KOFL:Testseite für Redaktionsteam: Unterschied zwischen den Versionen
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{{Infobox|vorläufig abgeschlossen|Stefan Marty-Teuber/Redaktionsteam}} | |||
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! Testseite für Redaktionsteam | |||
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| Diese Testseite dient dem Redaktionsteam dazu, | |||
* Dinge in Bezug auf das Editieren auszuprobieren wie z. B., ob Links funktionieren oder wie eine Abbildung angepasst werden kann usw., | |||
* Entwürfe zu kontrollieren, | |||
* eine Spielwiese zur Verfügung zu haben. | |||
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! Spielregeln | |||
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* Lösche nach dem Ausprobieren deine Einträge wieder, wenn du sie nicht mehr brauchst. | |||
* Wenn dein Eintrag zu späterer Nutzung stehenbleiben soll, setze eine Überschrift, deinen Kürzel und einen Hinweis wie „Bitte nicht löschen“ o. Ä.<br> | |||
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'''Bitte stehen lassen (mast, 2025-04-10)!''' | |||
== Humanistische Psychologie und Kinästhetik (Belegstellen) == | |||
{{Infobox|mit Fachliteratur angelegt|N. N./Stefan Marty-Teuber}} | |||
=== Humanistische Psychologie im 16. Bulletin von 1990=== | |||
In dieser ersten zusammenhängenden Veröffentlichung zur Kinästhetik aus dem Jahr 1990 finden sich im ersten Kapitel „Hintergrund der Kinästhetik (Entstehung, Begründer, Weitere Einflüsse)“<ref>'''Verein für Kinästhetik (Hg.) (1990):''' Kinästhetik. 16. Bulletin. Januar 1990. Sonderausgabe. Dritte Auflage. Zürich: Verein für Kinästhetik. Nachdruck 2009. S. 5 ff.</ref> nach dem ersten Unterkapitel „Entstehung“ im zweiten Unterkapitel „Begründer“ Hinweise darauf, in welcher Weise die humanistische Psychologie einen Hintergrund der Kinästhetik bildet: | |||
:''''' „Begründer''''' | |||
: ''[…] | |||
: ''Lenny Maietta kommt von der '''humanistischen Psychologie''' her und hat sich als körperorientierte Psychotherapeutin ausbilden lassen. Sie arbeitete mit Einzelpersonen und Familien mit körperlich behinderten, autistischen, psychotischen oder sonst behinderten Kindern und Jugendlichen. Sie spezialisierte sich darauf, anhand von Berührungs- und Bewegungsmethoden die Beziehungen innerhalb der Familien zu unterstützen und die physischen Fähigkeiten der Kinder sowie ihre Lernkapazität und ihr soziales Verhalten zu fördern. | |||
: ''[…] | |||
: ''Frank und Lenny lernten sich 1975 bei der Arbeit in einer Klinik für Drogenentzug im Allgäu, BRD, kennen. Sie hatten damals schon beide ihre eigene Arbeit mit der menschlichen Bewegung entwickelt, bei der Berührung das wichtigste Kommunikationsmittel ist, und wandten sie bei sehr verschiedenen Klienten an. Sie entdeckten, dass ihre Ausbildung und ihr beruflicher Werdegang als Lehrer und Therapeuten ähnlichen Ursprungs waren und sich ergänzten. Ihre Bewegungslehrer kamen aus der Richtung des Modern Dance von Amerika und Europa aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg. In jenem neuen Umgang mit der menschlichen Bewegung liegen die Wurzeln der erfahrungsbezogenen Ausrichtung in der modernen Erziehung und Psychologie. Die Ideen der '''humanistischen Psychologie''' mit der Betonung der Ganzheit des Menschen waren die Grundlage von Franks und Lennys beruflicher Tätigkeit. Dabei setzten sie Berührung und Bewegung als wichtigste Mittel ein, um eine Verbesserung der Handlungsweisen, des Lernens und der Kommunikation von Menschen zu erreichen.“''<ref>ebd., S. 5 f.</ref> | |||
=== Humanistische Psychologie in „Kinästhetik – Interaktion durch Berührung und Bewegung in der Pflege“ === | |||
Die erste Auflage dieses Buches von Frank Hatch, Lenny Maietta und Suzanne Schmidt stammt aus dem Jahr 1992 und stellt das erste öffentliche Fachbuch zur Kinästhetik dar. In diesem ca. 190-seitigen Werk mit einem Vorwort von SR. Liliane Juchli beschränken sich die AutorInnen auf den Anwendungsbereich der Pflege. Das erste Kapitel „Kinästhetik in der Krankenpflege“ der vierten Auflage<ref>'''Hatch, Frank; Maietta, Lenny; Schmidt, Suzanne (1996):''' Kinästhetik. Interaktion durch Berührung und Bewegung in der Pflege. Übersetzung: Ina Citron. 4. Auflage. Eschborn: Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe. ISBN 3-927944-02-5. S. 15 ff.</ref> thematisiert die Krankenpflege als helfenden Beruf und körperlich belastende Tätigkeit, die nötigen präventions- und ressourcenorientierten Fähigkeiten und dann die Fragen, was Kinästhetik ist und unter welchen Einflüssen sie entwickelt wurde. In diesem Zusammenhang findet sich nach dem Unterkapitel „Verhaltenskybernetik“ das nachfolgend zitierte Unterkapitel „Humanistische Psychologie“<ref>ebd., S. 20.</ref>. Als dritter Einfluss wird danach der moderne Tanz genannt. | |||
: '' <big>„• '''Humanistische Psychologie'''</big> | |||
: ''Die humanistische Psychologie hat die Kinästhetik ebenfalls stark beeinflußt. Die Betrachtung des Menschen in seiner Ganzheit [im Original kursiv] und die Beachtung seiner Fähigkeit zur Selbstbestimmung [im Original kursiv] sind die Ausgangspunkte jeder Handlung. Für die pflegerische Praxis bedeutet dies, daß jede beteiligte Person, die Pflegende ebenso wie die Patientin, die Beachtung dieser Selbstkontrolle erfährt. Das schließt aus, daß andere Menschen nur als Objekte, ohne Einbeziehung ihrer Fähigkeiten und ohne wechselseitige Zustimmung, manipuliert oder behandelt werden.“<ref>ebd.</ref> | |||
== LQ 04/2010: „Kinaesthetics und Humanistische Psychologie: Der Mensch will sich selbst verwirklichen“ == | |||
{{Infobox|mit Fachliteratur angelegt|Axel Enke/Stefan Marty-Teuber}} | |||
''''' Zusammenfassung: ''''' <br> | |||
Das folgende Zitat ist ein Artikel aus der Rubrik „forschung“ der Zeitschrift „lebensqualität“ 04/2010. Axel Enke stellt in diesem Artikel die Humanistische Psychologie und inhaltliche Zusammenhänge mit der Kinästhetik dar. | |||
[[Datei:Lq-2010-4-Abraham-Maslow.png|450px|thumb|zentriert|Abbildung aus dem Artikel der Zeitschrift „lebensqualität“ 04/2010]] | |||
: '' <span style="color:gray;"><big> „Kinaesthetics und Humanistische Psychologie''</big></span> | |||
: '' <big><big><big>Der Mensch will sich selbst verwirklichen</big></big></big> '' | |||
: ''''' Immer wieder hört und liest man, dass die Humanistische Psychologie eine Grundlage von Kinaesthetics ist. Was das genau heißt und welche Annahmen sich hinter diesem Begriff verstecken, erklärt <span style="color:gray;">Axel Enke</span>. | |||
: '' Psychologie als Wissenschaft wurde im 19. Jahrhundert begründet. In der Folge entwickelten sich verschiedene Richtungen. Neben dem Behaviorismus (Studium des menschlichen Verhaltens unter Berücksichtigung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse) und der Tiefenpsychologie (Erforschung des Unbewussten) ist die Humanistische Psychologie eine dritte Strömung. Nach den Erfahrungen und Eindrücken des Zweiten Weltkrieges und des Kalten Krieges setzte auch unter PsychologInnen eine Suche nach humanistischen Konzepten ein. Dies führte 1962 zur Gründung der American Association for Humanistic Psychology (AHP), deren bekanntester Vertreter Abraham Maslow (1908–1970) war. Seine weltanschaulichen Wurzeln lagen im Humanismus (siehe Kasten, Seite 39). | |||
==='' <span style="color:gray;">Abraham Maslow</span>''=== | |||
: ''<big>Die Maslow-Pyramide. </big> Als Ältestes von sieben Kindern russisch-jüdischer Immigranten hatte Abraham Maslow eine isolierte und unglückliche Kindheit. Sehr früh begann er, viel Zeit mit Literatur zu verbringen, und promovierte 1934 in Psychologie. Bekannt wurde er vor allem durch die Entwicklung seiner Bedürfnispyramide. | |||
: ''Maslow entwickelte ein Menschenbild, welches von einer eher positiven inneren ‚Natur‘des Menschen ausgeht. Diese innere Natur, die er biologisch begründet mit der Geburt als Grundausstattung erhält, gilt es zu fördern und nicht zu unterdrücken. In Gesellschaften wird diese ‚innere Natur‘ hingegen häufig unterdrückt und an der kreativen Entfaltung gehindert, was dann zu Störungen und Erkrankungen führen kann. Die Entfaltung des Menschen orientiert sich an unterschiedlichen Bedürfnissen, die aufeinander aufbauen. Maslow differenziert diese Bedürfnisse auch in Bezug auf ihre Auswirkungen. So hat zum Beispiel die Nichtbefriedigung tiefer liegender Bedürfnisse (wie Essen, Schlafen, Sicherheit) häufig negative Auswirkungen, wohingegen die Beschäftigung mit den höheren (Selbstverwirklichung) eher Glück, Zufriedenheit und Erfüllung bringen. Die tieferen hingegen entwickeln verständlicherweise eine starke Kraft. | |||
: ''<big>Keine einfachen Theorien. </big> Da die Lebensumstände eines Menschen sehr vielseitig sind, wendet Maslow sich gegen zu vereinfachende Theorien. Er sprach sich daher für vielschichtigere Modelle aus: | |||
: '' ‚Selbstverwirklichende Menschen, Menschen also, die einen hohen Grad der Reife, Gesundheit und Selbsterfüllung erreicht haben, können uns so viel lehren, dass sie manchmal fast wie eine andere Rasse menschlicher Wesen erscheinen. Doch weil sie so neu ist, ist die Erforschung der höchsten Bereiche der menschlichen Natur und ihrer äußersten Möglichkeiten und Hoffnungen eine schwierige und gewundene Aufgabe. Sie hat für mich eine ständige Zerstörung liebgewordener Axiome mit sich gebracht, die unentwegte Auseinandersetzung mit scheinbaren Paradoxa, Widersprüchen und Zweideutigkeiten, manchmal auch den Zusammenbruch lang etablierter, fest geglaubter und scheinbar unangreifbarer Gesetze der Psychologie. Oft stellte sich heraus, daß es keine Gesetze waren, sondern nur Regeln für das Leben in einem Zustand milder und chronischer Psychopathologie und Ängstlichkeit, im Zustand der Behinderung und Verkrüppelung und Unreife, den wir nicht bemerken, weil die meisten anderen dieselbe Krankheit haben wie wir‘ (Maslow 1973, S. 83 f.). | |||
: ''Eine zentrale Bedeutung haben dabei die äußeren Lebensumstände (Umgebung), die es einem Menschen mehr oder weniger ermöglichen, sich mit Grenzsituationen konstruktiv zu beschäftigen. Die Auseinandersetzung aber mit eben diesen Grenzerfahrungen ermöglicht persönliche Reifung, Wachstum und Entwicklung des Menschen. Eigentlich wollte Maslow eine umfassende psychologische Theorie verfassen. Sein plötzlicher Tod 1970 durch einen Herzinfarkt vereitelte dieses Vorhaben. | |||
[[Datei:Lq-2010-4-Carl-Rogers.png|450px|thumb|zentriert|Abbildung aus dem Artikel der Zeitschrift „lebensqualität“ 04/2010]] | |||
==='' <span style="color:gray;">Carl Rogers</span>''=== | |||
: ''<big>Flucht in die Welt der Bücher. </big> Eine weitere bedeutsame Persönlichkeit für die Entwicklung der Humanistischen Psychologie war der Psychologe und Psychotherapeut Carl Ransom Rogers (1902–1987). Rogers wurde ebenfalls in einer kinderreichen Familie als viertes von sechs Kindern geboren. So wie Maslow wuchs auch er unter wenig glücklichen Umständen auf. Der Grund lag in der fundamentalistisch-religiösen Einstellung der Eltern. Einerseits kümmerten sie sich sehr um die Kinder, kontrollierten aber auch deren Entwicklung sehr stark. Eine strenge und kompromisslose religiös-ethische Grundhaltung prägte seine Kindheit. Auch er „flüchtete“ sich daraufhin in die Welt der Bücher und las frühzeitig sehr viel. Nach einem abgebrochenen Agrarstudium begann er ein Theologiestudium, das er 1922 nach einer sechsmonatigen Chinareise abbrach. Auf dieser Reise, wo er auch an einer internationalen christlichen Studentenkonferenz teilnahm, emanzipierte er sich von seinem Elternhaus. Diese Lebensphase beeinflusste ihn sehr und war nicht leicht für ihn, da es in der Folge schwere Auseinandersetzungen mit seiner Familie gab, der er sich nach wie vor verbunden fühlte. | |||
[[Datei:Lq-2010-4-Infoboxen-Humanismus.png|450px|thumb|rechts|Infoboxen aus dem Artikel der Zeitschrift „lebensqualität“ 04/2010]] | |||
: ''<big>Arbeit mit Problemkindern. </big> 1924 wechselte er in die Erziehungsberatung und studierte nebenher Psychologie in New York. In der Beratungsstelle arbeitete er mit unterprivilegierten ‚Problemkindern‘. In den folgenden 12 Jahren seiner Beratungstätigkeit entwickelte er einen eigenen Beratungsstil, der durch seine erste als Buch veröffentlichte Fallbeschreibung in der Fachwelt wahrgenommen wurde. Er selbst erkannte erst am 11. Dezember 1940 während eines eigenen Vortrages an der Universität Minnesota über seinen eigenen Ansatz, wie weit er sich mit seiner Theorie und Praxis schon von den vorherrschenden psychiatrischen und psychotherapeutischen Auffassungen entfernt hatte. | |||
: ''<big>Klientenzentrierter Ansatz. </big> Einer seiner zentralen Ansätze war, ‚dass die KlientIn derjenige ist, der weiß, wo der Schuh drückt, welche Richtung einzuschlagen [ist], welche Probleme entscheidend, welche Erfahrungen tief begraben gewesen sind‘ (Rogers 1973, S. 23). In den folgenden 39 Jahren entwickelte er seinen klientenzentrierten Ansatz immer weiter und beschrieb ihn in seinem wichtigsten Werk ‚Die Entwicklung der Persönlichkeit‘. In seinen Büchern und Aufsätzen übertrug er die personenzentrierten Prinzipien auf andere Gebiete wie Bildung, Partnerschaft, Familie, Großgruppen und interkulturelle Workshops. In Kalifornien gründete er das ‚Center for the Study of the Person’. In den weiteren Jahren engagierte er sich zunehmend in Friedensinitiativen und wurde Anfang 1987 für den Friedensnobelpreis nominiert. Kurz nach seinem 85. Geburtstag stürzte er jedoch so schwer, dass er sich von der anschließenden Operation nicht mehr erholte. | |||
[[Datei:Lq-2010-4-Maslow'sche-Bedürfnispyramide.png|450px|thumb|links|''„Die Maslow’sche Bedürfnispyramide. Darstellung angelehnt an: Mayer, Horst O.: Einführung in die Psychologie., 2. Auflage, Oldenburg, Wissenschaftsverlag, 2005, S. 80.“]] | |||
: ''<big>Große Wirkung. </big> Sein Werk und Wirken hatte viele Auswirkungen. So zählten zum Beispiel zu seinen Schülern Reinhard Tausch (Hamburg), Dr. Marshall B. Rosenberg, der später die gewaltfreie Kommunikation entwickelte, und Thomas Gordon (‚Familienkonferenz‘). Rogers Grundannahme seiner Persönlichkeitstheorie war, dass der Mensch nach Selbstverwirklichung und Selbstaktualisierung strebt und von Grund auf zunächst ‚gut‘ ist. Im Kindes- und Jugendalter kommt es zu prägenden Interaktionen mit der Umwelt, die beim Heranwachsenden zur Entwicklung eines Selbstkonzeptes führen. Dieses kann sowohl positiv als auch negativ geprägt sein. Ist das Idealbild vom Realbild zu weit entfernt (siehe Kasten, Seite 41), kann dies zu psychischen Störungen führen. | |||
: ''<big>Ein positives Weltbild. </big> Der humanistische Ansatz Rogers wird eindrucksvoll deutlich in seiner Beschreibung, wie der Mensch ein positives Selbstbild entwickelt. Demnach gibt es sieben wesentliche Botschaften, welche die InteraktionspartnerInnen (Eltern) im Laufe der Erziehung vermitteln müssen, um die Entwicklung eines positiven (gesunden) Selbstkonzeptes zu begünstigen. Diese sind: | |||
: ''1. Ungeschuldete Liebe (bedingungslos, so wie das Kind ist) | |||
: ''2. Wertschätzung (partnerschaftlicher Umgang, Berücksichtigung der Bedürfnisbefriedigung, altersangemessene Beteiligung bei der Aufstellung von Regeln) | |||
: ''3. Echtheit und Interesse | |||
: ''4. Erfahrung von Autonomie durch Vertrauen in die Fähigkeiten des Kindes | |||
: ''5. Anregung und Unterstützung | |||
: ''6. Sicherheit, Geborgenheit und Zuverlässigkeit | |||
: ''7. Zulassen von positiven und negativen Gefühlen | |||
: ''Diese Grundannahmen übertrug Rogers auf verschiedene Settings. 1957 leitete er in Wisconsin ein Forschungsprojekt mit schizophrenen PatientInnen, das seinen Ansatz wissenschaftlich bestätigte. Zusätzlich transportierte er diesen Ansatz in die Beratung und Pädagogik. Eine seiner Grundüberzeugungen bestand darin, dass Lernen in einer angstfreien Umgebung geschehen muss. Die Aufgabe der LehrerIn/DozentIn (etc.) ist es, als Mensch echt und glaubhaft (kongruent) andere Menschen zu unterstützen und ihnen so Lernen zu ermöglichen. Dabei glaubte er an die Selbststeuerung des Menschen. Rogers war auch ein Anhänger des ‚radikalen Konstruktivismus‘, der davon ausgeht, dass der Mensch erst in Kontakt mit anderen Menschen treten muss, um sich in einer sozialen Situation ein Abbild von dieser machen zu können. So entsteht das Selbstbild eines Menschen durch die Summe seiner subjektiven Wahrnehmungen der Umwelt und seiner damit verbundenen Erfahrungen. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, in jeglichen Lernsituationen (Therapie, Beratung, Bildung) gewisse Grundhaltungen als TrainerIn, […] LehrerIn und Eltern zu erlernen. Der Einfachheit halber verwende ich im Folgenden nur den Begriff ‚TrainerIn‘: | |||
: ''><span style="color:gray;"> Kongruenz/Echtheit:</span> Dies bedeutet, dass der/ die TrainerIn selber kongruent und echt sich selber und der KlientIn gegenüber ist. Sie sollen ihre Gefühle diesem Gegenüber zeigen, ohne Wertungen abzugeben oder zu beurteilen. Sie soll sich nicht hinter der TrainerInnenrolle verstecken und die KlientInnen von oben herab betrachten. Nicht die TrainerIn zeigt der KlientIn den richtigen Weg, sondern beide sind gleichberechtigt und suchen zusammen nach Lösungen. Rogers spricht von Transparenz, wenn er sagt, dass das Erleben der TrainerIn mit ihrer Kommunikation mit der KlientIn übereinstimmen soll. Durch dieses Verhalten der TrainerIn erfährt die KlientIn Vertrauen und ist eher bereit, ihre Gefühle zu äußern. | |||
: ''><span style="color:gray;"> Bedingungsfreie Wertschätzung:</span> Dies bedeutet, dass die TrainerIn keinerlei Wertungen und Urteile über die KlientIn und deren Verhalten abgeben soll. Sie soll die KlientIn mit all ihren Fehlern und ohne Bedingungen wertschätzen. Rogers spricht auch von bedingungsfreier positiver Zuwendung. Dies meint aber nicht, dass die TrainerIn alles gutheißen soll, was die KlientIn tut oder sagt. Diese Einstellung lässt sich mit jener von Eltern gegenüber ihrem Kind vergleichen. Eltern lieben ihr Kind, auch wenn sie nicht mit jedem Verhalten einverstanden sind. Gerade in der Erziehung wird auch deutlich, welchen Schaden eine an Bedingungen gebundene Wertschätzung anrichten kann, wenn Eltern die Wertschätzung ihres Kindes von dessen Leistungen oder Wohlverhalten abhängig machen. | |||
: ''><span style="color:gray;"> Empathie:</span> Bei der Empathie geht es um die Einfühlung in die Erlebniswelt der KlientIn. Die TrainerIn versucht, sich voll und ganz auf die Gefühle der KlientIn einzulassen und diesen zu verstehen. Rogers spricht von „innerem Bezugssystem“ der KlientIn und meint damit dessen Gefühle, Gedanken und Erleben. Empathie ist wohl das schwerste der drei Merkmale, weil man weder oberflächlich Verstehen andeuten noch interpretieren und urteilen soll. Es geht einfach nur um den Versuch, die Gefühle der KlientIn nachzuvollziehen. Eine Voraussetzung für Empathie ist das aktive Zuhören, d. h. eine konzentrierte Aufmerksamkeit auf das wirklich Gemeinte und nicht nur das Gesagte. Die TrainerIn soll verstehen, was die KlientIn meint, soll aber nicht urteilen, interpretieren oder Rückschlüsse auf ein Verhalten ziehen. Merkt die KlientIn, dass sie verstanden wird, so wird sie sich mehr und mehr öffnen. | |||
: ''<big>In Kontakt mit sich sein. </big> Ein wesentlicher Aspekt der Grundhaltung in der Humanistischen Psychologie ist das ‚In-Kontakt-mit-sich-Sein‘. Marshall B. Rosenberg schreibt in seinem Buch ‚Gewaltfreie Kommunikation‘: | |||
: ''‚Wir werden eher dazu trainiert, „außenorientiert“ zu leben, als mit uns selbst in Kontakt zu sein‘ (Rosenberg, S. 57). | |||
: ''Diese Außenorientierung behindert, so Rosenberg, die Menschen an einer achtsamen Kommunikation mit anderen Menschen. Aus diesem Grunde entwickelte er Prinzipien einer gewaltfreien Kommunikation. Wo finden sich nun Gemeinsamkeiten oder ‚geistige Bezüge‘ zwischen diesem humanistischen Ansatz und Kinaesthetics? Folgende Aufzählung mag einige ausgesuchte Aspekte benennen: | |||
: ''> Beide Konzepte wollen auf ihre Weise konkret dazu beitragen, dass Menschen einen respektvollen Umgang miteinander gestalten. | |||
: ''> Beide Konzepte glauben an die Fähigkeiten und Ressourcen einer Person, die es zu fördern gilt. | |||
: ''> Bildung wird als ein zentrales Grundbedürfnis definiert, dessen konkrete Ausgestaltung (‚Lernumgebung gestalten‘) persönlichkeitsbildend wirkt. | |||
: ''> Die Lernenden definieren selbst, was sie lernen und lernen am besten in einer angstfreien Umgebung. | |||
: ''> Die Umgebung wird als wichtiger Aspekt gesehen, der sich auf Lernen und Entwicklung interaktiv auswirkt. | |||
: ''> Beide Konzepte zeigen eine ‚Nähe‘ zum Konstruktivismus. | |||
: ''> Beide Konzepte betonen die Bedeutung der Innenorientierung für persönliches Wachstum und Entwicklung. | |||
: ''Diese Übereinstimmungen in der Grundhaltung ermutigten mich dazu, in einem ersten Versuch den Gesprächsansatz der Humanistischen Psychologie mit dem Kommunikationsverständnis der Kybernetik und Systemtheorie in der Stufe 1 der Beratungsausbildung ‚Beratungskompetenz (EKA)‘ miteinander zu kombinieren. Die Ergebnisse waren sehr ermutigend, und die TeilnehmerInnen beschrieben große Lernfortschritte. Ich bin davon überzeugt, dass an der Art und Weise, wie wir heute in Kinaesthetics-Basiskursen und -Ausbildungen die Lernumgebung gestalten, Maslow und Rogers ihre Freude hätten. Dazu schreibt Rogers: ‚Ein Kurs ist also nicht dann erfolgreich zu Ende gegangen, wenn der Schüler ‚alles gelernt hat, was er wissen muss‘, sondern wenn er eindeutige Fortschritte dabei erzielt hat, zu lernen, wie er lernt, was er wissen möchte‘ (Rogers 1974, S. 143). Genau das ist auch eines der großen Ziele von Kinaesthetics! | |||
[[Datei:Lq-2010-4-Infobox-Selbstkonzept.png|400px|thumb|rechts|''„Das Selbstkonzept ist der Sitz der individuellen Realität, die unser Erleben, die Wahrnehmung und die Verarbeitung der Sinne bestimmt.“]] | |||
: {| | : ''Literatur: | ||
: ''> Maslow, Abraham H.: Psychologie des Seins. Ein Entwurf. Kindler Verlag, München 1973. | |||
| style=" | : ''> Rogers, Carl: Entwicklung der Persönlichkeit. Stuttgart 1973. | ||
: ''> Rogers, Carl: In Freiheit und Engagement. Kösel-Verlag, München 1974. | |||
: ''> Rosenberg, Marshall B.: Gewaltfreie Kommunikation – eine Sprache des Lebens. Junfermann Verlag, 2005. S. 57.“ | |||
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{| class="wikitable" style="width: 100%; border-left:solid 10px #FF4500; border-right:solid 10px #FF4500; border-bottom:solid 10px #FF4500;" | |||
| style="width: 100%; border-left:solid 10px #FF4500; border-right:solid 10px #FF4500; border-bottom:solid 10px #FF4500; border-top:solid 10px #FF4500;background-color:wheat;" colspan="2" |'''Willkommen in diesem Online-Lexikon zu den Fachgebieten der Kinästhetik, Kybernetik und anderer Bezugswissenschaften!'''<br>Das [[KOFL:Über Kinaesthetics-Online-Fachlexikon|Kinaesthetics-Online-Fachlexikon (KOFL)]] wird von der European Kinaesthetics Association (EKA) herausgegeben, von einem [[KOFL:Das Redaktionsteam|Redaktionsteam]] betreut und von einem fachlichen Beirat unterstützt (vgl. „[[KOFL:Impressum und Haftungsausschluss]]“). | |||
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| style="width: 60%; border-left:solid 10px #FF4500; border-right:solid 5px #FF4500; border-bottom:solid 5px #FF4500;background-color:#FFFFFF;"|'''Schon gewusst?'''<br><big>[[Norbert Wiener (1894–1964)|Norbert Wiener]] telefoniert ein Buch (erzählt von [[Heinz von Foerster|HvF]])</big><br>Eines Tages ruft das Office of Naval Research am M.I.T. an und verlangt nach Norbert Wiener. Ob er sich mit mathematischer Extrapolation und stochastischen Prozessen auskenne. ''„‚Ja‘, sagt der Wiener, ‚auf dem Gebiet hab ich schon gearbeitet. Die Prozesse, mit denen man da zu tun hat, lassen sich in die folgenden Kategorien einteilen …‘“'' Er beginnt zu reden, und nach fünf Minuten fragt der Mann vom Office, ob sie einen Taperecorder organisieren dürfen. Wiener ist einverstanden. Fünf Minuten später läutet das Telefon erneut. ''„‚Lieber Professor Wiener, der Taperecorder geht jetzt – klick – okay!‘ ‚Ich werde also jetzt etwas über Interpolation, Extrapolation und stationäre Zeitfolgen sagen. Ich beginne mit einem Kapitel Nr. 1 und erkläre Begriffe, um die notwendige Grundlage zu schaffen.‘ Er beginnt zu reden. Er redet und redet und redet.‘'' Sechs Stunden und zehn Tapes später haben die Leute vom Office gebeten, dies als Buch veröffentlichen zu dürfen. ''„‚Selbstverständlich, da habe ich nichts dagegen. Danke vielmals, auf Wiedersehen.‘ Klick. Das Buch ist erschienen, ein Jahr später: ‚Interpolation, extrapolation of stationary time series‘. […] Es sind 200 Seiten, mit allen mathematischen Formeln, mit der ganzen modernen Theorie der stochastischen Prozesse, wie man Voraussagen interpolieren und extrapolieren kann und wie man mit stationären Zeitsequenzen operiert. Das war Norbert Wiener.“''<br>(Foerster, H. v.; Glasersfeld, E. v. (2010): Wie wir uns erfinden. Carl-Auer-Systeme Verlag. S. 231 f.) | |||
| style="width: 40%; border-right:solid 10px #FF4500; border-bottom:solid 5px #FF4500;background-color:#FFFFFF;"rowspan="2"|'''Bedeutende Personen'''<br><big>Humberto Augusto Gastón Maturana Romesín</big><br> | |||
Humberto Maturana (Romesín), (* 14. September 1928, † 6. Mai 2021 in Santiago de Chile) war Biologe und Philosoph. Sein Schwerpunkt lag in der Neurobiologie. Er studierte Medizin, Biologie/Anatomie in Chile, London und in den USA. Mit einem Postdoc-Stipendium forschte er am Massachusetts Institute of Technology (M.I.T.) über das Auge und insbesondere den blinden Fleck, was ihn zu erkenntnistheoretischen Fragen brachte. An der Universidad de Chile lehrte er Biologie an der medizinischen Fakultät und spezialisierte sich dort u. a. auf die Frage, auf welchen Grundlagen lebende und nicht-lebender Systeme unterschieden werden können. | |||
In enger Zusammenarbeit schufen Maturana und Francisco J. Varela die wissenschaftliche Theorie der [[Autopoiese (Autopoiesis)]]. In ihrem Buch „Der Baum der Erkenntnis” beschreiben die beiden dieses Konzept und z. B. die Geschlossenheit von Lebewesen in Bezug auf Operation und Information. Autopoiese als die zentrale Eigenschaft von Lebewesen bedeutet, dass jedes Lebewesen sich fortlaufend einzig und allein aus sich selbst heraus erschafft, von der molekularen und zellulären Ebene bis hin zu derjenigen des ganzen Organismus. Maturana und Varela weiten diesen Theoriekern zu einer systemisch-biologischen Erkenntnistheorie aus. Sie lässt sich in der Aussage ''„Jedes Tun ist Erkennen, und jedes Erkennen ist Tun“'' zusammenfassen. Maturanas Interesse an interdisziplinärem Denken zeigt sich auch darin, dass er in Santiago de Chile das Instituto Matríztica („Matrix-Institut“) gründete. In einer engen Verflechtung kultureller und biologischer Perspektiven kann man sich dort bis heute mit der Biologie der Erkenntnis, der Liebe oder dem Weg zu einer Gesellschaft mit Gleichberechtigung und Inklusion auseinandersetzen. | |||
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|style="border-left:solid 10px #FF4500; border-right:solid 5px #FF4500; border-bottom:solid 5px #FF4500; border-top:solid 5px #FF4500;background-color:orange; colspan="2"|'''Meistgelesene Artikel'''<br>Hier findest du eine Rangliste der Artikel, die am meisten aufgerufen worden sind (Stand Oktober 2024)<br> | |||
# [[Heinz von Foerster]] | |||
# [[Wahrnehmung]] | |||
# [[Literatur und Medien]] | |||
# [[Orientierung]] | |||
# [[Bewegungserfahrung]] | |||
# [[Spastik]] | |||
# [[Knochen und Muskeln]] | |||
# [[Viabilität]] | |||
# [[Sensitivität (innere und äußere, von Foerster)]] | |||
#[[Stabil und instabil]] | |||
[[Spezial:Beliebteste_Seiten|Mehr erfahren]] | |||
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|style="width: 90%; border-right:solid 10px #FF4500; border-bottom:solid 5px #FF4500;background-color:#FFFFFF; "colspan="2"| | |||
[[Datei:1992-Hatch-Maietta-Schmidt-Titelseite.jpg|250px|rechts]] | |||
'''Bemerkenswerte Ereignisse'''<br><big>Die öffentliche Geburtsstunde der Kinästhetik in der Pflege im Jahr 1992</big><br> | |||
Das 16. Kinästhetik-Bulletin von Januar 1990 ist eine Sonderausgabe der damaligen Fachzeitschrift. Sie stellt die erste umfassende Beschreibung des Fachgebiets Kinästhetik dar. In dieser wird nach einem theoretischen Teil ein breites Spektrum von Anwendungsbereichen erläutert. Zwei Jahre später erschien das erste öffentliche Fachbuch „Kinästhetik – Interaktion durch Berührung und Bewegung in der Krankenpflege“ im Verlag Krankenpflege, Eschborn. In diesem ca. 190-seitigen Werk mit einem Vorwort von SR. Liliane Juchli beschränken sich die AutorInnen Frank Hatch, Lenny Maietta und Suzanne Schmidt auf den Anwendungsbereich der Pflege. Es stellt die Geburtsstunde der heutigen Etablierung und breiten Verankerung der Kinästhetik in der Pflege dar. Der Ansatz des Buches ist präventions- und ressourcenorientiert und auf Anwendung und Transfers ausgerichtet, in theoretischer Hinsicht bringt die vierte Auflage von 1996 „Prinzipien“ bzw. die heutigen Konzepte in der aktuellen Reihenfolge – ohne Zweifel ist das Buch ein Meilenstein der Geschichte der Kinästhetik. | |||
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| style="width: 50%; border-left:solid 10px #FF4500; border-right:solid 5px #FF4500; border-bottom:solid 10px #FF4500;background-color:#FFFFFF;"rowspan="2"|'''Zuletzt erschienene Artikel'''<br> | |||
* Artikel „[[Parallele und spiralige Bewegungsmuster]]“ | |||
* Erweiterung des Artikels „[[Sensitivität (innere und äußere, von Foerster)]]“ bzw. „[[1 : 100'000 (von Foerster)]]“ durch einen [[Sensitivität (innere und äußere, von Foerster)#Innere und äußere Sensitivität in „Aufbaumodul Demenz 1: Sich und die Welt wahrnehmen – Arbeitsunterlagen“|Begleittext aus dem Aufbaumodul Demenz 1]] | |||
* Erweiterung des Artikels „[[Wahrnehmung]]“ durch die [[Wahrnehmung#Wahrnehmung in „Aufbaumodul Demenz 1: Sich und die Welt wahrnehmen – Arbeitsunterlagen“|Begleittexte aus dem Aufbaumodul Demenz 1]] | |||
* Artikel „[[Lernen (Begriff)]]“ | |||
* Erweiterungen der Artikel „[[Hierarchie der Kompetenzen]]“, „[[Bewegungskompetenz]]“ und „[[Interaktion]]“ inkl. „[[Herausforderndes Verhalten]]“ | |||
* Artikel „[[Lerntheorie nach Gregory Bateson (1904-1980)]]“ | |||
* Artikel „[[Kybernetik (Begriff)]]“ | |||
* Artikel „[[Erfahren (Begriff)]]“ | |||
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|style="border-left:solid 5px #FF4500; border-right:solid 10px #FF4500; border-bottom:solid 10px #FF4500; border-top:solid 5px #FF4500;background-color:#FFD700; colspan="2"|'''Mach mit!'''<br>Du hast viele Möglichkeiten, die Entwicklung des KOFL zu unterstützen. | |||
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Aktuelle Version vom 10. April 2025, 16:54 Uhr
Status | vorläufig abgeschlossen |
AutorIn/RedakteurIn | Stefan Marty-Teuber/Redaktionsteam |
Letzte Änderung | 10.04.2025 |
Testseite für Redaktionsteam |
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Humanistische Psychologie und Kinästhetik (Belegstellen)
Status | mit Fachliteratur angelegt |
AutorIn/RedakteurIn | N. N./Stefan Marty-Teuber |
Letzte Änderung | 10.04.2025 |
Humanistische Psychologie im 16. Bulletin von 1990
In dieser ersten zusammenhängenden Veröffentlichung zur Kinästhetik aus dem Jahr 1990 finden sich im ersten Kapitel „Hintergrund der Kinästhetik (Entstehung, Begründer, Weitere Einflüsse)“[1] nach dem ersten Unterkapitel „Entstehung“ im zweiten Unterkapitel „Begründer“ Hinweise darauf, in welcher Weise die humanistische Psychologie einen Hintergrund der Kinästhetik bildet:
- „Begründer
- […]
- Lenny Maietta kommt von der humanistischen Psychologie her und hat sich als körperorientierte Psychotherapeutin ausbilden lassen. Sie arbeitete mit Einzelpersonen und Familien mit körperlich behinderten, autistischen, psychotischen oder sonst behinderten Kindern und Jugendlichen. Sie spezialisierte sich darauf, anhand von Berührungs- und Bewegungsmethoden die Beziehungen innerhalb der Familien zu unterstützen und die physischen Fähigkeiten der Kinder sowie ihre Lernkapazität und ihr soziales Verhalten zu fördern.
- […]
- Frank und Lenny lernten sich 1975 bei der Arbeit in einer Klinik für Drogenentzug im Allgäu, BRD, kennen. Sie hatten damals schon beide ihre eigene Arbeit mit der menschlichen Bewegung entwickelt, bei der Berührung das wichtigste Kommunikationsmittel ist, und wandten sie bei sehr verschiedenen Klienten an. Sie entdeckten, dass ihre Ausbildung und ihr beruflicher Werdegang als Lehrer und Therapeuten ähnlichen Ursprungs waren und sich ergänzten. Ihre Bewegungslehrer kamen aus der Richtung des Modern Dance von Amerika und Europa aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg. In jenem neuen Umgang mit der menschlichen Bewegung liegen die Wurzeln der erfahrungsbezogenen Ausrichtung in der modernen Erziehung und Psychologie. Die Ideen der humanistischen Psychologie mit der Betonung der Ganzheit des Menschen waren die Grundlage von Franks und Lennys beruflicher Tätigkeit. Dabei setzten sie Berührung und Bewegung als wichtigste Mittel ein, um eine Verbesserung der Handlungsweisen, des Lernens und der Kommunikation von Menschen zu erreichen.“[2]
Humanistische Psychologie in „Kinästhetik – Interaktion durch Berührung und Bewegung in der Pflege“
Die erste Auflage dieses Buches von Frank Hatch, Lenny Maietta und Suzanne Schmidt stammt aus dem Jahr 1992 und stellt das erste öffentliche Fachbuch zur Kinästhetik dar. In diesem ca. 190-seitigen Werk mit einem Vorwort von SR. Liliane Juchli beschränken sich die AutorInnen auf den Anwendungsbereich der Pflege. Das erste Kapitel „Kinästhetik in der Krankenpflege“ der vierten Auflage[3] thematisiert die Krankenpflege als helfenden Beruf und körperlich belastende Tätigkeit, die nötigen präventions- und ressourcenorientierten Fähigkeiten und dann die Fragen, was Kinästhetik ist und unter welchen Einflüssen sie entwickelt wurde. In diesem Zusammenhang findet sich nach dem Unterkapitel „Verhaltenskybernetik“ das nachfolgend zitierte Unterkapitel „Humanistische Psychologie“[4]. Als dritter Einfluss wird danach der moderne Tanz genannt.
- „• Humanistische Psychologie
- Die humanistische Psychologie hat die Kinästhetik ebenfalls stark beeinflußt. Die Betrachtung des Menschen in seiner Ganzheit [im Original kursiv] und die Beachtung seiner Fähigkeit zur Selbstbestimmung [im Original kursiv] sind die Ausgangspunkte jeder Handlung. Für die pflegerische Praxis bedeutet dies, daß jede beteiligte Person, die Pflegende ebenso wie die Patientin, die Beachtung dieser Selbstkontrolle erfährt. Das schließt aus, daß andere Menschen nur als Objekte, ohne Einbeziehung ihrer Fähigkeiten und ohne wechselseitige Zustimmung, manipuliert oder behandelt werden.“[5]
LQ 04/2010: „Kinaesthetics und Humanistische Psychologie: Der Mensch will sich selbst verwirklichen“
Status | mit Fachliteratur angelegt |
AutorIn/RedakteurIn | Axel Enke/Stefan Marty-Teuber |
Letzte Änderung | 10.04.2025 |
Zusammenfassung:
Das folgende Zitat ist ein Artikel aus der Rubrik „forschung“ der Zeitschrift „lebensqualität“ 04/2010. Axel Enke stellt in diesem Artikel die Humanistische Psychologie und inhaltliche Zusammenhänge mit der Kinästhetik dar.
- „Kinaesthetics und Humanistische Psychologie
- Der Mensch will sich selbst verwirklichen
- Immer wieder hört und liest man, dass die Humanistische Psychologie eine Grundlage von Kinaesthetics ist. Was das genau heißt und welche Annahmen sich hinter diesem Begriff verstecken, erklärt Axel Enke.
- Psychologie als Wissenschaft wurde im 19. Jahrhundert begründet. In der Folge entwickelten sich verschiedene Richtungen. Neben dem Behaviorismus (Studium des menschlichen Verhaltens unter Berücksichtigung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse) und der Tiefenpsychologie (Erforschung des Unbewussten) ist die Humanistische Psychologie eine dritte Strömung. Nach den Erfahrungen und Eindrücken des Zweiten Weltkrieges und des Kalten Krieges setzte auch unter PsychologInnen eine Suche nach humanistischen Konzepten ein. Dies führte 1962 zur Gründung der American Association for Humanistic Psychology (AHP), deren bekanntester Vertreter Abraham Maslow (1908–1970) war. Seine weltanschaulichen Wurzeln lagen im Humanismus (siehe Kasten, Seite 39).
Abraham Maslow
- Die Maslow-Pyramide. Als Ältestes von sieben Kindern russisch-jüdischer Immigranten hatte Abraham Maslow eine isolierte und unglückliche Kindheit. Sehr früh begann er, viel Zeit mit Literatur zu verbringen, und promovierte 1934 in Psychologie. Bekannt wurde er vor allem durch die Entwicklung seiner Bedürfnispyramide.
- Maslow entwickelte ein Menschenbild, welches von einer eher positiven inneren ‚Natur‘des Menschen ausgeht. Diese innere Natur, die er biologisch begründet mit der Geburt als Grundausstattung erhält, gilt es zu fördern und nicht zu unterdrücken. In Gesellschaften wird diese ‚innere Natur‘ hingegen häufig unterdrückt und an der kreativen Entfaltung gehindert, was dann zu Störungen und Erkrankungen führen kann. Die Entfaltung des Menschen orientiert sich an unterschiedlichen Bedürfnissen, die aufeinander aufbauen. Maslow differenziert diese Bedürfnisse auch in Bezug auf ihre Auswirkungen. So hat zum Beispiel die Nichtbefriedigung tiefer liegender Bedürfnisse (wie Essen, Schlafen, Sicherheit) häufig negative Auswirkungen, wohingegen die Beschäftigung mit den höheren (Selbstverwirklichung) eher Glück, Zufriedenheit und Erfüllung bringen. Die tieferen hingegen entwickeln verständlicherweise eine starke Kraft.
- Keine einfachen Theorien. Da die Lebensumstände eines Menschen sehr vielseitig sind, wendet Maslow sich gegen zu vereinfachende Theorien. Er sprach sich daher für vielschichtigere Modelle aus:
- ‚Selbstverwirklichende Menschen, Menschen also, die einen hohen Grad der Reife, Gesundheit und Selbsterfüllung erreicht haben, können uns so viel lehren, dass sie manchmal fast wie eine andere Rasse menschlicher Wesen erscheinen. Doch weil sie so neu ist, ist die Erforschung der höchsten Bereiche der menschlichen Natur und ihrer äußersten Möglichkeiten und Hoffnungen eine schwierige und gewundene Aufgabe. Sie hat für mich eine ständige Zerstörung liebgewordener Axiome mit sich gebracht, die unentwegte Auseinandersetzung mit scheinbaren Paradoxa, Widersprüchen und Zweideutigkeiten, manchmal auch den Zusammenbruch lang etablierter, fest geglaubter und scheinbar unangreifbarer Gesetze der Psychologie. Oft stellte sich heraus, daß es keine Gesetze waren, sondern nur Regeln für das Leben in einem Zustand milder und chronischer Psychopathologie und Ängstlichkeit, im Zustand der Behinderung und Verkrüppelung und Unreife, den wir nicht bemerken, weil die meisten anderen dieselbe Krankheit haben wie wir‘ (Maslow 1973, S. 83 f.).
- Eine zentrale Bedeutung haben dabei die äußeren Lebensumstände (Umgebung), die es einem Menschen mehr oder weniger ermöglichen, sich mit Grenzsituationen konstruktiv zu beschäftigen. Die Auseinandersetzung aber mit eben diesen Grenzerfahrungen ermöglicht persönliche Reifung, Wachstum und Entwicklung des Menschen. Eigentlich wollte Maslow eine umfassende psychologische Theorie verfassen. Sein plötzlicher Tod 1970 durch einen Herzinfarkt vereitelte dieses Vorhaben.
Carl Rogers
- Flucht in die Welt der Bücher. Eine weitere bedeutsame Persönlichkeit für die Entwicklung der Humanistischen Psychologie war der Psychologe und Psychotherapeut Carl Ransom Rogers (1902–1987). Rogers wurde ebenfalls in einer kinderreichen Familie als viertes von sechs Kindern geboren. So wie Maslow wuchs auch er unter wenig glücklichen Umständen auf. Der Grund lag in der fundamentalistisch-religiösen Einstellung der Eltern. Einerseits kümmerten sie sich sehr um die Kinder, kontrollierten aber auch deren Entwicklung sehr stark. Eine strenge und kompromisslose religiös-ethische Grundhaltung prägte seine Kindheit. Auch er „flüchtete“ sich daraufhin in die Welt der Bücher und las frühzeitig sehr viel. Nach einem abgebrochenen Agrarstudium begann er ein Theologiestudium, das er 1922 nach einer sechsmonatigen Chinareise abbrach. Auf dieser Reise, wo er auch an einer internationalen christlichen Studentenkonferenz teilnahm, emanzipierte er sich von seinem Elternhaus. Diese Lebensphase beeinflusste ihn sehr und war nicht leicht für ihn, da es in der Folge schwere Auseinandersetzungen mit seiner Familie gab, der er sich nach wie vor verbunden fühlte.
- Arbeit mit Problemkindern. 1924 wechselte er in die Erziehungsberatung und studierte nebenher Psychologie in New York. In der Beratungsstelle arbeitete er mit unterprivilegierten ‚Problemkindern‘. In den folgenden 12 Jahren seiner Beratungstätigkeit entwickelte er einen eigenen Beratungsstil, der durch seine erste als Buch veröffentlichte Fallbeschreibung in der Fachwelt wahrgenommen wurde. Er selbst erkannte erst am 11. Dezember 1940 während eines eigenen Vortrages an der Universität Minnesota über seinen eigenen Ansatz, wie weit er sich mit seiner Theorie und Praxis schon von den vorherrschenden psychiatrischen und psychotherapeutischen Auffassungen entfernt hatte.
- Klientenzentrierter Ansatz. Einer seiner zentralen Ansätze war, ‚dass die KlientIn derjenige ist, der weiß, wo der Schuh drückt, welche Richtung einzuschlagen [ist], welche Probleme entscheidend, welche Erfahrungen tief begraben gewesen sind‘ (Rogers 1973, S. 23). In den folgenden 39 Jahren entwickelte er seinen klientenzentrierten Ansatz immer weiter und beschrieb ihn in seinem wichtigsten Werk ‚Die Entwicklung der Persönlichkeit‘. In seinen Büchern und Aufsätzen übertrug er die personenzentrierten Prinzipien auf andere Gebiete wie Bildung, Partnerschaft, Familie, Großgruppen und interkulturelle Workshops. In Kalifornien gründete er das ‚Center for the Study of the Person’. In den weiteren Jahren engagierte er sich zunehmend in Friedensinitiativen und wurde Anfang 1987 für den Friedensnobelpreis nominiert. Kurz nach seinem 85. Geburtstag stürzte er jedoch so schwer, dass er sich von der anschließenden Operation nicht mehr erholte.
- Große Wirkung. Sein Werk und Wirken hatte viele Auswirkungen. So zählten zum Beispiel zu seinen Schülern Reinhard Tausch (Hamburg), Dr. Marshall B. Rosenberg, der später die gewaltfreie Kommunikation entwickelte, und Thomas Gordon (‚Familienkonferenz‘). Rogers Grundannahme seiner Persönlichkeitstheorie war, dass der Mensch nach Selbstverwirklichung und Selbstaktualisierung strebt und von Grund auf zunächst ‚gut‘ ist. Im Kindes- und Jugendalter kommt es zu prägenden Interaktionen mit der Umwelt, die beim Heranwachsenden zur Entwicklung eines Selbstkonzeptes führen. Dieses kann sowohl positiv als auch negativ geprägt sein. Ist das Idealbild vom Realbild zu weit entfernt (siehe Kasten, Seite 41), kann dies zu psychischen Störungen führen.
- Ein positives Weltbild. Der humanistische Ansatz Rogers wird eindrucksvoll deutlich in seiner Beschreibung, wie der Mensch ein positives Selbstbild entwickelt. Demnach gibt es sieben wesentliche Botschaften, welche die InteraktionspartnerInnen (Eltern) im Laufe der Erziehung vermitteln müssen, um die Entwicklung eines positiven (gesunden) Selbstkonzeptes zu begünstigen. Diese sind:
- 1. Ungeschuldete Liebe (bedingungslos, so wie das Kind ist)
- 2. Wertschätzung (partnerschaftlicher Umgang, Berücksichtigung der Bedürfnisbefriedigung, altersangemessene Beteiligung bei der Aufstellung von Regeln)
- 3. Echtheit und Interesse
- 4. Erfahrung von Autonomie durch Vertrauen in die Fähigkeiten des Kindes
- 5. Anregung und Unterstützung
- 6. Sicherheit, Geborgenheit und Zuverlässigkeit
- 7. Zulassen von positiven und negativen Gefühlen
- Diese Grundannahmen übertrug Rogers auf verschiedene Settings. 1957 leitete er in Wisconsin ein Forschungsprojekt mit schizophrenen PatientInnen, das seinen Ansatz wissenschaftlich bestätigte. Zusätzlich transportierte er diesen Ansatz in die Beratung und Pädagogik. Eine seiner Grundüberzeugungen bestand darin, dass Lernen in einer angstfreien Umgebung geschehen muss. Die Aufgabe der LehrerIn/DozentIn (etc.) ist es, als Mensch echt und glaubhaft (kongruent) andere Menschen zu unterstützen und ihnen so Lernen zu ermöglichen. Dabei glaubte er an die Selbststeuerung des Menschen. Rogers war auch ein Anhänger des ‚radikalen Konstruktivismus‘, der davon ausgeht, dass der Mensch erst in Kontakt mit anderen Menschen treten muss, um sich in einer sozialen Situation ein Abbild von dieser machen zu können. So entsteht das Selbstbild eines Menschen durch die Summe seiner subjektiven Wahrnehmungen der Umwelt und seiner damit verbundenen Erfahrungen. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, in jeglichen Lernsituationen (Therapie, Beratung, Bildung) gewisse Grundhaltungen als TrainerIn, […] LehrerIn und Eltern zu erlernen. Der Einfachheit halber verwende ich im Folgenden nur den Begriff ‚TrainerIn‘:
- > Kongruenz/Echtheit: Dies bedeutet, dass der/ die TrainerIn selber kongruent und echt sich selber und der KlientIn gegenüber ist. Sie sollen ihre Gefühle diesem Gegenüber zeigen, ohne Wertungen abzugeben oder zu beurteilen. Sie soll sich nicht hinter der TrainerInnenrolle verstecken und die KlientInnen von oben herab betrachten. Nicht die TrainerIn zeigt der KlientIn den richtigen Weg, sondern beide sind gleichberechtigt und suchen zusammen nach Lösungen. Rogers spricht von Transparenz, wenn er sagt, dass das Erleben der TrainerIn mit ihrer Kommunikation mit der KlientIn übereinstimmen soll. Durch dieses Verhalten der TrainerIn erfährt die KlientIn Vertrauen und ist eher bereit, ihre Gefühle zu äußern.
- > Bedingungsfreie Wertschätzung: Dies bedeutet, dass die TrainerIn keinerlei Wertungen und Urteile über die KlientIn und deren Verhalten abgeben soll. Sie soll die KlientIn mit all ihren Fehlern und ohne Bedingungen wertschätzen. Rogers spricht auch von bedingungsfreier positiver Zuwendung. Dies meint aber nicht, dass die TrainerIn alles gutheißen soll, was die KlientIn tut oder sagt. Diese Einstellung lässt sich mit jener von Eltern gegenüber ihrem Kind vergleichen. Eltern lieben ihr Kind, auch wenn sie nicht mit jedem Verhalten einverstanden sind. Gerade in der Erziehung wird auch deutlich, welchen Schaden eine an Bedingungen gebundene Wertschätzung anrichten kann, wenn Eltern die Wertschätzung ihres Kindes von dessen Leistungen oder Wohlverhalten abhängig machen.
- > Empathie: Bei der Empathie geht es um die Einfühlung in die Erlebniswelt der KlientIn. Die TrainerIn versucht, sich voll und ganz auf die Gefühle der KlientIn einzulassen und diesen zu verstehen. Rogers spricht von „innerem Bezugssystem“ der KlientIn und meint damit dessen Gefühle, Gedanken und Erleben. Empathie ist wohl das schwerste der drei Merkmale, weil man weder oberflächlich Verstehen andeuten noch interpretieren und urteilen soll. Es geht einfach nur um den Versuch, die Gefühle der KlientIn nachzuvollziehen. Eine Voraussetzung für Empathie ist das aktive Zuhören, d. h. eine konzentrierte Aufmerksamkeit auf das wirklich Gemeinte und nicht nur das Gesagte. Die TrainerIn soll verstehen, was die KlientIn meint, soll aber nicht urteilen, interpretieren oder Rückschlüsse auf ein Verhalten ziehen. Merkt die KlientIn, dass sie verstanden wird, so wird sie sich mehr und mehr öffnen.
- In Kontakt mit sich sein. Ein wesentlicher Aspekt der Grundhaltung in der Humanistischen Psychologie ist das ‚In-Kontakt-mit-sich-Sein‘. Marshall B. Rosenberg schreibt in seinem Buch ‚Gewaltfreie Kommunikation‘:
- ‚Wir werden eher dazu trainiert, „außenorientiert“ zu leben, als mit uns selbst in Kontakt zu sein‘ (Rosenberg, S. 57).
- Diese Außenorientierung behindert, so Rosenberg, die Menschen an einer achtsamen Kommunikation mit anderen Menschen. Aus diesem Grunde entwickelte er Prinzipien einer gewaltfreien Kommunikation. Wo finden sich nun Gemeinsamkeiten oder ‚geistige Bezüge‘ zwischen diesem humanistischen Ansatz und Kinaesthetics? Folgende Aufzählung mag einige ausgesuchte Aspekte benennen:
- > Beide Konzepte wollen auf ihre Weise konkret dazu beitragen, dass Menschen einen respektvollen Umgang miteinander gestalten.
- > Beide Konzepte glauben an die Fähigkeiten und Ressourcen einer Person, die es zu fördern gilt.
- > Bildung wird als ein zentrales Grundbedürfnis definiert, dessen konkrete Ausgestaltung (‚Lernumgebung gestalten‘) persönlichkeitsbildend wirkt.
- > Die Lernenden definieren selbst, was sie lernen und lernen am besten in einer angstfreien Umgebung.
- > Die Umgebung wird als wichtiger Aspekt gesehen, der sich auf Lernen und Entwicklung interaktiv auswirkt.
- > Beide Konzepte zeigen eine ‚Nähe‘ zum Konstruktivismus.
- > Beide Konzepte betonen die Bedeutung der Innenorientierung für persönliches Wachstum und Entwicklung.
- Diese Übereinstimmungen in der Grundhaltung ermutigten mich dazu, in einem ersten Versuch den Gesprächsansatz der Humanistischen Psychologie mit dem Kommunikationsverständnis der Kybernetik und Systemtheorie in der Stufe 1 der Beratungsausbildung ‚Beratungskompetenz (EKA)‘ miteinander zu kombinieren. Die Ergebnisse waren sehr ermutigend, und die TeilnehmerInnen beschrieben große Lernfortschritte. Ich bin davon überzeugt, dass an der Art und Weise, wie wir heute in Kinaesthetics-Basiskursen und -Ausbildungen die Lernumgebung gestalten, Maslow und Rogers ihre Freude hätten. Dazu schreibt Rogers: ‚Ein Kurs ist also nicht dann erfolgreich zu Ende gegangen, wenn der Schüler ‚alles gelernt hat, was er wissen muss‘, sondern wenn er eindeutige Fortschritte dabei erzielt hat, zu lernen, wie er lernt, was er wissen möchte‘ (Rogers 1974, S. 143). Genau das ist auch eines der großen Ziele von Kinaesthetics!
- Literatur:
- > Maslow, Abraham H.: Psychologie des Seins. Ein Entwurf. Kindler Verlag, München 1973.
- > Rogers, Carl: Entwicklung der Persönlichkeit. Stuttgart 1973.
- > Rogers, Carl: In Freiheit und Engagement. Kösel-Verlag, München 1974.
- > Rosenberg, Marshall B.: Gewaltfreie Kommunikation – eine Sprache des Lebens. Junfermann Verlag, 2005. S. 57.“
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Willkommen in diesem Online-Lexikon zu den Fachgebieten der Kinästhetik, Kybernetik und anderer Bezugswissenschaften! Das Kinaesthetics-Online-Fachlexikon (KOFL) wird von der European Kinaesthetics Association (EKA) herausgegeben, von einem Redaktionsteam betreut und von einem fachlichen Beirat unterstützt (vgl. „KOFL:Impressum und Haftungsausschluss“). | |
Schon gewusst? Norbert Wiener telefoniert ein Buch (erzählt von HvF) Eines Tages ruft das Office of Naval Research am M.I.T. an und verlangt nach Norbert Wiener. Ob er sich mit mathematischer Extrapolation und stochastischen Prozessen auskenne. „‚Ja‘, sagt der Wiener, ‚auf dem Gebiet hab ich schon gearbeitet. Die Prozesse, mit denen man da zu tun hat, lassen sich in die folgenden Kategorien einteilen …‘“ Er beginnt zu reden, und nach fünf Minuten fragt der Mann vom Office, ob sie einen Taperecorder organisieren dürfen. Wiener ist einverstanden. Fünf Minuten später läutet das Telefon erneut. „‚Lieber Professor Wiener, der Taperecorder geht jetzt – klick – okay!‘ ‚Ich werde also jetzt etwas über Interpolation, Extrapolation und stationäre Zeitfolgen sagen. Ich beginne mit einem Kapitel Nr. 1 und erkläre Begriffe, um die notwendige Grundlage zu schaffen.‘ Er beginnt zu reden. Er redet und redet und redet.‘ Sechs Stunden und zehn Tapes später haben die Leute vom Office gebeten, dies als Buch veröffentlichen zu dürfen. „‚Selbstverständlich, da habe ich nichts dagegen. Danke vielmals, auf Wiedersehen.‘ Klick. Das Buch ist erschienen, ein Jahr später: ‚Interpolation, extrapolation of stationary time series‘. […] Es sind 200 Seiten, mit allen mathematischen Formeln, mit der ganzen modernen Theorie der stochastischen Prozesse, wie man Voraussagen interpolieren und extrapolieren kann und wie man mit stationären Zeitsequenzen operiert. Das war Norbert Wiener.“ (Foerster, H. v.; Glasersfeld, E. v. (2010): Wie wir uns erfinden. Carl-Auer-Systeme Verlag. S. 231 f.) |
Bedeutende Personen Humberto Augusto Gastón Maturana Romesín Humberto Maturana (Romesín), (* 14. September 1928, † 6. Mai 2021 in Santiago de Chile) war Biologe und Philosoph. Sein Schwerpunkt lag in der Neurobiologie. Er studierte Medizin, Biologie/Anatomie in Chile, London und in den USA. Mit einem Postdoc-Stipendium forschte er am Massachusetts Institute of Technology (M.I.T.) über das Auge und insbesondere den blinden Fleck, was ihn zu erkenntnistheoretischen Fragen brachte. An der Universidad de Chile lehrte er Biologie an der medizinischen Fakultät und spezialisierte sich dort u. a. auf die Frage, auf welchen Grundlagen lebende und nicht-lebender Systeme unterschieden werden können. In enger Zusammenarbeit schufen Maturana und Francisco J. Varela die wissenschaftliche Theorie der Autopoiese (Autopoiesis). In ihrem Buch „Der Baum der Erkenntnis” beschreiben die beiden dieses Konzept und z. B. die Geschlossenheit von Lebewesen in Bezug auf Operation und Information. Autopoiese als die zentrale Eigenschaft von Lebewesen bedeutet, dass jedes Lebewesen sich fortlaufend einzig und allein aus sich selbst heraus erschafft, von der molekularen und zellulären Ebene bis hin zu derjenigen des ganzen Organismus. Maturana und Varela weiten diesen Theoriekern zu einer systemisch-biologischen Erkenntnistheorie aus. Sie lässt sich in der Aussage „Jedes Tun ist Erkennen, und jedes Erkennen ist Tun“ zusammenfassen. Maturanas Interesse an interdisziplinärem Denken zeigt sich auch darin, dass er in Santiago de Chile das Instituto Matríztica („Matrix-Institut“) gründete. In einer engen Verflechtung kultureller und biologischer Perspektiven kann man sich dort bis heute mit der Biologie der Erkenntnis, der Liebe oder dem Weg zu einer Gesellschaft mit Gleichberechtigung und Inklusion auseinandersetzen. |
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- ↑ Verein für Kinästhetik (Hg.) (1990): Kinästhetik. 16. Bulletin. Januar 1990. Sonderausgabe. Dritte Auflage. Zürich: Verein für Kinästhetik. Nachdruck 2009. S. 5 ff.
- ↑ ebd., S. 5 f.
- ↑ Hatch, Frank; Maietta, Lenny; Schmidt, Suzanne (1996): Kinästhetik. Interaktion durch Berührung und Bewegung in der Pflege. Übersetzung: Ina Citron. 4. Auflage. Eschborn: Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe. ISBN 3-927944-02-5. S. 15 ff.
- ↑ ebd., S. 20.
- ↑ ebd.