KOFL Diskussion:Projekt Konzeptsystembuch 13: 3.1. Haltungs- und Transportbewegung
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Status | Diskussion eröffnet |
AutorIn/RedakteurIn | N. N./Sabine Kaserer |
Letzte Änderung | 26.11.2020 |
Hinweis
Diese Diskussionsseite wird im Rahmen des Projekts „Konzeptsystembuch-Umfrage“ des Ressourcenpools Curriculum und Forschung der European Kinaesthetics Association (EKA) eröffnet. Die Absicht ist, dass hier zum Text auf der zugehörigen Seite KOFL:Projekt Konzeptsystembuch 13: 3.1. Haltungs- und Transportbewegung offene Fragen, unterschiedliche Verständnisse, Weiterentwicklungsbedarf usw. umfassend gesammelt und diskutiert werden. Diese offene Umfrage bzw. Diskussion dauert ein Jahr. Deshalb ist diese Diskussionsseite in dieser Form nur bis August 2021 im KOFL sichtbar.
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Haltungsbewegungen sind „kleine[n] Gewichtsverlagerungen um eine Achse“: Inwiefern gilt das für die Extremitäten?
Christina Gruber, Martina Guidon, Stefan Marty-Teuber, Brigitte Marty-Teuber, Caroline Rüttimann, Marcel Schlecht (Bildungsforum Konzeptverständnis im Forschungslabor, Winterthur, 2020-08-28)
Ausgehend von der Aussage:
„Haltungsbewegungen […] zeigen sich in eher kleinen Gewichtsverlagerungen um eine Achse innerhalb der einzelnen Massen“
hat sich eine offene Frage herauskristallisiert:
Inwiefern gilt diese Aussage für die Extremitäten bzw. wie zeigen sich Haltungsbewegungen in den Extremitäten? Was ist die Achse in den Extremitäten bzw. wie liegt/verläuft sie?
Lene Bøgh Andersen und Heide Hartwig, 26.11.20:
Wir beschäftigen uns auch sehr mit der Achse oder „mit den Achsen“ bei der HB. Im Text steht eine Achse: welche Achse im Körper ist gemeint? Wir haben 3 Achsen im Körper: die Transversal-, die Longitudinal- und die Sagittalachse (Querachse, Längsachse, Pfeilachse). Gleichzeitig wird von Beugen und Strecken gesprochen und damit nehmen wir an, dass nur die Transversalachse/Querachse gemeint ist. Wenn das wirklich der Fall ist, dass HB nur um eine Achse verläuft, wäre es hilfreich, sie auch so zu benennen, also immer die Transversalachse im Körper.
Wenn die Haltungsbewegung nur als Beugung und Streckung definiert ist, also immer nur um die Transversalachse im Körper stattfindet, haben wir folgende Überlegung: HB kann in den Zentralmassen Becken, Brustkorb und Kopf als ein „Nicken“ beschrieben und erfahren werden. Bei den Extremitäten findet die Beugung (und Streckung) in den HBE statt: z.B. im Fuss – und Kniegelenk und im Hand - und Ellenbogengelenk.
Da die eine Achse aber nicht explizit genannt wird, haben wir mit Hilfe von Bewegungserfahrungen untersucht, ob auch andere Achsen möglich sind: wir haben uns auf die Seite gelegt und das obere Bein bewegt nach vorne und nach hinten (Flexion und Extension im Hüftgelenk). Dabei haben wir HB im Bein gespürt, damit das Bein nicht zu hoch oder zu niedrig bewegt wird (also Abduktion und Adduktion im Hüftgelenk), also Bewegungen bezogen auf die Sagittalachse. Weiter haben wir HB im Bein gespürt, damit es nicht rotiert (also kleine Innenrotation und Außenrotation Bewegungen); das sind Bewegungen um die Longitudinalachse. Wir haben also gleichzeitig HB in 2 verschiedenen Achsen gespürt. Auch in den Zentralmassen haben wir viel HB gespürt, insbesondere um die Longitudinalachse, da wir auf der Seite lagen. Damit könnte man davon ausgehen, dass HB in allen 3 Achsen sattfinden kann, sogar stattfinden muss, um die Stabilität zu erhalten.
Wenn wir auf einem Bein stehen, erfahren wir, dass wir uns in allen 3 Achsen mit kleinen Bewegungen stabilisieren: sind das HB?
Unserer Auffassung nach, tendieren wir zurzeit dahin, dass es für die HB nicht unterschiedliche Achsen in den Zentralmassen und Extremitäten gibt; und dass es HB in allen 3 Achsen geben kann.
Haltungsbewegungen sind „kleine[n] Gewichtsverlagerungen […] innerhalb der einzelnen Massen“: Wie ist „innerhalb“ gemeint?
Christina Gruber, Martina Guidon, Stefan Marty-Teuber, Brigitte Marty-Teuber, Caroline Rüttimann, Marcel Schlecht (Bildungsforum Konzeptverständnis im Forschungslabor, Winterthur, 2020-08-28)
Ausgehend von der Aussage:
„Haltungsbewegungen […] zeigen sich in eher kleinen Gewichtsverlagerungen um eine Achse innerhalb der einzelnen Massen“
ist für die meisten Teilnehmenden des Bildungsforums erfahrbar, dass sich Brustkorb und Extremitäten in sich (sozusagen „innerhalb der einzelnen Massen“) beugen und strecken können. Beim Kopf und beim Becken ist dies nicht in gleicher Weise der Fall. Daraus hat sich die folgende offene Frage ergeben:
Ist bei Kopf und Becken die Beschreibung „innerhalb der einzelnen Massen“ gleichermaßen passend und erfahrbar?
Martina Guidon, 25.09.2020
Haltungsbewegung: innerhalb der einzelnen Massen, stimmt für mich nicht. Becken, Kopf, sowie Brustkorb nennen wir zentrale Massen. Gewichtsverlagerungen kann ich durch bewegen der einzelnen Massen (HB durch beugen und strecken) wahrnehmen, jedoch nicht innerhalb der Massen. Haltungsbewegung entsteht für mich aus den Massen, sprich, wenn ich in Rückenlage mit angestellten Beinen mein Becken leicht beuge oder strecke, nehme ich wahr, dass eine Beziehung hergestellt wird zu den Massen Beinen, sowie zum Brustkorb und Kopf. Die Gewichtsverlagerungen "passieren" dabei in der Längsachse meines Körpers.
Wir würden gern noch zusätzlich die Richtungsveränderung mit ins Spiel bringen - Längsachse entweder in Richtung Kopf oder Richtung Fuß.(Gabi Böing + Joy Rüther)
Lene Bøgh Andersen und Heide Hartwig, 26.11.20
Wir können Martina gut folgen: Der Satz: „Haltungsbewegungen […] zeigen sich in eher kleinen Gewichtsverlagerungen um eine Achse innerhalb der einzelnen Massen“ führt bei uns zur Diskussion: Geschehen Gewichtsverlagerungen um oder entlang(längs) einer Achse? Im Buch steht um und wir sind der Auffassung, dass Gewichtsverlagerungen entlang einer Achse entstehen. Weiter sind wir der Auffassung, dass Bewegungen um eine Achse entstehen. Dies führt evt. dazu, dass über Bewegungen (beugen und strecken) innerhalb einer Masse gesprochen wird, obwohl es um Gewichtsverlagerung innerhalb der Masse geht. (siehe oben)
Beschreibt „stabil – instabil“ bei Haltungs- und Transportbewegungen etwas Ähnliches wie bei Knochen und Muskeln/Massen und Zwischenräumen?
Christina Gruber, Martina Guidon, Stefan Marty-Teuber, Brigitte Marty-Teuber, Caroline Rüttimann, Marcel Schlecht (Bildungsforum Konzeptverständnis im Forschungslabor, Winterthur, 2020-08-28)
Textlich wird das Gegensatzpaar „stabil – instabil“ bei den Haltungs- und Transportbewegungen gewichtig verwendet: „stabile Beziehung“, „relativ instabile Beziehung“, „als relativ stabil erfahrbar“, „wirken sich stabilisierend … aus“, „als relativ instabil erfahrbar“. In der Einführung des Konzepts auf Seite 31 steht entsprechend: „Die Eigenschaften der Anatomie (vgl. Kapitel 2.) sind in den gegensätzlichen Qualitäten ‚stabil – instabil‘ erfahrbar. In der menschlichen Bewegung lassen sich unter einem sehr ähnlichen Blickwinkel stabile und instabile Aspekte erfahren.“
Bei Knochen und Muskeln/Massen und Zwischenräumen geht es um „materiell“ erfahrbare Stabilität und Instabilität, um Beschaffenheit, Konsistenz. Bei Haltungs- und Transportbewegung bezieht sich das Gegensatzpaar stabil – instabil auf die Möglichkeiten der Bewegungsrichtungen.
Vor diesem Hintergrund hat sich das folgende Thema herauskristallisiert:
Inwiefern ist es sinnvoll bzw. hilfreich, zur Charakterisierung der Haltungs- und Transportbewegungen das gleiche Gegensatzpaar wie bei Knochen und Muskeln/Massen und Zwischenräumen zu verwenden? Ist es passend, in der Einführung von einem „sehr ähnlichen Blickwinkel“ in Bezug auf die funktionale Anatomie und die menschliche Bewegung zu sprechen?
Lene Bøgh Andersen und Heide Hartwig, 26.11.20
Wir finden die Bezeichnung stabil und instabil passend. Das Zusammenspiel zwischen diesen beiden Komponenten ist wichtig genau wie bei der Anatomie. Hat ein Mensch zu viel HB, sehen wir Krankheitsbilder wie Parkinson oder Spastizität. Hat ein Mensch zu viel TB sehen wir Krankheitsbilder wie Athetose oder Ataxie. Wir sehen nicht das Gegensatzpaar stabil – instabil auf die Möglichkeiten der Bewegungsrichtungen (siehe unser Beitrag unter Punkt 1), sondern unterschiedlicher Grösse der Bewegung und damit Funktion. HB sind Gewichtsverlagerungen innerhalb einer Masse und sind als relativ stabil erfahrbar. Bei der TB geht das Gewicht der Masse an einen anderen Ort und ist als relativ instabil erfahrbar.