetenz (EKA)‘ miteinander zu kombinieren. Die Ergebnisse waren sehr ermutigend, und die TeilnehmerInnen beschrieben große Lernfortschritte. Ich bin davon überzeugt, dass an der Art und Weise, wie wir heute in Kinaesthetics-Basiskursen und -Ausbildungen die Lernumgebung gestalten, Maslow und Rogers ihre Freude hätten. Dazu schreibt Rogers: ‚Ein Kurs ist also nicht dann erfolgreich zu Ende gegangen, wenn der Schüler ‚alles gelernt hat, was er wissen muss‘, sondern wenn er eindeutige Fortschritte dabei erzielt hat, zu lernen, wie er lernt, was er wissen möchte‘ (Rogers 1974, S. 143). Genau das ist auch eines der großen Ziele von Kinaesthetics!
[[Datei:Lq-2010-4-Infobox-Selbstkonzept.png|400px|thumb|rechts|''„Das Selbstkonzept ist der Sitz der individuellen Realität, die unser Erleben, die Wahrnehmung und die Verarbeitung der Sinne bestimmt.“]]


Die Zweitbedeutung lautet „…“. Synonyme sind „…“.
: ''Literatur:
: ''> Maslow, Abraham H.: Psychologie des Seins. Ein Entwurf. Kindler Verlag, München 1973.
: ''> Rogers, Carl: Entwicklung der Persönlichkeit. Stuttgart 1973.
: ''> Rogers, Carl: In Freiheit und Engagement. Kösel-Verlag, München 1974.
: ''> Rosenberg, Marshall B.: Gewaltfreie Kommunikation – eine Sprache des Lebens. Junfermann Verlag, 2005. S. 57.“


Die Drittbedeutung lautet „…“. Synonyme sind „…“.
== Bitte nicht löschen! (mast)==


Angeführt werden zusätzlich x weitere umgangssprachliche/fachsprachliche Bedeutungen.
{| class="wikitable" style="width: 100%; border-left:solid 10px #FF4500; border-right:solid 10px #FF4500; border-bottom:solid 10px #FF4500;"
| style="width: 100%; border-left:solid 10px #FF4500; border-right:solid 10px #FF4500; border-bottom:solid 10px #FF4500; border-top:solid 10px #FF4500;background-color:wheat;" colspan="2" |'''Willkommen in diesem Online-Lexikon zu den Fachgebieten der Kinästhetik, Kybernetik und anderer Bezugswissenschaften!'''<br>Das [[KOFL:Über Kinaesthetics-Online-Fachlexikon|Kinaesthetics-Online-Fachlexikon (KOFL)]] wird von der European Kinaesthetics Association (EKA) herausgegeben, von einem [[KOFL:Das Redaktionsteam|Redaktionsteam]] betreut und von einem fachlichen Beirat unterstützt (vgl. „[[KOFL:Impressum und Haftungsausschluss]]“).
|-
| style="width: 60%; border-left:solid 10px #FF4500; border-right:solid 5px #FF4500; border-bottom:solid 5px #FF4500;background-color:#FFFFFF;"|'''Schon gewusst?'''<br><big>[[Norbert Wiener (1894–1964)|Norbert Wiener]] telefoniert ein Buch (erzählt von [[Heinz von Foerster|HvF]])</big><br>Eines Tages ruft das Office of Naval Research am M.I.T. an und verlangt nach Norbert Wiener. Ob er sich mit mathematischer Extrapolation und stochastischen Prozessen auskenne. ''„‚Ja‘, sagt der Wiener, ‚auf dem Gebiet hab ich schon gearbeitet. Die Prozesse, mit denen man da zu tun hat, lassen sich in die folgenden Kategorien einteilen …‘“'' Er beginnt zu reden, und nach fünf Minuten fragt der Mann vom Office, ob sie einen Taperecorder organisieren dürfen. Wiener ist einverstanden. Fünf Minuten später läutet das Telefon erneut. ''„‚Lieber Professor Wiener, der Taperecorder geht jetzt – klick – okay!‘ ‚Ich werde also jetzt etwas über Interpolation, Extrapolation und stationäre Zeitfolgen sagen. Ich beginne mit einem Kapitel Nr. 1 und erkläre Begriffe, um die notwendige Grundlage zu schaffen.‘ Er beginnt zu reden. Er redet und redet und redet.‘'' Sechs Stunden und zehn Tapes später haben die Leute vom Office gebeten, dies als Buch veröffentlichen zu dürfen. ''„‚Selbstverständlich, da habe ich nichts dagegen. Danke vielmals, auf Wiedersehen.‘ Klick. Das Buch ist erschienen, ein Jahr später: ‚Interpolation, extrapolation of stationary time series‘. […] Es sind 200 Seiten, mit allen mathematischen Formeln, mit der ganzen modernen Theorie der stochastischen Prozesse, wie man Voraussagen interpolieren und extrapolieren kann und wie man mit stationären Zeitsequenzen operiert. Das war Norbert Wiener.“''<br>(Foerster, H. v.; Glasersfeld, E. v. (2010): Wie wir uns erfinden. Carl-Auer-Systeme Verlag. S. 231 f.)
| style="width: 40%; border-right:solid 10px #FF4500; border-bottom:solid 5px #FF4500;background-color:#FFFFFF;"rowspan="2"|'''Bedeutende Personen'''<br><big>Humberto Augusto Gastón Maturana Romesín</big><br>
Humberto Maturana (Romesín), (* 14. September 1928, † 6. Mai 2021 in Santiago de Chile) war Biologe und Philosoph. Sein Schwerpunkt lag in der Neurobiologie. Er studierte Medizin, Biologie/Anatomie in Chile, London und in den USA. Mit einem Postdoc-Stipendium forschte er am Massachusetts Institute of Technology (M.I.T.) über das Auge und insbesondere den blinden Fleck, was ihn zu erkenntnistheoretischen Fragen brachte. An der Universidad de Chile lehrte er Biologie an der medizinischen Fakultät und spezialisierte sich dort u. a. auf die Frage, auf welchen Grundlagen lebende und nicht-lebender Systeme unterschieden werden können.  


Als Antonym wird „…“ angegeben.
In enger Zusammenarbeit schufen Maturana und Francisco J. Varela die wissenschaftliche Theorie der [[Autopoiese (Autopoiesis)]]. In ihrem Buch „Der Baum der Erkenntnis” beschreiben die beiden dieses Konzept und z. B. die Geschlossenheit von Lebewesen in Bezug auf Operation und Information. Autopoiese als die zentrale Eigenschaft von Lebewesen bedeutet, dass jedes Lebewesen sich fortlaufend einzig und allein aus sich selbst heraus erschafft, von der molekularen und zellulären Ebene bis hin zu derjenigen des ganzen Organismus. Maturana und Varela weiten diesen Theoriekern zu einer systemisch-biologischen Erkenntnistheorie aus. Sie lässt sich in der Aussage ''„Jedes Tun ist Erkennen, und jedes Erkennen ist Tun“'' zusammenfassen. Maturanas Interesse an interdisziplinärem Denken zeigt sich auch darin, dass er in Santiago de Chile das Instituto Matríztica („Matrix-Institut“) gründete. In einer engen Verflechtung kultureller und biologischer Perspektiven kann man sich dort bis heute mit der Biologie der Erkenntnis, der Liebe oder dem Weg zu einer Gesellschaft mit Gleichberechtigung und Inklusion auseinandersetzen.
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|style="border-left:solid 10px #FF4500; border-right:solid 5px #FF4500; border-bottom:solid 5px #FF4500; border-top:solid 5px #FF4500;background-color:orange; colspan="2"|'''Meistgelesene Artikel'''<br>Hier findest du eine Rangliste der Artikel, die am meisten aufgerufen worden sind (Stand Oktober 2024)<br>
# [[Heinz von Foerster]]‏‎
# [[Wahrnehmung]]‏‎
# [[Literatur und Medien]]
# [[Orientierung]]‏‎
# [[Bewegungserfahrung]]‏‎
# [[Spastik‏‎]]
# [[Knochen und Muskeln]]‏‎
# [[‏Viabilität]]
# [[Sensitivität (innere und äußere, von Foerster)]]‏‎‎‏‎
#[[Stabil und instabil]]‏‎
[[Spezial:Beliebteste_Seiten|Mehr erfahren]]
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|style="width: 90%; border-right:solid 10px #FF4500; border-bottom:solid 5px #FF4500;background-color:#FFFFFF; "colspan="2"|
[[Datei:1992-Hatch-Maietta-Schmidt-Titelseite.jpg|250px|rechts]]
'''Bemerkenswerte Ereignisse'''<br><big>Die öffentliche Geburtsstunde der Kinästhetik in der Pflege im Jahr 1992</big><br>
Das 16. Kinästhetik-Bulletin von Januar 1990 ist eine Sonderausgabe der damaligen Fachzeitschrift. Sie stellt die erste umfassende Beschreibung des Fachgebiets Kinästhetik dar. In dieser wird nach einem theoretischen Teil ein breites Spektrum von Anwendungsbereichen erläutert. Zwei Jahre später erschien das erste öffentliche Fachbuch „Kinästhetik – Interaktion durch Berührung und Bewegung in der Krankenpflege“ im Verlag Krankenpflege, Eschborn. In diesem ca. 190-seitigen Werk mit einem Vorwort von SR. Liliane Juchli beschränken sich die AutorInnen Frank Hatch, Lenny Maietta und Suzanne Schmidt auf den Anwendungsbereich der Pflege. Es stellt die Geburtsstunde der heutigen Etablierung und breiten Verankerung der Kinästhetik in der Pflege dar. Der Ansatz des Buches ist präventions- und ressourcenorientiert und auf Anwendung und Transfers ausgerichtet, in theoretischer Hinsicht bringt die vierte Auflage von 1996 „Prinzipien“ bzw. die heutigen Konzepte in der aktuellen Reihenfolge – ohne Zweifel ist das Buch ein Meilenstein der Geschichte der Kinästhetik.
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| style="width: 50%; border-left:solid 10px #FF4500; border-right:solid 5px #FF4500; border-bottom:solid 10px #FF4500;background-color:#FFFFFF;"rowspan="2"|'''Zuletzt erschienene Artikel'''<br>
* Artikel „[[Parallele und spiralige Bewegungsmuster]]“


Nach dem Duden Online-Wörterbuch hat ''' MEIN 2. BEGRIFF''' folgende Bedeutungen: <br>
* Erweiterung des Artikels „[[Sensitivität (innere und äußere, von Foerster)]]“ bzw. „[[1 : 100'000 (von Foerster)]]“ durch einen [[Sensitivität (innere und äußere, von Foerster)#Innere und äußere Sensitivität in „Aufbaumodul Demenz 1: Sich und die Welt wahrnehmen – Arbeitsunterlagen“|Begleittext aus dem Aufbaumodul Demenz 1]]
Die Erstbedeutung lautet „…“. Synonyme sind „…“.


Die Zweitbedeutung lautet „…“. Synonyme sind „…“.
* Erweiterung des Artikels „[[Wahrnehmung]]“ durch die [[Wahrnehmung#Wahrnehmung in „Aufbaumodul Demenz 1: Sich und die Welt wahrnehmen – Arbeitsunterlagen“|Begleittexte aus dem Aufbaumodul Demenz 1]]


Die Drittbedeutung lautet „…“. Synonyme sind „…“.
* Artikel „[[Lernen (Begriff)]]“


==== Die Verwendung als kinästhetischer Fachbegriff ====
* Erweiterungen der Artikel „[[Hierarchie der Kompetenzen]]“, „[[Bewegungskompetenz]]“ und „[[Interaktion]]“ inkl. „[[Herausforderndes Verhalten]]“


=== Herkunft ===
* Artikel „[[Lerntheorie nach Gregory Bateson (1904-1980)]]“


== Einzelnachweise ==
* Artikel „[[Kybernetik (Begriff)]]“
<references />


[[Kategorie:Konzeptsystem]]
* Artikel „[[Erfahren (Begriff)]]“
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|style="border-left:solid 5px #FF4500; border-right:solid 10px #FF4500; border-bottom:solid 10px #FF4500; border-top:solid 5px #FF4500;background-color:#FFD700; colspan="2"|'''Mach mit!'''<br>Du hast viele Möglichkeiten, die Entwicklung des KOFL zu unterstützen.
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|}

Aktuelle Version vom 10. April 2025, 16:54 Uhr

Status vorläufig abgeschlossen
AutorIn/RedakteurIn Stefan Marty-Teuber/Redaktionsteam
Letzte Änderung 10.04.2025


Testseite für Redaktionsteam
Diese Testseite dient dem Redaktionsteam dazu,
  • Dinge in Bezug auf das Editieren auszuprobieren wie z. B., ob Links funktionieren oder wie eine Abbildung angepasst werden kann usw.,
  • Entwürfe zu kontrollieren,
  • eine Spielwiese zur Verfügung zu haben.
Spielregeln
  • Lösche nach dem Ausprobieren deine Einträge wieder, wenn du sie nicht mehr brauchst.
  • Wenn dein Eintrag zu späterer Nutzung stehenbleiben soll, setze eine Überschrift, deinen Kürzel und einen Hinweis wie „Bitte nicht löschen“ o. Ä.


Bitte stehen lassen (mast, 2025-04-10)!

Humanistische Psychologie und Kinästhetik (Belegstellen)

Status mit Fachliteratur angelegt
AutorIn/RedakteurIn N. N./Stefan Marty-Teuber
Letzte Änderung 10.04.2025

Humanistische Psychologie im 16. Bulletin von 1990

In dieser ersten zusammenhängenden Veröffentlichung zur Kinästhetik aus dem Jahr 1990 finden sich im ersten Kapitel „Hintergrund der Kinästhetik (Entstehung, Begründer, Weitere Einflüsse)“[1] nach dem ersten Unterkapitel „Entstehung“ im zweiten Unterkapitel „Begründer“ Hinweise darauf, in welcher Weise die humanistische Psychologie einen Hintergrund der Kinästhetik bildet:

„Begründer
[…]
Lenny Maietta kommt von der humanistischen Psychologie her und hat sich als körperorientierte Psychotherapeutin ausbilden lassen. Sie arbeitete mit Einzelpersonen und Familien mit körperlich behinderten, autistischen, psychotischen oder sonst behinderten Kindern und Jugendlichen. Sie spezialisierte sich darauf, anhand von Berührungs- und Bewegungsmethoden die Beziehungen innerhalb der Familien zu unterstützen und die physischen Fähigkeiten der Kinder sowie ihre Lernkapazität und ihr soziales Verhalten zu fördern.
[…]
Frank und Lenny lernten sich 1975 bei der Arbeit in einer Klinik für Drogenentzug im Allgäu, BRD, kennen. Sie hatten damals schon beide ihre eigene Arbeit mit der menschlichen Bewegung entwickelt, bei der Berührung das wichtigste Kommunikationsmittel ist, und wandten sie bei sehr verschiedenen Klienten an. Sie entdeckten, dass ihre Ausbildung und ihr beruflicher Werdegang als Lehrer und Therapeuten ähnlichen Ursprungs waren und sich ergänzten. Ihre Bewegungslehrer kamen aus der Richtung des Modern Dance von Amerika und Europa aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg. In jenem neuen Umgang mit der menschlichen Bewegung liegen die Wurzeln der erfahrungsbezogenen Ausrichtung in der modernen Erziehung und Psychologie. Die Ideen der humanistischen Psychologie mit der Betonung der Ganzheit des Menschen waren die Grundlage von Franks und Lennys beruflicher Tätigkeit. Dabei setzten sie Berührung und Bewegung als wichtigste Mittel ein, um eine Verbesserung der Handlungsweisen, des Lernens und der Kommunikation von Menschen zu erreichen.“[2]

Humanistische Psychologie in „Kinästhetik – Interaktion durch Berührung und Bewegung in der Pflege“

Die erste Auflage dieses Buches von Frank Hatch, Lenny Maietta und Suzanne Schmidt stammt aus dem Jahr 1992 und stellt das erste öffentliche Fachbuch zur Kinästhetik dar. In diesem ca. 190-seitigen Werk mit einem Vorwort von SR. Liliane Juchli beschränken sich die AutorInnen auf den Anwendungsbereich der Pflege. Das erste Kapitel „Kinästhetik in der Krankenpflege“ der vierten Auflage[3] thematisiert die Krankenpflege als helfenden Beruf und körperlich belastende Tätigkeit, die nötigen präventions- und ressourcenorientierten Fähigkeiten und dann die Fragen, was Kinästhetik ist und unter welchen Einflüssen sie entwickelt wurde. In diesem Zusammenhang findet sich nach dem Unterkapitel „Verhaltenskybernetik“ das nachfolgend zitierte Unterkapitel „Humanistische Psychologie“[4]. Als dritter Einfluss wird danach der moderne Tanz genannt.

„• Humanistische Psychologie
Die humanistische Psychologie hat die Kinästhetik ebenfalls stark beeinflußt. Die Betrachtung des Menschen in seiner Ganzheit [im Original kursiv] und die Beachtung seiner Fähigkeit zur Selbstbestimmung [im Original kursiv] sind die Ausgangspunkte jeder Handlung. Für die pflegerische Praxis bedeutet dies, daß jede beteiligte Person, die Pflegende ebenso wie die Patientin, die Beachtung dieser Selbstkontrolle erfährt. Das schließt aus, daß andere Menschen nur als Objekte, ohne Einbeziehung ihrer Fähigkeiten und ohne wechselseitige Zustimmung, manipuliert oder behandelt werden.“[5]

LQ 04/2010: „Kinaesthetics und Humanistische Psychologie: Der Mensch will sich selbst verwirklichen“

Status mit Fachliteratur angelegt
AutorIn/RedakteurIn Axel Enke/Stefan Marty-Teuber
Letzte Änderung 10.04.2025

Zusammenfassung:
Das folgende Zitat ist ein Artikel aus der Rubrik „forschung“ der Zeitschrift „lebensqualität“ 04/2010. Axel Enke stellt in diesem Artikel die Humanistische Psychologie und inhaltliche Zusammenhänge mit der Kinästhetik dar.

Abbildung aus dem Artikel der Zeitschrift „lebensqualität“ 04/2010
„Kinaesthetics und Humanistische Psychologie
Der Mensch will sich selbst verwirklichen
Immer wieder hört und liest man, dass die Humanistische Psychologie eine Grundlage von Kinaesthetics ist. Was das genau heißt und welche Annahmen sich hinter diesem Begriff verstecken, erklärt Axel Enke.
Psychologie als Wissenschaft wurde im 19. Jahrhundert begründet. In der Folge entwickelten sich verschiedene Richtungen. Neben dem Behaviorismus (Studium des menschlichen Verhaltens unter Berücksichtigung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse) und der Tiefenpsychologie (Erforschung des Unbewussten) ist die Humanistische Psychologie eine dritte Strömung. Nach den Erfahrungen und Eindrücken des Zweiten Weltkrieges und des Kalten Krieges setzte auch unter PsychologInnen eine Suche nach humanistischen Konzepten ein. Dies führte 1962 zur Gründung der American Association for Humanistic Psychology (AHP), deren bekanntester Vertreter Abraham Maslow (1908–1970) war. Seine weltanschaulichen Wurzeln lagen im Humanismus (siehe Kasten, Seite 39).

Abraham Maslow

Die Maslow-Pyramide. Als Ältestes von sieben Kindern russisch-jüdischer Immigranten hatte Abraham Maslow eine isolierte und unglückliche Kindheit. Sehr früh begann er, viel Zeit mit Literatur zu verbringen, und promovierte 1934 in Psychologie. Bekannt wurde er vor allem durch die Entwicklung seiner Bedürfnispyramide.
Maslow entwickelte ein Menschenbild, welches von einer eher positiven inneren ‚Natur‘des Menschen ausgeht. Diese innere Natur, die er biologisch begründet mit der Geburt als Grundausstattung erhält, gilt es zu fördern und nicht zu unterdrücken. In Gesellschaften wird diese ‚innere Natur‘ hingegen häufig unterdrückt und an der kreativen Entfaltung gehindert, was dann zu Störungen und Erkrankungen führen kann. Die Entfaltung des Menschen orientiert sich an unterschiedlichen Bedürfnissen, die aufeinander aufbauen. Maslow differenziert diese Bedürfnisse auch in Bezug auf ihre Auswirkungen. So hat zum Beispiel die Nichtbefriedigung tiefer liegender Bedürfnisse (wie Essen, Schlafen, Sicherheit) häufig negative Auswirkungen, wohingegen die Beschäftigung mit den höheren (Selbstverwirklichung) eher Glück, Zufriedenheit und Erfüllung bringen. Die tieferen hingegen entwickeln verständlicherweise eine starke Kraft.
Keine einfachen Theorien. Da die Lebensumstände eines Menschen sehr vielseitig sind, wendet Maslow sich gegen zu vereinfachende Theorien. Er sprach sich daher für vielschichtigere Modelle aus:
‚Selbstverwirklichende Menschen, Menschen also, die einen hohen Grad der Reife, Gesundheit und Selbsterfüllung erreicht haben, können uns so viel lehren, dass sie manchmal fast wie eine andere Rasse menschlicher Wesen erscheinen. Doch weil sie so neu ist, ist die Erforschung der höchsten Bereiche der menschlichen Natur und ihrer äußersten Möglichkeiten und Hoffnungen eine schwierige und gewundene Aufgabe. Sie hat für mich eine ständige Zerstörung liebgewordener Axiome mit sich gebracht, die unentwegte Auseinandersetzung mit scheinbaren Paradoxa, Widersprüchen und Zweideutigkeiten, manchmal auch den Zusammenbruch lang etablierter, fest geglaubter und scheinbar unangreifbarer Gesetze der Psychologie. Oft stellte sich heraus, daß es keine Gesetze waren, sondern nur Regeln für das Leben in einem Zustand milder und chronischer Psychopathologie und Ängstlichkeit, im Zustand der Behinderung und Verkrüppelung und Unreife, den wir nicht bemerken, weil die meisten anderen dieselbe Krankheit haben wie wir‘ (Maslow 1973, S. 83 f.).
Eine zentrale Bedeutung haben dabei die äußeren Lebensumstände (Umgebung), die es einem Menschen mehr oder weniger ermöglichen, sich mit Grenzsituationen konstruktiv zu beschäftigen. Die Auseinandersetzung aber mit eben diesen Grenzerfahrungen ermöglicht persönliche Reifung, Wachstum und Entwicklung des Menschen. Eigentlich wollte Maslow eine umfassende psychologische Theorie verfassen. Sein plötzlicher Tod 1970 durch einen Herzinfarkt vereitelte dieses Vorhaben.
Abbildung aus dem Artikel der Zeitschrift „lebensqualität“ 04/2010

Carl Rogers

Flucht in die Welt der Bücher. Eine weitere bedeutsame Persönlichkeit für die Entwicklung der Humanistischen Psychologie war der Psychologe und Psychotherapeut Carl Ransom Rogers (1902–1987). Rogers wurde ebenfalls in einer kinderreichen Familie als viertes von sechs Kindern geboren. So wie Maslow wuchs auch er unter wenig glücklichen Umständen auf. Der Grund lag in der fundamentalistisch-religiösen Einstellung der Eltern. Einerseits kümmerten sie sich sehr um die Kinder, kontrollierten aber auch deren Entwicklung sehr stark. Eine strenge und kompromisslose religiös-ethische Grundhaltung prägte seine Kindheit. Auch er „flüchtete“ sich daraufhin in die Welt der Bücher und las frühzeitig sehr viel. Nach einem abgebrochenen Agrarstudium begann er ein Theologiestudium, das er 1922 nach einer sechsmonatigen Chinareise abbrach. Auf dieser Reise, wo er auch an einer internationalen christlichen Studentenkonferenz teilnahm, emanzipierte er sich von seinem Elternhaus. Diese Lebensphase beeinflusste ihn sehr und war nicht leicht für ihn, da es in der Folge schwere Auseinandersetzungen mit seiner Familie gab, der er sich nach wie vor verbunden fühlte.
Infoboxen aus dem Artikel der Zeitschrift „lebensqualität“ 04/2010
Arbeit mit Problemkindern. 1924 wechselte er in die Erziehungsberatung und studierte nebenher Psychologie in New York. In der Beratungsstelle arbeitete er mit unterprivilegierten ‚Problemkindern‘. In den folgenden 12 Jahren seiner Beratungstätigkeit entwickelte er einen eigenen Beratungsstil, der durch seine erste als Buch veröffentlichte Fallbeschreibung in der Fachwelt wahrgenommen wurde. Er selbst erkannte erst am 11. Dezember 1940 während eines eigenen Vortrages an der Universität Minnesota über seinen eigenen Ansatz, wie weit er sich mit seiner Theorie und Praxis schon von den vorherrschenden psychiatrischen und psychotherapeutischen Auffassungen entfernt hatte.
Klientenzentrierter Ansatz. Einer seiner zentralen Ansätze war, ‚dass die KlientIn derjenige ist, der weiß, wo der Schuh drückt, welche Richtung einzuschlagen [ist], welche Probleme entscheidend, welche Erfahrungen tief begraben gewesen sind‘ (Rogers 1973, S. 23). In den folgenden 39 Jahren entwickelte er seinen klientenzentrierten Ansatz immer weiter und beschrieb ihn in seinem wichtigsten Werk ‚Die Entwicklung der Persönlichkeit‘. In seinen Büchern und Aufsätzen übertrug er die personenzentrierten Prinzipien auf andere Gebiete wie Bildung, Partnerschaft, Familie, Großgruppen und interkulturelle Workshops. In Kalifornien gründete er das ‚Center for the Study of the Person’. In den weiteren Jahren engagierte er sich zunehmend in Friedensinitiativen und wurde Anfang 1987 für den Friedensnobelpreis nominiert. Kurz nach seinem 85. Geburtstag stürzte er jedoch so schwer, dass er sich von der anschließenden Operation nicht mehr erholte.
„Die Maslow’sche Bedürfnispyramide. Darstellung angelehnt an: Mayer, Horst O.: Einführung in die Psychologie., 2. Auflage, Oldenburg, Wissenschaftsverlag, 2005, S. 80.“
Große Wirkung. Sein Werk und Wirken hatte viele Auswirkungen. So zählten zum Beispiel zu seinen Schülern Reinhard Tausch (Hamburg), Dr. Marshall B. Rosenberg, der später die gewaltfreie Kommunikation entwickelte, und Thomas Gordon (‚Familienkonferenz‘). Rogers Grundannahme seiner Persönlichkeitstheorie war, dass der Mensch nach Selbstverwirklichung und Selbstaktualisierung strebt und von Grund auf zunächst ‚gut‘ ist. Im Kindes- und Jugendalter kommt es zu prägenden Interaktionen mit der Umwelt, die beim Heranwachsenden zur Entwicklung eines Selbstkonzeptes führen. Dieses kann sowohl positiv als auch negativ geprägt sein. Ist das Idealbild vom Realbild zu weit entfernt (siehe Kasten, Seite 41), kann dies zu psychischen Störungen führen.
Ein positives Weltbild. Der humanistische Ansatz Rogers wird eindrucksvoll deutlich in seiner Beschreibung, wie der Mensch ein positives Selbstbild entwickelt. Demnach gibt es sieben wesentliche Botschaften, welche die InteraktionspartnerInnen (Eltern) im Laufe der Erziehung vermitteln müssen, um die Entwicklung eines positiven (gesunden) Selbstkonzeptes zu begünstigen. Diese sind:
1. Ungeschuldete Liebe (bedingungslos, so wie das Kind ist)
2. Wertschätzung (partnerschaftlicher Umgang, Berücksichtigung der Bedürfnisbefriedigung, altersangemessene Beteiligung bei der Aufstellung von Regeln)
3. Echtheit und Interesse
4. Erfahrung von Autonomie durch Vertrauen in die Fähigkeiten des Kindes
5. Anregung und Unterstützung
6. Sicherheit, Geborgenheit und Zuverlässigkeit
7. Zulassen von positiven und negativen Gefühlen
Diese Grundannahmen übertrug Rogers auf verschiedene Settings. 1957 leitete er in Wisconsin ein Forschungsprojekt mit schizophrenen PatientInnen, das seinen Ansatz wissenschaftlich bestätigte. Zusätzlich transportierte er diesen Ansatz in die Beratung und Pädagogik. Eine seiner Grundüberzeugungen bestand darin, dass Lernen in einer angstfreien Umgebung geschehen muss. Die Aufgabe der LehrerIn/DozentIn (etc.) ist es, als Mensch echt und glaubhaft (kongruent) andere Menschen zu unterstützen und ihnen so Lernen zu ermöglichen. Dabei glaubte er an die Selbststeuerung des Menschen. Rogers war auch ein Anhänger des ‚radikalen Konstruktivismus‘, der davon ausgeht, dass der Mensch erst in Kontakt mit anderen Menschen treten muss, um sich in einer sozialen Situation ein Abbild von dieser machen zu können. So entsteht das Selbstbild eines Menschen durch die Summe seiner subjektiven Wahrnehmungen der Umwelt und seiner damit verbundenen Erfahrungen. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, in jeglichen Lernsituationen (Therapie, Beratung, Bildung) gewisse Grundhaltungen als TrainerIn, […] LehrerIn und Eltern zu erlernen. Der Einfachheit halber verwende ich im Folgenden nur den Begriff ‚TrainerIn‘:
> Kongruenz/Echtheit: Dies bedeutet, dass der/ die TrainerIn selber kongruent und echt sich selber und der KlientIn gegenüber ist. Sie sollen ihre Gefühle diesem Gegenüber zeigen, ohne Wertungen abzugeben oder zu beurteilen. Sie soll sich nicht hinter der TrainerInnenrolle verstecken und die KlientInnen von oben herab betrachten. Nicht die TrainerIn zeigt der KlientIn den richtigen Weg, sondern beide sind gleichberechtigt und suchen zusammen nach Lösungen. Rogers spricht von Transparenz, wenn er sagt, dass das Erleben der TrainerIn mit ihrer Kommunikation mit der KlientIn übereinstimmen soll. Durch dieses Verhalten der TrainerIn erfährt die KlientIn Vertrauen und ist eher bereit, ihre Gefühle zu äußern.
> Bedingungsfreie Wertschätzung: Dies bedeutet, dass die TrainerIn keinerlei Wertungen und Urteile über die KlientIn und deren Verhalten abgeben soll. Sie soll die KlientIn mit all ihren Fehlern und ohne Bedingungen wertschätzen. Rogers spricht auch von bedingungsfreier positiver Zuwendung. Dies meint aber nicht, dass die TrainerIn alles gutheißen soll, was die KlientIn tut oder sagt. Diese Einstellung lässt sich mit jener von Eltern gegenüber ihrem Kind vergleichen. Eltern lieben ihr Kind, auch wenn sie nicht mit jedem Verhalten einverstanden sind. Gerade in der Erziehung wird auch deutlich, welchen Schaden eine an Bedingungen gebundene Wertschätzung anrichten kann, wenn Eltern die Wertschätzung ihres Kindes von dessen Leistungen oder Wohlverhalten abhängig machen.
> Empathie: Bei der Empathie geht es um die Einfühlung in die Erlebniswelt der KlientIn. Die TrainerIn versucht, sich voll und ganz auf die Gefühle der KlientIn einzulassen und diesen zu verstehen. Rogers spricht von „innerem Bezugssystem“ der KlientIn und meint damit dessen Gefühle, Gedanken und Erleben. Empathie ist wohl das schwerste der drei Merkmale, weil man weder oberflächlich Verstehen andeuten noch interpretieren und urteilen soll. Es geht einfach nur um den Versuch, die Gefühle der KlientIn nachzuvollziehen. Eine Voraussetzung für Empathie ist das aktive Zuhören, d. h. eine konzentrierte Aufmerksamkeit auf das wirklich Gemeinte und nicht nur das Gesagte. Die TrainerIn soll verstehen, was die KlientIn meint, soll aber nicht urteilen, interpretieren oder Rückschlüsse auf ein Verhalten ziehen. Merkt die KlientIn, dass sie verstanden wird, so wird sie sich mehr und mehr öffnen.
In Kontakt mit sich sein. Ein wesentlicher Aspekt der Grundhaltung in der Humanistischen Psychologie ist das ‚In-Kontakt-mit-sich-Sein‘. Marshall B. Rosenberg schreibt in seinem Buch ‚Gewaltfreie Kommunikation‘:
‚Wir werden eher dazu trainiert, „außenorientiert“ zu leben, als mit uns selbst in Kontakt zu sein‘ (Rosenberg, S. 57).
Diese Außenorientierung behindert, so Rosenberg, die Menschen an einer achtsamen Kommunikation mit anderen Menschen. Aus diesem Grunde entwickelte er Prinzipien einer gewaltfreien Kommunikation. Wo finden sich nun Gemeinsamkeiten oder ‚geistige Bezüge‘ zwischen diesem humanistischen Ansatz und Kinaesthetics? Folgende Aufzählung mag einige ausgesuchte Aspekte benennen:
> Beide Konzepte wollen auf ihre Weise konkret dazu beitragen, dass Menschen einen respektvollen Umgang miteinander gestalten.
> Beide Konzepte glauben an die Fähigkeiten und Ressourcen einer Person, die es zu fördern gilt.
> Bildung wird als ein zentrales Grundbedürfnis definiert, dessen konkrete Ausgestaltung (‚Lernumgebung gestalten‘) persönlichkeitsbildend wirkt.
> Die Lernenden definieren selbst, was sie lernen und lernen am besten in einer angstfreien Umgebung.
> Die Umgebung wird als wichtiger Aspekt gesehen, der sich auf Lernen und Entwicklung interaktiv auswirkt.
> Beide Konzepte zeigen eine ‚Nähe‘ zum Konstruktivismus.
> Beide Konzepte betonen die Bedeutung der Innenorientierung für persönliches Wachstum und Entwicklung.
Diese Übereinstimmungen in der Grundhaltung ermutigten mich dazu, in einem ersten Versuch den Gesprächsansatz der Humanistischen Psychologie mit dem Kommunikationsverständnis der Kybernetik und Systemtheorie in der Stufe 1 der Beratungsausbildung ‚Beratungskompetenz (EKA)‘ miteinander zu kombinieren. Die Ergebnisse waren sehr ermutigend, und die TeilnehmerInnen beschrieben große Lernfortschritte. Ich bin davon überzeugt, dass an der Art und Weise, wie wir heute in Kinaesthetics-Basiskursen und -Ausbildungen die Lernumgebung gestalten, Maslow und Rogers ihre Freude hätten. Dazu schreibt Rogers: ‚Ein Kurs ist also nicht dann erfolgreich zu Ende gegangen, wenn der Schüler ‚alles gelernt hat, was er wissen muss‘, sondern wenn er eindeutige Fortschritte dabei erzielt hat, zu lernen, wie er lernt, was er wissen möchte‘ (Rogers 1974, S. 143). Genau das ist auch eines der großen Ziele von Kinaesthetics!
„Das Selbstkonzept ist der Sitz der individuellen Realität, die unser Erleben, die Wahrnehmung und die Verarbeitung der Sinne bestimmt.“
Literatur:
> Maslow, Abraham H.: Psychologie des Seins. Ein Entwurf. Kindler Verlag, München 1973.
> Rogers, Carl: Entwicklung der Persönlichkeit. Stuttgart 1973.
> Rogers, Carl: In Freiheit und Engagement. Kösel-Verlag, München 1974.
> Rosenberg, Marshall B.: Gewaltfreie Kommunikation – eine Sprache des Lebens. Junfermann Verlag, 2005. S. 57.“

Bitte nicht löschen! (mast)

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Das Kinaesthetics-Online-Fachlexikon (KOFL) wird von der European Kinaesthetics Association (EKA) herausgegeben, von einem Redaktionsteam betreut und von einem fachlichen Beirat unterstützt (vgl. „KOFL:Impressum und Haftungsausschluss“).
Schon gewusst?
Norbert Wiener telefoniert ein Buch (erzählt von HvF)
Eines Tages ruft das Office of Naval Research am M.I.T. an und verlangt nach Norbert Wiener. Ob er sich mit mathematischer Extrapolation und stochastischen Prozessen auskenne. „‚Ja‘, sagt der Wiener, ‚auf dem Gebiet hab ich schon gearbeitet. Die Prozesse, mit denen man da zu tun hat, lassen sich in die folgenden Kategorien einteilen …‘“ Er beginnt zu reden, und nach fünf Minuten fragt der Mann vom Office, ob sie einen Taperecorder organisieren dürfen. Wiener ist einverstanden. Fünf Minuten später läutet das Telefon erneut. „‚Lieber Professor Wiener, der Taperecorder geht jetzt – klick – okay!‘ ‚Ich werde also jetzt etwas über Interpolation, Extrapolation und stationäre Zeitfolgen sagen. Ich beginne mit einem Kapitel Nr. 1 und erkläre Begriffe, um die notwendige Grundlage zu schaffen.‘ Er beginnt zu reden. Er redet und redet und redet.‘ Sechs Stunden und zehn Tapes später haben die Leute vom Office gebeten, dies als Buch veröffentlichen zu dürfen. „‚Selbstverständlich, da habe ich nichts dagegen. Danke vielmals, auf Wiedersehen.‘ Klick. Das Buch ist erschienen, ein Jahr später: ‚Interpolation, extrapolation of stationary time series‘. […] Es sind 200 Seiten, mit allen mathematischen Formeln, mit der ganzen modernen Theorie der stochastischen Prozesse, wie man Voraussagen interpolieren und extrapolieren kann und wie man mit stationären Zeitsequenzen operiert. Das war Norbert Wiener.“
(Foerster, H. v.; Glasersfeld, E. v. (2010): Wie wir uns erfinden. Carl-Auer-Systeme Verlag. S. 231 f.)
Bedeutende Personen
Humberto Augusto Gastón Maturana Romesín

Humberto Maturana (Romesín), (* 14. September 1928, † 6. Mai 2021 in Santiago de Chile) war Biologe und Philosoph. Sein Schwerpunkt lag in der Neurobiologie. Er studierte Medizin, Biologie/Anatomie in Chile, London und in den USA. Mit einem Postdoc-Stipendium forschte er am Massachusetts Institute of Technology (M.I.T.) über das Auge und insbesondere den blinden Fleck, was ihn zu erkenntnistheoretischen Fragen brachte. An der Universidad de Chile lehrte er Biologie an der medizinischen Fakultät und spezialisierte sich dort u. a. auf die Frage, auf welchen Grundlagen lebende und nicht-lebender Systeme unterschieden werden können.

In enger Zusammenarbeit schufen Maturana und Francisco J. Varela die wissenschaftliche Theorie der Autopoiese (Autopoiesis). In ihrem Buch „Der Baum der Erkenntnis” beschreiben die beiden dieses Konzept und z. B. die Geschlossenheit von Lebewesen in Bezug auf Operation und Information. Autopoiese als die zentrale Eigenschaft von Lebewesen bedeutet, dass jedes Lebewesen sich fortlaufend einzig und allein aus sich selbst heraus erschafft, von der molekularen und zellulären Ebene bis hin zu derjenigen des ganzen Organismus. Maturana und Varela weiten diesen Theoriekern zu einer systemisch-biologischen Erkenntnistheorie aus. Sie lässt sich in der Aussage „Jedes Tun ist Erkennen, und jedes Erkennen ist Tun“ zusammenfassen. Maturanas Interesse an interdisziplinärem Denken zeigt sich auch darin, dass er in Santiago de Chile das Instituto Matríztica („Matrix-Institut“) gründete. In einer engen Verflechtung kultureller und biologischer Perspektiven kann man sich dort bis heute mit der Biologie der Erkenntnis, der Liebe oder dem Weg zu einer Gesellschaft mit Gleichberechtigung und Inklusion auseinandersetzen.

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