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: ''Das Modell der «Hierarchie der Kompetenzen» entstand u. a. aus langjährigen Bewegungsinteraktionen mit erwachsenen Menschen mit schweren körperlichen Behinderungen. Dass sie je den Weg vom Rollstuhl ins Bett selbstständig bewältigen, schien aussichtslos. Durch die gezielte Förderung ihrer grundlegenden Kompetenzen der Bewegung begannen sie, ihre individuellen Voraussetzungen so zu nutzen, dass sie selbst aus der Rücken- in die Seitenlage und zurückkamen, dann in die Bauchlage, bisweilen bis ins Sitzen. Diese Lernprozesse, die ihnen niemand zugetraut hätte, führten dazu, dass die betreffenden Menschen mit geringfügiger, kompetent angepasster Unterstützung ein Stück ihres Alltags selbst gestalten können und ein Stück Lebensqualität gewonnen haben. (Einen Einblick in diese Lernprozesse gibt «Ermöglichen statt Behindern», DVD, ca. 30 Minuten)“
: ''Das Modell der «Hierarchie der Kompetenzen» entstand u. a. aus langjährigen Bewegungsinteraktionen mit erwachsenen Menschen mit schweren körperlichen Behinderungen. Dass sie je den Weg vom Rollstuhl ins Bett selbstständig bewältigen, schien aussichtslos. Durch die gezielte Förderung ihrer grundlegenden Kompetenzen der Bewegung begannen sie, ihre individuellen Voraussetzungen so zu nutzen, dass sie selbst aus der Rücken- in die Seitenlage und zurückkamen, dann in die Bauchlage, bisweilen bis ins Sitzen. Diese Lernprozesse, die ihnen niemand zugetraut hätte, führten dazu, dass die betreffenden Menschen mit geringfügiger, kompetent angepasster Unterstützung ein Stück ihres Alltags selbst gestalten können und ein Stück Lebensqualität gewonnen haben. (Einen Einblick in diese Lernprozesse gibt «Ermöglichen statt Behindern», DVD, ca. 30 Minuten)“


Quelle: '''European Kinaesthetics Association (Hg.) (2022):''' Kinästhetik und Frühmobilisation. Unter Mitarbeit von Caroline Rüttimann Remund, Andrea Wildi Wyss, Hubert Zimmermann, Stefan Marty-Teuber und des Fachnetzwerks Akutpflege/Intensivpflege (Kinaesthetics Schweiz). Linz, Winterthur: Verlag European Kinaesthetics Association, verlag lebensqualität. ISBN 978-3-903350-02-1 (Verlag European Kinaesthetics Association).
Quelle: '''European Kinaesthetics Association (Hg.) (2022):''' Kinästhetik und Frühmobilisation. Unter Mitarbeit von Caroline Rüttimann Remund, Andrea Wildi Wyss, Hubert Zimmermann, Stefan Marty-Teuber und des Fachnetzwerks Akutpflege/Intensivpflege (Kinaesthetics Schweiz). Linz, Winterthur: Verlag European Kinaesthetics Association, verlag lebensqualität. ISBN 978-3-903350-02-1 (Verlag European Kinaesthetics Association). S. 24.

Version vom 22. Oktober 2022, 10:06 Uhr

Die Hierarchie der Kompetenzen in „Kinästhetik und Frühmobilisation“

Eine Auseinandersetzung mit der Hierarchie der Kompetenzen findet in der Themenbroschüre „Kinästhetik und Frühmobilisation“ der European Kinaesthetics Association statt. Die Broschüre beleuchtet die Bedeutung der Kinästhetik für die Frühmobilisation im Intensiv- und Akkutbereich der Pflege. In Thema 3, „Grundlegende Kompetenzen in tiefen Positionen und Positionswechseln fördern“ gehen die Autorinnen auf die Modellgrundlagen und ihre Bedeutung für frühe Mobilisationsangebote ein.

„Die Hierarchie der Kompetenzen
Kinästhetische Grundlagen
Die grundsätzliche Absicht der Mobilisation ist, die PatientIn darin zu unterstützen, vom Liegen im Bett wieder zum selbstständigen Sitzen, Stehen und Gehen zu gelangen. Die Kinästhetik verwendet in diesem Zusammenhang das Modell der ≪Hierarchie der Kompetenzen≫. Es ist eng mit dem Modell der Grundpositionen verbunden (vgl. Grafik unten). Es baut auf dem kinästhetischen Verständnis der Entwicklung der Bewegungskompetenz auf und betrifft ein Muster des Bewegungslernens, das auch bei der kindlichen Bewegungsentwicklung von Bedeutung ist.
Die Grundidee des Modells besteht darin, dass der Mensch in jeder Position und bei jedem Positionswechsel eine Reihe von grundlegenden Kompetenzen benötigt. Dazu gehört z. B. die Kompetenz,
– die eigene Muskelspannung wahrzunehmen und sie angemessen zu regulieren,
– das Gewicht der Körperteile über die körperlichen Knochenstrukturen abzugeben und zu verlagern,
– die Körperteile in eine passende Beziehung für die Ausführung alltäglicher Aktivitäten zu bringen.
Ausgehend von der Rückenlage führt das Modell ins Stehen, und zwar über die Grundpositionen und die jeweiligen Positionswechsel in die nächsthöhere Grundposition.
Bereits in der Rückenlage sind konkrete Ausprägungen der grundlegenden Kompetenzen erforderlich: Kann ich im Liegen z. B. meine Muskelspannung wahrnehmen und angemessen regulieren, kann ich das Gewicht meiner Körperteile über Knochenstrukturen abgeben und verlagern?
Gemäß dem Modell schafft der Erwerb grundlegender Kompetenzen in der Rückenlage die Voraussetzungen für den selbstständigen Positionswechsel in die Bauchlage mit Ellbogenstutz. Auf diesem Weg werden wiederum Ausprägungen der gleichen grundlegenden Kompetenzen trainiert. Sie sind für die selbstständige Einnahme der Bauchlage mit Ellbogenstutz oder auch für die Fortbewegung in dieser nächsthöheren Grundposition nötig.



Die Grundpositionen
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Die Abbildung zeigt das Modell der Grundpositionen bzw. der Positionswechsel von tiefen zu höheren Grundpositionen. Die Grundpositionen ergeben sich, wenn man den Weg aus der Rückenlage bis ins Stehen in einem spiraligen Muster vollzieht (sich drehen und strecken, sich drehen und beugen).
Mit jeder höheren Grundposition wird es anspruchsvoller, das Gewicht der Körperteile in der Schwerkraft abzugeben. In jeder Grundposition und in jedem Positionswechsel werden die konkreten Ausprägungen der grundlegenden Kompetenzen als hierarchische Voraussetzung für die nächsthöhere Position weiterentwickelt
.



In gleicher Weise werden
– bei jedem Positionswechsel in die nächsthöhere Grundposition und
– in jeder Grundposition selbst
die Voraussetzungen für Fortsetzung des Weges bis ins Stehen geschaffen.
Mit jeder höheren Grundposition wird die Ausübung dieser Kompetenzen anspruchsvoller. Auf dem Weg vom Liegen ins Stehen losen sich schrittweise Kopf, Brustkorb, Arme und schließlich das Becken von Unterstutzungsflachen. Ihre ≪freie≫ Bewegung in der Schwerkraft muss ständig reguliert werden. In diesem Sinn kann von einer Hierarchie der Kompetenzen gesprochen werden.


Bedeutung für die Intensiv- oder AkutpatientIn
Aus der Perspektive der Hierarchie der Kompetenzen kann eine PatientIn bereits in der Rückenlage durch kleine Aktivitäten und Positionsveränderungen grundlegende Kompetenzen erwerben. Sie sind eine Voraussetzung dafür, dass die PatientIn die nächsthöhere Grundposition mit angemessener Anstrengung, funktionalanatomisch passend usw. einnehmen und kontrollieren lernen kann. Mit hochgestelltem Kopfteil des Bettes kann die PatientIn z. B. in liegender Position lernen, das Gewicht ihres Kopfes frei und mit angemessener Muskelspannung auf ihren Brustkorb weiterzuleiten.
Die Rückenlage und der Weg Richtung Sitzen ermöglichen es der PatientIn zu lernen, wie sie die Abgabe und Verlagerung des Gewichts von Brustkorb und Becken über ihre Knochenstrukturen mit ihren Extremitäten unterstutzen und kontrollieren kann. Aus der kinästhetischen Perspektive ist die sogenannte Rumpfstabilität nicht nur eine Frage gefestigter Muskulatur, sondern auch eine Frage der Kompetenz, das Gewicht von Kopf, Brustkorb und Becken mit wenig Anstrengung über Knochenstrukturen weiterleiten, verlagern und abgeben zu können.
Auch die gehende Fortbewegung kann Schritt für Schritt mit steigendem Anspruch angebahnt werden: Es ist möglich, das Prinzip des Gehens bereits im Liegen oder im Sitzen zu erfahren und sich dadurch schrittweise dem Gehen auf zwei Beinen anzunähern. “
[...]
„Bedeutung für die Frühmobilisation
Bei der medizinischen Sicht der Mobilisation stehen traditionell quantitative Aspekte im Vordergrund: Wie lange und wie oft soll eine PatientIn im Bett aufsitzen, sich an die Bettkante, in den Lehnstuhl setzen, aufstehen, gehen? Als Grundlage dient die Diagnose der PatientIn und als Orientierung die äusere Einschätzung ihrer Entwicklung.
Diese Sicht wird durch die Perspektive des Modells ≪Hierarchie der Kompetenzen≫ erweitert durch den Blick auf die einzelne PatientIn bzw. darauf, wie sie in ihrer eigenen Bewegung die Qualität der grundlegenden Kompetenzen schrittweise entwickeln kann. Frühmobilisation umfasst aus der Sicht der Kinästhetik die gezielte Forderung von grundlegenden Kompetenzen in tieferen Positionen und Positionswechseln. Dadurch schafft die PatientIn selbst fortlaufend die Voraussetzungen dafür, dass sie höhere Positionen selbstständiger, kontrollierter und in höherer Qualität einnehmen kann.
Die Orientierung an den grundlegenden Kompetenzen erlaubt es der PatientIn bzw. der unterstützenden Person, den Weg in eine nächsthöhere Grundposition gezielt vorzubereiten. Zugleich wird dazu beigetragen, dass die PatientIn entsprechend ihrer individuellen Kompetenz- und Gesundheitsentwicklung im wahrsten Sinn des Wortes wieder selbst auf die Beine kommt.“

Quelle: European Kinaesthetics Association (Hg.) (2022): Kinästhetik und Frühmobilisation. Unter Mitarbeit von Caroline Rüttimann Remund, Andrea Wildi Wyss, Hubert Zimmermann, Stefan Marty-Teuber und des Fachnetzwerks Akutpflege/Intensivpflege (Kinaesthetics Schweiz). Linz, Winterthur: Verlag European Kinaesthetics Association, verlag lebensqualität. ISBN 978-3-903350-02-1 (Verlag European Kinaesthetics Association). S. 23.

Die Entstehung des Modells in „Kinästhetik und Frühmobilisation“

Einen Einblick in die Erkenntnis und entwicklung des Modells bietet eine Infobox in der Themenbroschüre „Kinästhetik und Frühmobilisation“ der European Kinaesthetics Association. Diese befindet sich in Thema 3, „Grundlegende Kompetenzen in tiefen Positionen und Positionswechseln fördern“.

„Die Entstehung des Modells
Das Modell der «Hierarchie der Kompetenzen» entstand u. a. aus langjährigen Bewegungsinteraktionen mit erwachsenen Menschen mit schweren körperlichen Behinderungen. Dass sie je den Weg vom Rollstuhl ins Bett selbstständig bewältigen, schien aussichtslos. Durch die gezielte Förderung ihrer grundlegenden Kompetenzen der Bewegung begannen sie, ihre individuellen Voraussetzungen so zu nutzen, dass sie selbst aus der Rücken- in die Seitenlage und zurückkamen, dann in die Bauchlage, bisweilen bis ins Sitzen. Diese Lernprozesse, die ihnen niemand zugetraut hätte, führten dazu, dass die betreffenden Menschen mit geringfügiger, kompetent angepasster Unterstützung ein Stück ihres Alltags selbst gestalten können und ein Stück Lebensqualität gewonnen haben. (Einen Einblick in diese Lernprozesse gibt «Ermöglichen statt Behindern», DVD, ca. 30 Minuten)“

Quelle: European Kinaesthetics Association (Hg.) (2022): Kinästhetik und Frühmobilisation. Unter Mitarbeit von Caroline Rüttimann Remund, Andrea Wildi Wyss, Hubert Zimmermann, Stefan Marty-Teuber und des Fachnetzwerks Akutpflege/Intensivpflege (Kinaesthetics Schweiz). Linz, Winterthur: Verlag European Kinaesthetics Association, verlag lebensqualität. ISBN 978-3-903350-02-1 (Verlag European Kinaesthetics Association). S. 24.