Macy-Konferenzen

Aus Kinaesthetics-Online-Fachlexikon
Status mit Fachliteratur angelegt
AutorIn/RedakteurIn N. N./Sabine Kaserer
Letzte Änderung 20.08.2023


Zusammenfassung:
Dieser Artikel ist mit Fachliteratur angelegt. Er besteht aus einschlägigen Zitaten zum Thema Macy-Konferenzen. Die Zitate stammen aus dem Buch „Kybernetik und Kinästhetik“. In diesem Buch ist den Macy-Konferenzen und der Entstehung der Kybernetik ein eigenes Kapitel gewidmet.

Macy-Konferenzen in „Kybernetik und Kinästhetik“

Die folgenden Zitate stammen aus dem Buch „Kybernetik und Kinästhetik“. Das erste Zitat ist die Einleitung zum zweiten Kapitel „Macy-Konferenzen und die Entstehung der Kybernetik“.

„2. Macy-Konferenzen und Entstehung der Kybernetik
Die Kybernetik verdankt ihre Entstehung zu einem großen Teil der amerikanischen ‚Josiah Macy Jr. Foundation‘, die von 1946 bis 1953 zehn interdisziplinäre Konferenzen führender WissenschaftlerInnen finanzierte. In diesem Kapitel wird dargestellt, wie in diesem Rahmen die Kybernetik entstand.[im Original alles kursiv]“

Das zweite Zitat ist das Unterkapitel „2.1. Die Macy-Konferenzen “..

„2.1.1. Hintergrund und Bedeutung
Im Zweiten Weltkrieg beschäftigten militärische Fragestellungen eine ganze Generation von WissenschaftlerInnen. Und die Resultate der Forschungen zeigten eine dramatische Wirkung: Mit der Entwicklung der Atombombe wurde eine Schwelle überschritten, deren Bedeutung sich die Beteiligten erst im Nachhinein bewusst wurden.
Schon während des Zweiten Weltkriegs war der politische und öffentliche Druck auf die Wissenschaftselite gewachsen. Man forderte in dieser schrecklichen Lage der Weltgemeinschaft, dass die Wissenschaft sich zentral mit der Frage zu beschäftigen habe, wie sich eine so katastrophale ‚Entgleisung‘ von Menschen in Zukunft verhindern lasse.
Vor diesem Hintergrund stellte die amerikanische ‚Josiah Macy Jr. Foundation‘ ab 1946 die finanziellen Mittel für interdisziplinäre Konferenzen verschiedenster WissenschaftlerInnen zur Verfügung. Das Besondere an diesen Konferenzen war, dass WissenschaftlerInnen aus unterschiedlichsten Disziplinen – MathematikerInnen, PhysikerInnen, AnthropologInnen, ElektrotechnikerInnen, BiophysikerInnen, NeurophysiologInnen, SoziologInnen, PsychiaterInnen und PsychologInnen – zusammengeführt wurden (vgl. Infobox S. 15). ‚Thema war die Konstruktion sensorischer Prothesen, die Kommunikation zwischen Tieren, das Wachsen riesiger Panzer bei Süßwasserkrebsen, der Kummer und der Humor und das Gelächter, das Prinzip zirkulärer Kausalität, teleologische Mechanismen.‘(Foerster; Pörksen 2019[1], S. 145).
Bei dieser interdisziplinären Zusammenarbeit wurden in einer einzigartigen Atmosphäre der Offenheit grundlegende Fragen diskutiert, die weit über die jeweiligen Fachgebiete hinausgingen (ebd., S. 146 f. ).
Gregory Bateson (1904–1980) schrieb dazu: ‚Ich glaube, die Kybernetik ist der größte Bissen aus der Frucht vom Baum der Erkenntnis, den die Menschheit in den letzten zweitausend Jahren zu sich genommen hat“ (Bateson 2017 , S. 612). Das Denken der Kybernetik kreiste um immer noch aktuelle Begriffe wie Feedback oder Rückkoppelung, Information und Informationstechnologie, Input/Output, Blackbox, Regelkreise, Zirkularität, Selbstorganisation, lineare und nichtlineare Systeme, Komplexität u. a. m.‘
„2.1.2. TeilnehmerInnen
Auf die Initiative des Neurophysiologen Warren Mc Culloch (1899–1969) und des Anthropologen Gregory Bateson verpflichtete sich die Macy-Stiftung, über einen längeren Zeitraum regelmäßige, zweitägige Konferenzen zu finanzieren. Ein konstanter Kern von etwa 15 führenden WissenschaftlerInnen und ungefähr ebenso viele Gäste sollten jeweils daran teilnehmen. Die angestrebte Qualität der Zusammensetzung der Gruppe spiegelt sich in der Tatsache, dass prominente Forscher wie der Physiker und Nobelpreisträger Albert Einstein (1879–1955) oder der Mathematiker und Philosoph Bertrand Russell (1872–1970) angefragt worden waren. Allerdings mussten beide aus verschiedenen Gründen absagen. (Pias 2004 , S. 11) Die TeilnehmerInnen der Macy-Konferenzen hingegen wurden zu den BegründerInnen und VordenkerInnen der Kybernetik.

2.1.3. Neuorientierung der Forschung und Zusammenarbeit
Die zehn Konferenzen der Jahre 1946 bis 1953 waren von Anfang an als ein interdisziplinäres Experiment gedacht. Nach den erschütternden Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs sollte dem gegenseitigen Verständnis und einer Neuorientierung des wissenschaftlichen Denkens und Forschens Raum gegeben werden. In der Regel fanden an einem Tag nur zwei Vorträge statt. Am Vormittag beleuchtete ein Teilnehmer ein Thema aus der Sicht seiner wissenschaftlichen Disziplin, am Nachmittag wurde das gleiche Thema aus der Sicht einer anderen Forschungsrichtung vorgestellt. Der Rest der Zeit stand für gemeinsame Diskussionen zur Verfügung."

Quelle: European Kinaesthetics Association (Hg.) (2020): Kybernetik und Kinästhetik. Unter Mitarbeit von Stefan Marty-Teuber und Stefan Knobel. Linz, Winterthur, Siebnen: Verlag European Kinaesthetics Association, verlag lebensqualität. ISBN: 978-3-903180-22-2 (Verlag European Kinaesthetics Association) ISBN: 978-3-906888-02-6 (verlag lebensqualität). S. 14f.

Das nächste Zitat ist in das Kapitel 2.2. Die Kybernetik eingebettet. Dort findet man das folgende Zitat im Absatz „2.2.2 Das Ende der Macy-Konferenzen“.

„1953 kam es zu einem Wechsel an der Spitze der Macy-Foundation. Der neue Leiter setzte neue Schwerpunkte, und so lösten sich nach zehn Treffen die Macy-Konferenzen im Jahre 1953 wieder auf. Die Vorträge, Diskussionen und Erkenntnisse der letzten fünf Konferenzen überlebten in den Protokollen, die Heinz von Foerster, der eben erst nach Amerika emigriert war, als Sekretär der Konferenzen verfasst hatte. (Foerster; Bröcker 2014[2], S. 166 f.) Und es passierte, was zu erwarten war: Jede der TeilnehmerInnen begab sich zurück in ihre Disziplin und arbeitete dort mit den Erkenntnissen der Konferenzen weiter. Der Austausch unter den BegründerInnen der Kybernetik reduzierte sich auf die private Initiative sowie auf einzelne, ‚lose’ Konferenzen und Tagungen."

Quelle: European Kinaesthetics Association (Hg.) (2020): Kybernetik und Kinästhetik. Unter Mitarbeit von Stefan Marty-Teuber und Stefan Knobel. Linz, Winterthur, Siebnen: Verlag European Kinaesthetics Association, verlag lebensqualität. ISBN: 978-3-903180-22-2 (Verlag European Kinaesthetics Association) ISBN: 978-3-906888-02-6 (verlag lebensqualität). S. 17.

Weiterführende Medien

Vergleiche auch

Einzelnachweise

  1. Foerster, Heinz von; Pörksen, Bernhard (2019): Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners. Gespräche für Skeptiker. 12. Auflage. Carl-Auer-Systeme Verlag, Heidelberg (Systemische Horizonte). ISBN 978-3-89670-646-1.
  2. Foerster, Heinz von; Bröcker, Monika (2014): Teil der Welt. Fraktale einer Ethik – oder: Heinz von Foersters Tanz mit der Welt. Unter Mitarbeit von Georg Ivanovas. 3. Auflage. Heidelberg: Carl-Auer-Systeme Verlag (Philosophie, Systemtheorie, Gesellschaft). ISBN 978-3-89670-557-0.