Diskussion:Hierarchie der Kompetenzen: Unterschied zwischen den Versionen

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== Die Hierarchie der Kompetenzen in den Peer-Tutoring-Arbeitsunterlagen ==
Stefan Marty-Teuber, 28.09.2018
Ein längerer Text zur Hierarchie der Kompetenzen findet sich in den Peer-Tutoring-Arbeitsunterlagen. Er soll hier eine Diskussionsgrundlage bieten. Der Text stellt das Thema sicherlich recht treffend dar; er ist hier allerdings vor Jahren entstanden und kaum mehr überarbeitet oder weiterentwickelt worden. Er findet sich im Kapitel „Lernumgebung gestalten mit KlientInnen“ auf den Seiten 5 bis 9 (inkl. tabellarisches Dokumentationswerkzeug). Voraus geht das Thema „Lernen statt Behandeln“. Der Text trägt die Überschrift „Die Hierarchie der Kompetenzen“.
: ''„Die ‚Hierarchie der Kompetenzen‘ ist ein Kinaesthetics-Instrument, das Ihnen hilft, gegenüber einem anderen Menschen (oder auch gegenüber Ihnen selbst) die Entwicklungsperspektive einzunehmen. Dieses Instrument geht vom Modell der 7 Grundpositionen und den Positionswechseln dazwischen aus. Es führt hierarchisch oder stufenartig von der Rückenlage bis ins Stehen. Die Hierarchie beruht darauf, dass die Organisation und Kontrolle des Gewichtes der Körperteile in der Schwerkraft immer anspruchsvoller wird. Dabei bilden die Kompetenzen in einer Position jeweils die Voraussetzung für den Positionswechsel in die nächsthöhere Position. Ebenso werden im Positionswechsel in eine höhere Position die Kompetenzen für die Gewichtsorganisation in dieser Position entwickelt.''
: ''Das Dokumentationswerkzeug ‚Hierarchie der Kompetenzen‘ ist folgendermaßen angelegt:<br>* Die linke Spalte des Dokumentationswerkzeuges zeigt die 7 Grundpositionen.<br>* In den je dazugehörigen Zeilen können die Kompetenzen in der jeweiligen Position, die Kompetenzen bei der gehenden Fortbewegung und im Positionswechsel zur nächsthöheren Position beschrieben werden (vgl. S. 7 – 9).<br>* Als Fokus zur Beobachtung und Beschreibung der Kompetenzen dienen die Kinaesthetics-Konzeptblickwinkel.''
: ''Dadurch erlaubt dieses Werkzeug eine differenzierte Betrachtung und Dokumentation der Entwicklung der einzelnen Kompetenzen eines Menschen und seiner Bewegungskompetenz im Ganzen.''
: ''Inhaltlich hat das Modell der ‚Hierarchie der Kompetenzen‘ einen Zusammenhang mit der Beobachtung, dass die Entwicklung der Bewegungskompetenz beim neugeborenen Kind ‚stufenartig“ vom Liegen übers Sitzen bis zum Stehen und aufrechten Gehen verläuft. Wenn ein Kind z.B. erst seit Kurzem sitzen ‚kann‘, braucht es dabei viele Kompetenzen, die es in den tieferen Positionen, d.h. in der Rücken- und Bauchlage und im Wechsel zwischen diesen Positionen, gelernt hat. Dabei lässt sich feststellen, dass bestimmte Lernthemen oder Grundkompetenzen in tieferen Positionen ebenso aktuell und erforderlich sind wie in höheren Positionen. Zu diesen Lernthemen gehören z.B. das Zusammenspiel von Ziehen und Drücken im Körper, die Art und Weise, wie das Kind in einer Position sein Körpergewicht auf eine Unterstützungsfläche abgibt oder wie es das Gewicht der Massen in unterschiedliche Richtungen verlagert.''
: ''Unter Umständen hat das Kind auf dem Weg ins Sitzen auch gelernt, sich ‚gehend‘ in der Bauchlage fortzubewegen. ‚Gehen‘ ist ja in allen Positionen möglich und die Kompetenz, Schritte machen zu können, wird nicht einzig allein beim aufrechten Gehen gelernt. Natürlicherweise verläuft die Entwicklung so, dass Kinder solche Grundkompetenzen in den tieferen Positionen lernen. Diese Lernprozesse bilden das Fundament oder die Basis für die Kontrolle und Koordination der Bewegung in den höheren Positionen. Die Hierarchie solcher Lernprozesse ist bei kleinen Kindern gut beobachtbar, ist jedoch in jedem Alter von großer Bedeutung. Je höher eine Position ist, desto anspruchsvoller wird die Gewichtsorganisation. D.h. je mehr Massen ihr Gewicht nicht selbst, sondern über eine andere Masse abgeben, desto anspruchsvoller wird es, das Gewicht so zu kontrollieren, dass man nicht das Gleichgewicht verliert und stürzt.''
: ''Oft ist beobachtbar, dass es älteren Menschen leichter fällt auf zwei Beinen zu gehen als sich in tieferen Positionen gehend fortzubewegen. Dies vor allem deshalb, weil sie es im Alltag nur noch selten tun und es dadurch verlernt haben. Dadurch geht ihnen das Fundament der Grundkompetenzen in den tieferen Positionen und Positionswechseln teilweise verloren. Dies führt in der Regel dazu, dass sie immer unsicherer aufrecht gehen und das Risiko von Sturz und Verletzung zunimmt.''
: ''Der Blickwinkel des Modells kann helfen, ein Unterstützungsangebot sehr präzise an den aktuellen Stand der Bewegungskompetenz eines anderen Menschen anzupassen. Dies erlaubt, mit ihm in tieferen und einfacher kontrollierbaren Positionen an Grundkompetenzen zu arbeiten, die er in einer höheren Position nutzen kann.''
: ''Ebenso ermöglicht das Modell, Lernthemen zu finden, die sich wie ein roter Faden durch die Positionen oder Positionswechsel hindurchziehen.''
: ''Die folgenden Beispiele aus der Praxis von Pflege und Betreuung sollen dies verdeutlichen:<br>* Wenn z.B. die Eltern eines behinderten Kindes möchten, dass es sitzen lernt, wird man aus dem Blickwinkel der ‚Hierarchie der Kompetenzen‘ das Kind nicht nur im Sitzen selbst unterstützen, sondern auch darauf achten, wie das Kind mit den Anforderungen zurechtkommt, welche die tieferen Positionen und Positionswechsel stellen. Man wird das Kind darin unterstützen, die dabei erforderlichen Kompetenzen auf dem Weg ins Sitzen und im Sitzen selbst anzuwenden.<br>* Wenn ältere Menschen darüber klagen, dass sie zwar gerade noch stehen und gehen, aber (z.B. nach einem Sturz) nicht mehr allein vom Boden aufstehen können, wird man sie in dieser für die Erhaltung der Selbstständigkeit kritischen Situation in den tieferen Positionen und Positionswechseln unterstützen.<br>* In der Pflege stellt jede Mobilisation einer KlientIn einen Lern- oder Entwicklungsprozess für sie dar. Selbstverständlich kann auch hier mithilfe der ‚Hierarchie der Kompetenzen‘ differenziert auf den Entwicklungsstand der Bewegungskompetenz geachtet und die angestrebte Mobilität angepasst und stufenweise erarbeitet werden.''
: ''Wie gelangen Sie zu den Beschreibungen in den einzelnen Feldern dieses Instrumentes? – Kommen Sie mit dem anderen Menschen in Bewegung! Die fokussierte Bewegungsinteraktion mit dem anderen Menschen in unterschiedlichen Interaktionsformen ist das unmittelbarste und ergiebigste Mittel, um etwas über seine Bewegungskompetenz in Erfahrung zu bringen, sie zu beschreiben und das Unterstützungsangebot anzupassen. Dies trägt der Tatsache Rechnung, dass es nicht um die ‚objektive‘ Bewertung eines Menschen geht, sondern um eine Einschätzung, die auf Ihrer differenzierten Innen- und Bewegungsperspektive beruht. Nutzen Sie dazu die Kinaesthetics-Konzeptblickwinkel.''

Version vom 28. September 2018, 10:00 Uhr

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Status Diskussion eröffnet
AutorIn/RedakteurIn Stefan Marty-Teuber/N. N.
Letzte Änderung 28.09.2018


Die Hierarchie der Kompetenzen in den Peer-Tutoring-Arbeitsunterlagen

Stefan Marty-Teuber, 28.09.2018

Ein längerer Text zur Hierarchie der Kompetenzen findet sich in den Peer-Tutoring-Arbeitsunterlagen. Er soll hier eine Diskussionsgrundlage bieten. Der Text stellt das Thema sicherlich recht treffend dar; er ist hier allerdings vor Jahren entstanden und kaum mehr überarbeitet oder weiterentwickelt worden. Er findet sich im Kapitel „Lernumgebung gestalten mit KlientInnen“ auf den Seiten 5 bis 9 (inkl. tabellarisches Dokumentationswerkzeug). Voraus geht das Thema „Lernen statt Behandeln“. Der Text trägt die Überschrift „Die Hierarchie der Kompetenzen“.

„Die ‚Hierarchie der Kompetenzen‘ ist ein Kinaesthetics-Instrument, das Ihnen hilft, gegenüber einem anderen Menschen (oder auch gegenüber Ihnen selbst) die Entwicklungsperspektive einzunehmen. Dieses Instrument geht vom Modell der 7 Grundpositionen und den Positionswechseln dazwischen aus. Es führt hierarchisch oder stufenartig von der Rückenlage bis ins Stehen. Die Hierarchie beruht darauf, dass die Organisation und Kontrolle des Gewichtes der Körperteile in der Schwerkraft immer anspruchsvoller wird. Dabei bilden die Kompetenzen in einer Position jeweils die Voraussetzung für den Positionswechsel in die nächsthöhere Position. Ebenso werden im Positionswechsel in eine höhere Position die Kompetenzen für die Gewichtsorganisation in dieser Position entwickelt.
Das Dokumentationswerkzeug ‚Hierarchie der Kompetenzen‘ ist folgendermaßen angelegt:
* Die linke Spalte des Dokumentationswerkzeuges zeigt die 7 Grundpositionen.
* In den je dazugehörigen Zeilen können die Kompetenzen in der jeweiligen Position, die Kompetenzen bei der gehenden Fortbewegung und im Positionswechsel zur nächsthöheren Position beschrieben werden (vgl. S. 7 – 9).
* Als Fokus zur Beobachtung und Beschreibung der Kompetenzen dienen die Kinaesthetics-Konzeptblickwinkel.
Dadurch erlaubt dieses Werkzeug eine differenzierte Betrachtung und Dokumentation der Entwicklung der einzelnen Kompetenzen eines Menschen und seiner Bewegungskompetenz im Ganzen.
Inhaltlich hat das Modell der ‚Hierarchie der Kompetenzen‘ einen Zusammenhang mit der Beobachtung, dass die Entwicklung der Bewegungskompetenz beim neugeborenen Kind ‚stufenartig“ vom Liegen übers Sitzen bis zum Stehen und aufrechten Gehen verläuft. Wenn ein Kind z.B. erst seit Kurzem sitzen ‚kann‘, braucht es dabei viele Kompetenzen, die es in den tieferen Positionen, d.h. in der Rücken- und Bauchlage und im Wechsel zwischen diesen Positionen, gelernt hat. Dabei lässt sich feststellen, dass bestimmte Lernthemen oder Grundkompetenzen in tieferen Positionen ebenso aktuell und erforderlich sind wie in höheren Positionen. Zu diesen Lernthemen gehören z.B. das Zusammenspiel von Ziehen und Drücken im Körper, die Art und Weise, wie das Kind in einer Position sein Körpergewicht auf eine Unterstützungsfläche abgibt oder wie es das Gewicht der Massen in unterschiedliche Richtungen verlagert.
Unter Umständen hat das Kind auf dem Weg ins Sitzen auch gelernt, sich ‚gehend‘ in der Bauchlage fortzubewegen. ‚Gehen‘ ist ja in allen Positionen möglich und die Kompetenz, Schritte machen zu können, wird nicht einzig allein beim aufrechten Gehen gelernt. Natürlicherweise verläuft die Entwicklung so, dass Kinder solche Grundkompetenzen in den tieferen Positionen lernen. Diese Lernprozesse bilden das Fundament oder die Basis für die Kontrolle und Koordination der Bewegung in den höheren Positionen. Die Hierarchie solcher Lernprozesse ist bei kleinen Kindern gut beobachtbar, ist jedoch in jedem Alter von großer Bedeutung. Je höher eine Position ist, desto anspruchsvoller wird die Gewichtsorganisation. D.h. je mehr Massen ihr Gewicht nicht selbst, sondern über eine andere Masse abgeben, desto anspruchsvoller wird es, das Gewicht so zu kontrollieren, dass man nicht das Gleichgewicht verliert und stürzt.
Oft ist beobachtbar, dass es älteren Menschen leichter fällt auf zwei Beinen zu gehen als sich in tieferen Positionen gehend fortzubewegen. Dies vor allem deshalb, weil sie es im Alltag nur noch selten tun und es dadurch verlernt haben. Dadurch geht ihnen das Fundament der Grundkompetenzen in den tieferen Positionen und Positionswechseln teilweise verloren. Dies führt in der Regel dazu, dass sie immer unsicherer aufrecht gehen und das Risiko von Sturz und Verletzung zunimmt.
Der Blickwinkel des Modells kann helfen, ein Unterstützungsangebot sehr präzise an den aktuellen Stand der Bewegungskompetenz eines anderen Menschen anzupassen. Dies erlaubt, mit ihm in tieferen und einfacher kontrollierbaren Positionen an Grundkompetenzen zu arbeiten, die er in einer höheren Position nutzen kann.
Ebenso ermöglicht das Modell, Lernthemen zu finden, die sich wie ein roter Faden durch die Positionen oder Positionswechsel hindurchziehen.
Die folgenden Beispiele aus der Praxis von Pflege und Betreuung sollen dies verdeutlichen:
* Wenn z.B. die Eltern eines behinderten Kindes möchten, dass es sitzen lernt, wird man aus dem Blickwinkel der ‚Hierarchie der Kompetenzen‘ das Kind nicht nur im Sitzen selbst unterstützen, sondern auch darauf achten, wie das Kind mit den Anforderungen zurechtkommt, welche die tieferen Positionen und Positionswechsel stellen. Man wird das Kind darin unterstützen, die dabei erforderlichen Kompetenzen auf dem Weg ins Sitzen und im Sitzen selbst anzuwenden.
* Wenn ältere Menschen darüber klagen, dass sie zwar gerade noch stehen und gehen, aber (z.B. nach einem Sturz) nicht mehr allein vom Boden aufstehen können, wird man sie in dieser für die Erhaltung der Selbstständigkeit kritischen Situation in den tieferen Positionen und Positionswechseln unterstützen.
* In der Pflege stellt jede Mobilisation einer KlientIn einen Lern- oder Entwicklungsprozess für sie dar. Selbstverständlich kann auch hier mithilfe der ‚Hierarchie der Kompetenzen‘ differenziert auf den Entwicklungsstand der Bewegungskompetenz geachtet und die angestrebte Mobilität angepasst und stufenweise erarbeitet werden.
Wie gelangen Sie zu den Beschreibungen in den einzelnen Feldern dieses Instrumentes? – Kommen Sie mit dem anderen Menschen in Bewegung! Die fokussierte Bewegungsinteraktion mit dem anderen Menschen in unterschiedlichen Interaktionsformen ist das unmittelbarste und ergiebigste Mittel, um etwas über seine Bewegungskompetenz in Erfahrung zu bringen, sie zu beschreiben und das Unterstützungsangebot anzupassen. Dies trägt der Tatsache Rechnung, dass es nicht um die ‚objektive‘ Bewertung eines Menschen geht, sondern um eine Einschätzung, die auf Ihrer differenzierten Innen- und Bewegungsperspektive beruht. Nutzen Sie dazu die Kinaesthetics-Konzeptblickwinkel.