Lernparadigma

Aus Kinaesthetics-Online-Fachlexikon
Status mit Fachliteratur angelegt
AutorIn/RedakteurIn N. N./Lutz Zierbeck
Letzte Änderung 19.04.2024


Zusammenfassung:
Dieser Artikel ist mit Fachliteratur angelegt. Er besteht aus einschlägigen Zitaten zum Thema Lernparadigma. Es wird der Unterschied zwischen einer Grundhaltung oder grundsätzlichen Sichtweise, genannt Behandlungsparadigma, wie sie z. B. in Medizin, Pflege und Betreuung sehr häufig anzutreffen ist, und einer anderen Grundhaltung von Kinästhetik aufgezeigt.

Das Lernparadigma in „Kinaesthetics – Lernen und Bewegungskompetenz“

Das folgende Zitat stammt aus dem Buch „Kinaesthetics – Lernen und Bewegungskompetenz“, das als Arbeitsunterlage in Kinaesthetics-Aufbaukursen verwendet wird. Das Zitat ist in das fünfte Kapitel „Lernen: Allgemeine Blickpunkte“ eingebettet. Die vorausgehenden Unterkapitel thematisieren die „Bedeutung des Begriffs Lernen im Alltag“, das „Fehlen einer umfassenden wissenschaftlichen Theorie des Lernens“, „Lernen, Erfahrung und Denken“, die „Grundfunktionen des Lernens“ und das Thema „Unterschiede führen zu bedeutsamen Unterscheidungen“. Das abschließende Unterkapitel „Leben heißt Lernen“ wird mit dem Thema „Eine Definition des Lernens“ eingeleitet. Das Zitat ist der Text des zweiten Themas „Man kann nicht nicht lernen – die Ausgangslage zu einem Paradigmenwechsel“.

„Was bringt der Ansatz der vorausgehenden Definition, dass man – in Anlehnung an Paul Watzlawick (1921–2007) formuliert – nicht nicht lernen kann, oder positiv formuliert, dass der Mensch immer lernt? Für die Einflussnahme auf das eigene Verhalten und den Umgang mit anderen Menschen stellt dieses Lernverständnis einen herausfordernden Paradigmenwechsel hin zu einem Lern- oder Entwicklungsparadigma dar. Eine solche Neuorientierung der grundsätzlichen Erklärungs- und Verhaltensmuster wird nicht allein von Kinaesthetics vertreten. Die Notwendigkeit und der Nutzen dieses Paradigmenwechsels zeichnet sich in verschiedenen Gesellschaftsbereichen ab. Das Lernparadigma wird im Folgenden an einigen Beispielen auf der persönlichen und zwischenmenschlichen Ebene erläutert.
• Wenn wir bei der Arbeit körperliche Beschwerden bekommen, verstehen wir sie nach dem gängigen Paradigma als eine von außen bewirkte Folge der Arbeitsbedingungen und werden sie mit Medikamenten oder Therapien behandeln lassen. Das Lernparadigma lässt uns fragen, welcher Lernprozess hinter diesen Beschwerden steht und wie wir selbst diese Entwicklung beeinflussen können.“

Der Text der zugehörigen Infobox „Schonhaltungen“:

„Das Beispiel der Schonhaltungen zeigt einerseits gut auf, wie herausfordernd es ist, bei allen Entwicklungen auf den Aspekt des Lernens zu achten, und andererseits, wie sich durch die veränderte Ausführung einer Aktivität Muster bilden und verfestigen. Wir neigen dazu, Schonhaltungen, die nach Unfällen oder während Krankheiten oft auftreten, als unvermeidbare Konsequenz der entsprechenden körperlichen Probleme zu betrachten. Wir sagen: ‚Ich hinke, weil ich einen Beinbruch gehabt habe‘, und nicht: ‚Ich habe nach einem Beinbruch hinken gelernt (und wieder verlernt)‘. Es fällt uns schwer, unsere Bewegung einerseits produktiv an die veränderten Bedingungen anzupassen und andererseits Schonhaltungen auch wieder abzulegen, wenn sie aufgrund einer positiven Entwicklung der Probleme gar nicht mehr nötig sind.“


• „Das Lernparadigma wird bei einschneidenden persönlichen Veränderungen zu einer besonderen Herausforderung. Nach der gängigen Vorstellung und Diagnostik gelten viele Entwicklungen einer chronischen Krankheit, des Älterwerdens oder nach einem schweren Unfall als unvermeidbar und zwingend (vgl. auch Infobox ‚Schonhaltungen‘). Das Motto des Lernparadigmas heißt hier, mit schlechteren Karten so gut als möglich spielen zu lernen. Es ist immer möglich, neue Bewegungsmuster zu suchen und zu erlernen, die eine möglichst selbstständige und autonome Gestaltung der Lebensqualität unterstützen.
Wenn ein Mensch einen anderen Menschen unterstützt, legt er in den meisten Fällen die Achtung nur auf die Lösung des vordergründigen Problems. Die Frage, wie der Lern- und Entwicklungsprozess des anderen Menschen durch die Hilfe beeinflusst wird, wird weder erkannt noch beachtet. Das führt oft dazu, dass eine noch so gut gemeinte Hilfe eine erlernte Abhängigkeit der unterstützten Person bewirkt oder mehr Probleme verursacht, als sie lösen kann.
• Im Bereich der Erziehung und Bildung brachte die Ärztin und Pädagogin Maria Montessori (1870–1952) ihre pädagogische Grundidee auf die einfache Formel: ‚Hilf mir, es selbst zu tun!‘. Wenn wir als Erziehende oder Lehrende die Lösung der Probleme der uns anvertrauten Menschen übernehmen, lernen sie kaum, diese selbst zu lösen. Sie werden viel eher lernen, in problematischen Situationen von uns abhängig zu sein u. a. m. Wenn wir hingegen andere Menschen in ihrer eigenen körperlichen und geistigen Beweglichkeit unterstützen, wird sich dadurch ihr persönlicher Handlungsspielraum erweitern.
• Der traditionelle Unterricht bietet ‚gleichgeschalteten‘ Lerngruppen einen engen Spielraum und Rahmen. Dies führt dazu, dass der Unterricht oft nur bei einem Teil der Lernenden die erwünschte Wirkung zeigt. Meistens bleibt unbeachtet, dass der andere Teil nicht einfach nichts lernt. Dieser Teil lernt, z. B. während des Frontalunterrichts mit interessierter Miene nicht zuzuhören – weil offensichtliches Desinteresse meistens von den Unterrichtenden sanktioniert wird –, Lösungen von Aufgaben abzuschreiben, statt selbst zu erarbeiten, oder unter den Anforderungen und dem Druck von Prüfungen viel auswendig zu lernen und gleich wieder zu vergessen (‚Wegwerf-Lernen‘). Solche Lernprozesse schränken die Entwicklung der Lernenden in diesem Kontext ein. Sie lassen sich vermeiden, wenn Lehrende Lernumgebungen gestalten, die der Eigenverantwortung und -aktivität der Lernenden einen angepassten Spielraum bieten.
• Im Gesundheits- und Sozialwesen folgt der Umgang mit pflege- oder betreuungsbedürftigen Menschen nicht selten den oben genannten Mustern: Die Lösung von Problemen wird stellvertretend übernommen. Von außen betrachtet mag das zu einem befriedigenden Resultat führen, die inneren Lernprozesse der Betroffenen aber bleiben oft unberücksichtigt. Wenn z. B. ein Mensch mit Behinderung in einem Rollstuhl festgebunden wird, weil er die Aktivität Sitzen nicht selbstständig kontrollieren kann, wird er dadurch nicht sitzen, sondern viel eher sich ununterbrochen anspannen lernen. Aus der Sicht von Kinaesthetics ist für die Gesundheits- und Persönlichkeitsentwicklung von pflege- oder betreuungsbedürftigen Menschen von entscheidender Bedeutung, dass alle Interaktionen und Maßnahmen die Entwicklung ihrer Bewegungskompetenz und dadurch ihre selbstständige Lebensgestaltung und Autonomie unterstützen. Dass dies gelingt, ist wiederum abhängig von der Bewegungskompetenz der pflegenden oder betreuenden Personen und ihrer Einstellung zu diesem Aspekt. Dieses Thema wird ausführlicher im Leitartikel ‚Bewegungskompetenz schafft Lebensqualität‘ (Knobel 2008) dargestellt.
Dieses Lernparadigma versteht Lernen als eine Lebensaufgabe. Es kann uns helfen, die eigene Lebensqualität in jeder Lebensphase bewusst, aktiv und eigenverantwortlich zu gestalten und die Lebensqualität anderer Menschen in entsprechender Weise und mit Respekt vor ihrer Autonomie mitzugestalten.“

Quelle: European Kinaesthetics Association (Hg.) (2023): Kinaesthetics. Lernen und Bewegungskompetenz. Linz, Winterthur: Verlag European Kinaesthetics Association. ISBN 978-3-903180-01-7. S. 59–61.

Das Lernparadigma in „Kybernetik und Kinästhetik“

Das folgende Zitat stammt aus dem Buch „Kybernetik und Kinästhetik“, und zwar aus dem abschließenden sechsten Kapitel „Kinästhetik ist praktische Kybernetik“. Das Zitat ist eingebettet in das dritte Unterkapitel „Interaktion und gemeinsames Lernen“. Vorausgehend wird die „Partnererfahrung“ und die „Interaktion und Kommunikation aus kybernetischer Sicht“ thematisiert. Das Zitat ist der Text des nachfolgenden Themas „Das Lernparadigma“.

„Auf die vorgängige Anleitung zu einer ‚Partnererfahrung‘ übertragen, bedeuten diese Überlegungen: Grundsätzlich können Sie mit Ihrer eigenen Bewegung das Bewegungsverhalten eines anderen Menschen nicht ‚diktieren‘ oder bestimmen. Wenn aber ein Mensch nicht mehr selbstständig von einem Stuhl aufstehen kann, können Sie entweder dank Ihrer Bewegungskompetenz mit ihm zusammen einen Weg suchen, der das Potenzial enthält, dass er lernt, es wieder selbst zu tun. Oder Sie können ihn so unterstützen, dass er lernt, (immer mehr) von Ihrer Unterstützung abhängig zu sein. Im ältesten sogenannten Programm ‚Kinästhetik/Kinaesthetics in der Pflege‘ ist genau diese Problematik ein zentrales Thema. Die Kinästhetik ist hier in dem Sinne praktische Kybernetik, dass ein entsprechender Perspektivenwechsel vertreten wird: Jede professionelle körperliche Unterstützung wird als Lernmöglichkeit zur Entwicklung der Bewegungskompetenz bzw. der persönlichen Selbstständigkeit und Lebensqualität der betreuten Person betrachtet. (European Kinaesthetics Association 2020b, S. 61)
Dies schließt ganz konkret an die ethischen Überlegungen von Heinz von Foerster an (vgl. Kapitel 5.3.5), indem gemeinsam mit gegenseitigem Respekt vor der Autonomie und Individualität des Menschen nach einer Erweiterung der Möglichkeiten aller Beteiligten gesucht wird.
Falls Sie zuvor jemanden gefunden haben, der mit Ihnen die Partnererfahrung gemacht hat, konnten Sie vielleicht Folgendes feststellen: Sie unterstützten Ihre PartnerIn beim Aufstehen auf eine bestimmte Art und Weise, die Ihnen aus einer Außenperspektive als hilfreich erschien. Möglicherweise wurden Sie von Ihrer PartnerIn nach dem Rollenwechsel auf ganz ähnliche Weise unterstützt und Sie konnten feststellen, dass Sie aus Ihrer Innenperspektive Eigenschaften dieser Unterstützung als wenig hilfreich oder gar als unangenehm erfahren haben. Offensichtlich passiert es leicht, dass die Einschätzung der körperlichen Hilfestellung aus der Außenperspektive nicht mit der persönlichen Erfahrung aus der Innenperspektive übereinstimmt. Hier zeigt sich einerseits, welche hohen Ansprüche die kompetente Unterstützung eines anderen Menschen stellt. Zugleich zeigt sich aber auch die methodische Bedeutung der Innenperspektive in der Kinästhetik.“

Quelle: European Kinaesthetics Association (Hg.) (2020): Kybernetik und Kinästhetik. Unter Mitarbeit von Stefan Marty-Teuber und Stefan Knobel. Linz, Winterthur, Siebnen: Verlag European Kinaesthetics Association, verlag lebensqualität. ISBN: 978-3-903180-22-2 (Verlag European Kinaesthetics Association) ISBN: 978-3-906888-02-6 (verlag lebensqualität). S. 66–67.

Das Lernparadigma in den Peer-Tutoring-Arbeitsunterlagen der EKA

Das folgende Zitat stammt aus den Arbeitsunterlagen des Peer-Tutoring-Kurses der EKA. Es ist eingebettet in das zweite Unterkapitel „Lernumgebung gestalten mit KlientInnen“. Vorausgehend wird thematisiert, dass die Art und Weise, wie man pflege- oder betreuungsbedürftige Menschen unterstützt, von den eigenen Annahmen geprägt ist. An die diesbezügliche Bestimmung der persönlichen Ausgangslage schließt sich das nachfolgende Zitat unter dem Titel „Lernen statt Behandeln“ an.

„Wenn man von prägenden, beispielhaften Mustern und Denkweisen in einem Beruf oder einer wissenschaftlichen Disziplin spricht, verwendet man das Wort Paradigma.
Unsere Denkweisen und eigenen Annahmen über die Wirkungszusammenhänge einer Situation prägen unsere Handlungen. Oft sind wir uns der eigenen Annahmen aber nicht sehr bewusst. Wenn Sie mit Kinaesthetics arbeiten, befinden Sie sich in einem Prozess, durch den Sie das traditionelle Behandlungsparadigma durch ein Lern- oder Entwicklungsparadigma ersetzen und eine neue Denkweise für Ihre beruflichen Herausforderungen entwickeln. Was ist damit gemeint?
Das Behandlungsparadigma
Unser Sozial- und Gesundheitswesen ist stark geprägt von medizinischen Denkmodellen. In den letzten Jahrhunderten wurden sehr viel Wissen und Können entwickelt, um Krankheiten zu bekämpfen oder zumindest deren Auswirkungen auf ein erträgliches Maß einzuschränken. Dieses Wissen und Können ist in vielen Fällen sehr hilfreich – so starben noch vor 100 Jahren ca. ein Drittel der Menschen, wenn sie an einer Lungenentzündung erkrankten. Heute helfen Antibiotika, dass solche Situationen kontrollierbar sind und man solche Krankheiten überleben kann. Behandeln bedeutet in diesem Sinne, dass das Ziel zwar erreicht wird (die Lungenentzündung ist weg), dass der betreffende Mensch aber nicht nachvollziehen kann, wie das geschehen ist. Er kann auch keine Schlüsse aus der Behandlung ziehen, wie er die Entstehung und Heilung einer Lungenentzündung beeinflussen könnte.
Als Pflegende, TherapeutIn oder BetreuerIn brauchen Sie zwar Kenntnisse aus der Medizin und Pflegewissenschaft, um einen Überblick über die Situation der zu betreuenden Menschen zu erhalten. Jedoch hilft Ihnen das Denken in Krankheitsbildern und in den Kategorien ‚krank – gesund‘ nicht weiter, wenn Sie einen Menschen darin unterstützen wollen, dass er lernt, sich im Bett aufzusetzen. Wenn Sie das Muster des Behandlungsparadigmas auf die Aktivität ‚jemandem helfen, sich am Bettrand aufzusetzen‘ übertragen, interessiert nur das Ziel (‚die KlientIn sitzt am Bettrand‘). Wenn sie das aufgrund ihres Krankheitsbildes nicht kann, müssen Sie sie mit den vorgeschriebenen Handgriffen oder technischen Hilfsmitteln ins Sitzen bringen. Beim Behandlungsparadigma geht es nicht in erster Linie darum, dass die KlientIn nachvollziehen kann, wie das geschieht, und lernt, ihre alltäglichen Aktivitäten möglichst selbstständig zu verrichten.
Das Lern- oder Entwicklungsparadigma
Kinaesthetics geht davon aus, dass der Mensch ein sich selbst regulierendes System ist, in dem die Qualität der eigenen, aktiven Bewegung, seine Bewegungskompetenz, eine zentrale Rolle für alle Entwicklungsprozesse spielt. Die Art und Weise, wie ich aus dem Bett steige, mich auf einen Stuhl setze und alle meine anderen alltäglichen Aktivitäten durchführe, hat einen wesentlichen Einfluss auf mein Befinden, meine Gesundheitsentwicklung und meine Lebensqualität. Aus diesem Grunde erforscht Kinaesthetics mit dem Ziel der Entwicklung der Bewegungskompetenz die alltäglichen Aktivitäten ausgehend von der persönlichen Erfahrung.
Wenn man einen anderen Menschen in seinem Alltag so unterstützen kann, dass er sich als selbstwirksam erfährt und sich selbst besser verstehen lernt, macht man ihm ein Angebot, das ihm hilft, seine Lebensqualität aktiv zu beeinflussen. Beim Lern- oder Entwicklungsparadigma stehen das individuelle Lernen und die Gesundheitsentwicklung der KlientIn im Vordergrund.
Wie sich die beiden unterschiedlichen Denkweisen des Behandlungs- und Lernparadigmas in unserem Handeln widerspiegeln können, soll im Folgenden anhand eines Beispiels aufgezeigt werden. Es geht von einer Person aus, die vor einigen Jahren eine Hirnblutung gehabt hat und sich nicht mehr selbst aufsetzen oder sitzen kann.
Behandlungs-Paradigma:
Wenn ich die Annahme habe, dass der betreffende Mensch aufgrund der Hirnblutung vor einigen Jahren quasi die ‚Sitzfähigkeit‘ verloren hat, dann werde ich z. B.
ihn im Sitzen so halten, dass er nicht umfällt,
für ihn einen Rollstuhl bauen lassen, der ihn so mit einer Sitzschale unterstützt, dass er (von außen betrachtet) in einer Sitzposition verweilen kann,
verhindern, dass er sich allein aufzusetzen versucht – er könnte ja umfallen und sich verletzen usw.
Lern- oder Entwicklungsparadigma:
Wenn ich davon ausgehe, dass die Hirnblutung nicht geradlinig die Ursache für die aktuelle sichtbare Behinderung ist, und dass die Fähigkeiten, die ein Mensch hat – auch seine sogenannten Behinderungen – gelernt sind, dann werde ich z. B.
mir überlegen, was ein Mensch grundlegend können muss, um sitzen zu können,
genau analysieren, über welche Kompetenzen dieser Mensch aktuell verfügt und wie er sie gelernt hat,
mir überlegen, wie dieser Mensch Schritt für Schritt die nötigen Kompetenzen entwickeln kann, um das Sitzen wieder zu erlernen,
ein Lernthema mit ihm definieren, das sich an den Grundkompetenzen orientiert (z. B. Lernen mit den Armen zu stützen als eine wichtige Voraussetzung für das selbstständige Sitzen) usw.
Lernen, die Entwicklungsperspektive einzunehmen
Mit Kinaesthetics entwickeln Sie die Kompetenz, ihre beruflichen Situationen auf der Grundlage des Lern- und Entwicklungsparadigmas zu verstehen und entsprechend aus einer Entwicklungsperspektive zu handeln. Das ist eine Herausforderung. Für Sie als Peer-TutorIn geht es darum, das eigene Wissen und Können so zu entwickeln, dass Sie in der Lage sind,
die Kompetenzen eines Menschen so zu analysieren, dass Sie sein Lernpotenzial und seine Bildungsmöglichkeiten aufspüren können,
für sich selbst so viel Wissen über Aktivitäten aus Ihrem Pflegealltag zu erschließen, dass Sie ihre wichtigsten Grundprinzipien in der eigenen Bewegung verstehen,
für andere Menschen eine passende Lernumgebung zu entwickeln und zu gestalten,
in einem dynamischen Prozess die Wirksamkeit ihrer Bewegungsinteraktionen mit der KlientIn zu überprüfen und passende Veränderungen vorzunehmen.“

Quelle: European Kinaesthetics Association (Hg.) (2020): Kinaesthetics in der Pflege. Bewegungskompetenz für Gesundheits- und Sozialberufe. Peer-Tutoring-Kurs. Arbeitsunterlagen. Linz, Winterthur: Verlag European Kinaesthetics Association. ISBN: 978-3-903052-44-4. S. 41–42.

Erfahrungsberichte

  • Prensky, Petra (2017): Somatik und Kinaesthetics. In: lq. kinaesthetics - zirkuläres Denken - lebensqualität. 2017, Nr. 2. S. 40-43.

Eine somatische Bewegungstherapeutin findet Gemeinsamkeiten mit Kinästhetik und plädiert für mehr Wechsel vom Behandlungs- zum Entwicklungsparadigma.

  • Möller-Spiering, Almut (2016): Vom Suchen und Finden neuer Möglichkeiten. In: lebensqualität. Die Zeitschrift für Kinaesthetics und zirkuläres Denken. 2016, Nr. 4. S. 27-30.

In der alltäglichen Arbeit mit Menschen mit hoher Körperspannung führte ein Wechsel der grundsätzlichen Sichtweise zu deutlichen Lernfortschritten und mehr Bewegungskompetenz bei einem Bewohner.

  • Mielacher, Iris (2013): Einschliessen für mehr Freiheit. In: lebensqualität. Die Zeitschrift für Kinaesthetics und zirkuläres Denken. 2013, Nr. 1. S. 23-25.

Ein Bericht zum Thema Inklusion von Menschen mit Behinderungen.