Humberto R. Maturana (1928–2021)

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Status vorläufig abgeschlossener Fachartikel
AutorIn/RedakteurIn Sabine Kaserer/Stefan Marty-Teuber
Letzte Änderung 15.08.2025


Zusammenfassung:

Dieser Artikel enthält eine Kurzbiografie des Biologen und Philosophen Humberto R. Maturana. Er beschrieb für die Kinästhetik grundlegende Begriffe, wie zum Beispiel die „Autopoiese” und die „Strukturdeterminiertheit lebender Systeme”. Maturana gilt daher als ein maßgeblicher Wissenschaftler, dessen Erkenntnisse und Werke eine wesentliche Bedeutung für das Fachgebiet Kinästhetik haben.

Kurzbiografie

Humberto Maturana (Romesín), (* 14. September 1928, † 6. Mai 2021 in Santiago de Chile) war Biologe und Philosoph. Sein Schwerpunkt lag in der Neurobiologie. Er studierte Medizin, Biologie/Anatomie in Chile, London und in den USA. Mit einem Postdoc-Stipendium forschte er am Massachusetts Institute of Technology (M.I.T.) über das Auge und insbesondere den blinden Fleck, was ihn zu erkenntnistheoretischen Fragen brachte. An der Universidad de Chile lehrte er Biologie an der medizinischen Fakultät und spezialisierte sich dort u. a. auf die Frage, auf welchen Grundlagen lebende und nicht-lebender Systeme unterschieden werden können.

In enger Zusammenarbeit schufen Maturana und Francisco J. Varela die wissenschaftliche Theorie der Autopoiese (Autopoiesis). In ihrem Buch „Der Baum der Erkenntnis” beschreiben die beiden dieses Konzept und z. B. die Geschlossenheit von Lebewesen in Bezug auf Operation und Information. Autopoiese als die zentrale Eigenschaft von Lebewesen bedeutet, dass jedes Lebewesen sich fortlaufend einzig und allein aus sich selbst heraus erschafft, von der molekularen und zellulären Ebene bis hin zu derjenigen des ganzen Organismus. Maturana und Varela weiten diesen Theoriekern zu einer systemisch-biologischen Erkenntnistheorie aus. Sie lässt sich in der Aussage „Jedes Tun ist Erkennen, und jedes Erkennen ist Tun“[1] zusammenfassen. Maturanas Interesse an interdisziplinärem Denken zeigt sich auch darin, dass er in Santiago de Chile das Instituto Matríztica („Matrix-Institut“) gründete. In einer engen Verflechtung kultureller und biologischer Perspektiven kann man sich dort bis heute mit der Biologie der Erkenntnis, der Liebe oder dem Weg zu einer Gesellschaft mit Gleichberechtigung und Inklusion auseinandersetzen.

  1. Maturana, Humberto R.; Varela, Francisco J. (2015): Der Baum der Erkenntnis. Die biologischen Wurzeln des menschlichen Erkennens. Aus dem Spanischen von Kurt Ludewig in Zusammenarbeit mit dem Institut für systemische Studien e. V. in Hamburg. 6. Auflage. Frankfurt am Main: Fischer-Taschenbuch-Verlag (Fischer Taschenbücher 17855). ISBN 978-3-596-17855-1. S. 32.

Weiterführende Literatur und Medien

  • Maturana, Humberto R. (1970): Neurophysiology of Cognition. In: P. L. Garvin (ed.): Cognition: A Multiple View. New York: Spartan Books. ISBN ‎978-0-876-71703-5. S. 3–23.
  • Maturana, Humberto R. (2008): Biologie der Realität. Übersetzung: Wolfram Köck. 3. Auflage. Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft 1502. Frankfurt am Main: Suhrkamp. ISBN 978-3-518-29102-3.
    1. Auflage: 2000 © Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 1998
  • Maturana, Humberto R.; Pörksen, Bernhard (2018): Vom Sein zum Tun. Die Ursprünge der Biologie des Erkennens. 4. Auflage. Heidelberg: Carl-Auer-Systeme Verlag (Systemische Horizonte). ISBN 978-3-8497-0249-6. 1. Auflage: 2002
  • Maturana, Humberto R.; Varela, Francisco J. (2015): Der Baum der Erkenntnis. Die biologischen Wurzeln des menschlichen Erkennens. Aus dem Spanischen von Kurt Ludewig in Zusammenarbeit mit dem Institut für systemische Studien e. V. in Hamburg. 6. Auflage. Frankfurt am Main: Fischer-Taschenbuch-Verlag (Fischer Taschenbücher 17855). ISBN 978-3-596-17855-1. © 1987 Bern, München, Wien: Scherz Verlag. Originalausgabe (1984): El árbol del conocimiento. Las bases biológicas del entendimiento humano. Santiago: Editorial Universitaria.

Vergleiche auch

Autopoiese (Autopoiesis)

Autopoietische Einheiten erster Ordnung

Geschlossenheit