Diskussion:Hierarchie der Kompetenzen: Unterschied zwischen den Versionen

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== Die Hierarchie der Kompetenzen in den Peer-Tutoring-Arbeitsunterlagen ==
== Gewichtsorganisation im Modell Grundpositionen ==


Stefan Marty-Teuber, 30.10.2019
=== Erster Diskussionsbeitrag ===
--Andrea Kister, 16.12.2023


Ein längerer Text zur Hierarchie der Kompetenzen findet sich in den Peer-Tutoring-Arbeitsunterlagen (Auflage 2020) des Verlags European Kinaesthetics Association. Er soll hier eine Diskussionsgrundlage bieten. Der Text ist im Rahmen eines Grundlagenprojekts der EKA überarbeitet, aber noch nicht breit diskutiert worden. Er findet sich im Kapitel „Lernumgebung gestalten mit KlientInnen“ auf den Seiten 43 bis 44. Voraus geht das Thema „Lernen statt Behandeln“. Der Text trägt die Überschrift „Die Hierarchie der Kompetenzen“. Das gleichnamige Dokumentationswerkzeug können Kinaesthetics-TrainerInnen auf der TrainerInnen-Plattform im Download von KinMedia unter „Dokumentationswerkzeuge“ einsehen.
Im Rahmen der Trainer 3 Ausbildung kam ich immer wieder ins stolpern, mit der Aussage: Je höher der Körper im Raum kommt, desto weniger Auflagefläche nutzt er zur Gewichtsorganisation.....In meiner Lerngruppe und auf Assistenzen diskutierte ich, und ja so einige gaben mir recht, das das Modell da nen kleinen Fehler hat. In meinen Augen müsste nach dieser Aussage der Einbeinstand mit dem Zweibeinstand getauscht werden.
Ich versuch ,das ganze zu vermeiden, in dem ich es so nicht erwähne im Kurs, die Aussage trotzdem eine Relevanz hat.
Gerne würde ich da euere Meinung dazu lesen- vielleicht mag der / die ein oder andere mit mir diskutieren.
Desweitern würde ich gerne diese Möglichkeit des Austausches ausprobieren.
Danke, freue mich auf Antworten oder neue Ideen.....


: ''„Die ‚Hierarchie der Kompetenzen‘ ist ein Kinaesthetics-Modell, das Ihnen hilft, gegenüber einem anderen Menschen (oder auch gegenüber Ihnen selbst) die Entwicklungsperspektive einzunehmen. Es geht vom Modell der sieben Grundpositionen bzw. von den Kompetenzen aus, die in diesen und in den Positionswechseln zwischen diesen erforderlich sind. Es führt hierarchisch oder stufenartig von der Rückenlage bis ins Stehen. Die Hierarchie beruht darauf, dass die Organisation und Kontrolle des Gewichtes der Körperteile in der Schwerkraft immer anspruchsvoller werden. Dabei geht das Modell von folgenden Hypothesen aus:<br>* Die Kompetenzen, die in einer Grundposition in Bezug auf die Organisation und Kontrolle des Gewichtes der Körperteile in der Schwerkraft erforderlich sind, bilden die Grundlage oder Voraussetzung für die entsprechenden Kompetenzen, die der Positionswechsel in die nächsthöhere Grundposition erfordert.<br>* Die Kompetenzen, die bei einem Positionswechsel in Bezug auf die Organisation und Kontrolle des Gewichtes der Körperteile in der Schwerkraft erforderlich sind, bilden die Grundlage oder Voraussetzung für die entsprechenden Kompetenzen, die die nächsthöhere Grundposition erfordert.''
=== Gewichtsorganisation im Modell Grundpositionen - was ist beschrieben? ===


: ''Aufbauend auf diesem Modell, ist das Dokumentationswerkzeug ‚Hierarchie der Kompetenzen‘ ist folgendermaßen angelegt (vgl. Anhang):<br>* Die linke Spalte des Dokumentationswerkzeuges zeigt die sieben Grundpositionen.<br>* In den je dazugehörigen Zeilen können die Kompetenzen in der jeweiligen Grundposition, die Kompetenzen bei der gehenden Fortbewegung und im Positionswechsel zur nächsthöheren Grundposition beschrieben werden.<br>Als Fokus zur Beobachtung und Beschreibung der Kompetenzen dienen die Kinaesthetics-Konzeptblickwinkel. Durch seine Anlage erlaubt dieses Instrument eine sehr differenzierte Untersuchung und Dokumentation der Entwicklung der einzelnen Kompetenzen eines Menschen und seiner Bewegungskompetenz im Ganzen.''
Liebe Andrea,  
vielen Dank für deinen Beitrag mit den sehr interessanten Überlegungen und für deinen Mut, diese hier im KOFL einzustellen.  


: ''Inhaltlich hat das Modell der ‚Hierarchie der Kompetenzen‘ einen Zusammenhang mit der Beobachtung, dass die Entwicklung der Bewegungskompetenz beim neugeborenen Kind ‚stufenartig‘ vom Liegen übers Sitzen bis zum Stehen und aufrechten Gehen verläuft. Wenn ein Kind z. B. erst seit Kurzem sitzen ‚kann‘, braucht es dabei viele Kompetenzen, die es in den tieferen Grundpositionen, d. h. in der Rücken- und Bauchlage, und im Wechsel zwischen diesen gelernt hat. Dabei lässt sich feststellen, dass bestimmte Lernthemen oder Grundkompetenzen in tieferen Grundpositionen ebenso aktuell und erforderlich sind wie in höheren. Zu diesen Lernthemen gehören z. B. das Zusammenspiel von Ziehen und Drücken im Körper, die Art und Weise, wie das Kind in einer Grundposition sein Körpergewicht auf eine Unterstützungsfläche abgibt oder wie es das Gewicht der Massen in unterschiedliche Richtungen verlagert.''
Bei der von dir zitierten Aussage, ''"Je höher der Körper im Raum kommt, desto weniger Auflagefläche nutzt er zur Gewichtsorganisation..."'', können wir deine Gedanken und Fragen gut nachvollziehen.  


: ''Möglicherweise hat das Kind auf dem Weg ins Sitzen auch gelernt, sich ‚gehend‘ in der Bauchlage fortzubewegen. ‚Gehen‘ ist ja in allen Grundpositionen möglich, und die Kompetenz, Schritte machen zu können, wird nicht einzig und allein beim aufrechten Gehen gelernt. Natürlicherweise verläuft die Entwicklung so, dass Kinder solche Grundkompetenzen in den tieferen Grundpositionen und Positionswechseln lernen. Diese Lernprozesse bilden die Grundlage oder Voraussetzung für die Kontrolle und Koordination der Bewegung in höheren Positionen.''  
Im Kinaesthetics Konzeptsystem findet sich dazu folgender Text:<br>''"Gewichtsabgabe: Das Gewicht der einzelnen Massen wird in jeder Position direkt oder indirekt auf die Unterstützungsfläche abgegeben. Ausgehend von der Rückenlage, ist in den höheren Grundpositionen eine Zunahme der indirekten Gewichtsabgabe bzw. der diesbezüglichen Komplexität beobachtbar."''
Quelle: European Kinaesthetics Association (Hg.) (2020): Kinaesthetics. Konzeptsystem. Linz, Winterthur: Verlag European Kinaesthetics Association. ISBN 978-3-903180-00-0. S. 43.


: ''Die Hierarchie solcher Lernprozesse ist bei kleinen Kindern gut beobachtbar, ist jedoch in jedem Alter von großer Bedeutung. Je höher eine Position ist, desto anspruchsvoller wird die Gewichtsorganisation. Das heißt, je mehr Massen ihr Gewicht nicht selbst, sondern über eine andere Masse abgeben, desto anspruchsvoller wird es, das Gewicht so zu kontrollieren, dass man nicht das Gleichgewicht verliert und stürzt.''
In der Beschreibung der Hierarchie der Kompetenzen, auf der Seite dieses Artikels, ist das folgende Zitat zu finden:<br>''"Je höher eine Position ist, desto anspruchsvoller wird die Gewichtsorganisation. Das heißt, je mehr Massen ihr Gewicht nicht selbst, sondern über eine andere Masse abgeben, desto anspruchsvoller wird es, das Gewicht so zu kontrollieren, dass man nicht das Gleichgewicht verliert und stürzt."''


: ''Oft ist beobachtbar, dass es älteren Menschen leichter fällt, auf zwei Beinen zu gehen als sich in tieferen Grundpositionen gehend fortzubewegen. Dies ist vor allem deshalb der Fall, weil sie Letzteres im Alltag nur noch selten tun und es dadurch verlernt haben. Dadurch geht ihnen das Fundament der Kompetenzen in den tieferen Grundpositionen und Positionswechseln teilweise verloren. Dies führt in der Regel dazu, dass sie immer unsicherer aufrecht gehen und das Risiko von Sturz und Verletzung zunimmt.''
Beide Texte sprechen von einer zunehmenden Komplexität und dass die Organisation und Kontrolle des Gewichtes zunehmend differenziert und anspruchsvoller wird. In den modellhaften Beschreibungen finden sich keine expliziten Details, auch nicht in den Beschreibungen der einzelnen Grundpositionen.<br>
Soweit unsere Überlegungen. Wir finden das Thema auf jeden Fall diskussionswürdig und freuen uns auf weitere Beiträge.  


: ''Die Betrachtungsweise des Modells bzw. eine Analyse mit dem Dokumentationswerkzeug kann helfen, ein Unterstützungsangebot sehr präzise an den aktuellen Stand der Bewegungskompetenz eines anderen Menschen anzupassen. Dies erlaubt, mit ihm in tieferen und einfacher kontrollierbaren Grundpositionen an Grundkompetenzen zu arbeiten, die er in höheren und somit anspruchsvolleren Positionen nutzen kann. Ebenso ermöglicht das Modell bzw. das Dokumentationswerkzeug, Lernthemen zu erkennen, die sich wie ein roter Faden durch die Positionen oder Positionswechsel hindurchziehen.''
Dagmar Panzer und Sabine Kaserer<br>
--[[Benutzer:Dagmar Panzer|Dagmar Panzer]] ([[Benutzer Diskussion:Dagmar Panzer|Diskussion]]) 17:25, 10. Jan. 2024 (CET)


: ''Die folgenden Beispiele aus der Praxis von Pflege und Betreuung sollen dies verdeutlichen:<br>* Wenn z. B. die Eltern eines Kleinkindes mit Behinderung möchten, dass es sitzen lernt, wird man aus der Perspektive der ‚Hierarchie der Kompetenzen‘ das Kind nicht einfach im Sitzen selbst unterstützen, sondern zuerst darauf achten, wie es mit den Anforderungen zurechtkommt, welche die tieferen Grundpositionen und die Positionswechsel auf dem Weg ins Sitzen stellen. Man wird es darin unterstützen, die dabei erforderlichen Kompetenzen immer differenzierter und vielfältiger zu entwickeln, um sie schließlich im Sitzen selbst anzuwenden.<br>* Wenn ältere Menschen darüber klagen, dass sie zwar gerade noch stehen und gehen, aber z. B. nach einem Sturz nicht mehr allein vom Boden aufstehen können, befinden sie sich in einer Situation, die für die Erhaltung ihrer Selbstständigkeit kritisch ist. Deshalb ist es wichtig, sie in ihren Bewegungsmöglichkeiten in den tieferen Grundpositionen und in den Positionswechseln von der Rückenlage zum Stehen zu unterstützen.''
=== Aufbereitung der Entstehungsgeschichte steht noch aus ===
--[[Benutzer:Stefan Marty-Teuber|Stefan Marty-Teuber]] ([[Benutzer Diskussion:Stefan Marty-Teuber|Diskussion]]) 11:52, 11. Jan. 2024 (CET)


: ''In der Pflege stellt jede Mobilisation einer KlientIn einen Lern- oder Entwicklungsprozess für sie dar. Selbstverständlich kann auch hier mithilfe der Betrachtungsweise der ‚Hierarchie der Kompetenzen‘ differenziert auf den Entwicklungsstand der Bewegungskompetenz geachtet und die angestrebte Mobilität angepasst und stufenweise in den tieferen Grundpositionen und Positionswechseln erarbeitet werden.''
Ich freue mich sehr, dass hier eine Diskussion begonnen hat; herzlichen Dank für die Beiträge. Leider wurde bisher im KOFL das Thema geschichtlich nicht aufbereitet (oder meines Wissens auch nicht sonstwo). Es ist aber gut möglich, dass es in absehbarer Zeit geschehen wird, weil die aktuellen AusbilderInnen in Ausbildung genau solche Themen im Rahmen ihres Lehrgangs in Zusammenarbeit mit dem KOFL-Redaktionsteam unter die Lupe nehmen. Ich bin sicher, dass die Aufbereitung der Entstehungsgeschichte zum Verständnis dieser Irritation, die ich schon lange kenne, beitragen würde.  


: ''Wie gelangen Sie zu den Beschreibungen in den einzelnen Feldern des Dokumentationswerkzeuges (vgl. Anhang)? – Kommen Sie mit dem anderen Menschen in Bewegung!''
Ich war gerade in den historischen Kinästhetik-Texten unterwegs und habe das Thema nebenbei wahrgenommen. Mein (nicht fundierter) Eindruck ist, dass es sich tatsächlich um einen "Fehler" handelt, der der Systematik des Weges vom Liegen ins Stehen auf einem spiraligen Weg geschuldet ist und das Prinzip des fortlaufenden Lösens der Massen von der Unterstützungsfläche bzw. der Zunahme der indirekten Gewichtsabgabe zu guter Letzt verletzt. Auf jeden Fall ist es für mich völlig klar, dass auf die betreffende Problematik in einer ausführlichen Beschreibung der Konzepte eingegangen werden muss.


: ''Die fokussierte Bewegungsinteraktion mit dem anderen Menschen in unterschiedlichen Interaktionsformen ist das unmittelbarste und ergiebigste Mittel, um etwas über seine Bewegungskompetenz in Erfahrung zu bringen, sie zu beschreiben und das Unterstützungsangebot anzupassen. Dies trägt der Tatsache Rechnung, dass es nicht um die ‚objektive‘ Bewertung eines Menschen geht, sondern um eine Einschätzung, die auf Ihrer differenzierten Innen- und Bewegungsperspektive beruht. Nutzen Sie dazu die Kinaesthetics-Konzeptblickwinkel.''
P. S. Als zuständiger Redakteur habe ich mir erlaubt, eine Unterordnung der Beiträge unter das Thema vorzunehmen, das Andrea eingebracht hat.
 
18.1.24 Andrea Kister
Vielen Dank für euere Informartionen zu diesen Thema, ich finde es sehr interessant, auch von der Erstehung zuhören und das dieses Thema- ein Thema ist, finde ich für mich beruhigend und gleichzeitig motivierend, gegebene Aussagen zu hinterfragen. Vielen Dank.
 
== Grundkompetenzen oder grundlegende Kompetenzen ==
 
--[[Benutzer:Stefan Marty-Teuber|Stefan Marty-Teuber]] ([[Benutzer Diskussion:Stefan Marty-Teuber|Diskussion]]) 16:10, 1. Jun. 2021 (CEST)
 
Marlène Richner hat am 02.05.2021 auf der TrainerInnen-Plattform/KinNetwork nach einer Definition dieser Begriffe gefragt. Für mich ergibt sich eine Definition aus dem Modell bzw. Instrument der Hierarchie der Kompetenzen. Auf jeden Fall ist die Idee der grundlegenden Kompetenzen oder Grundkompetenzen im engsten Zusammenhang mit diesem Modell um das Jahr 2000 entwickelt worden. Vor ein paar Jahren wurde dieses Thema an einer AusbilderInnen-Klausur beleuchtet. Wer alles an dieser fachlichen Entwicklung beteiligt war, lässt sich schwer sagen, weil die Idee theoretisch und praktisch schlagend war und sich sehr schnell etablierte.
 
Aus dem Modell der Hierarchie der Kompetenzen abgeleitet, lassen sich Grundkompetenzen/grundlegende Kompetenzen als Teilaspekte der Bewegungskompetenz definieren, die jeder Grundposition und jedem Positionswechsel zugrunde liegen sowie in jeder Grundposition und bei jedem Positionswechsel ihre spezifische konkrete Ausprägung haben. Weil sich beim Weg aus der Rückenlage ins Stehen die Massen immer mehr von der Unterstützungsfläche lösen und es immer anspruchsvoller wird, die Balance zu halten und nicht zurückzuplumpsen (wie es bei Kleinkindern beobachtbar ist), wird von einer hierarchischen Stufung dieser Kompetenzen bzw. ihrer Ausprägungen gesprochen. Konkrete Beispiele für Grundkompetenzen/grundlegende Kompetenzen sind die Gewichtsabgabe und -verlagerung über die knöchernen Strukturen des Körpers oder die Unterstützung der Bewegung der zentralen Massen durch die Extremitäten. Nach meiner Meinung kann man sich bei dieser Frage durchaus am Konzeptsystem orientieren.
 
An der gleichen AusbilderInnen-Klausur hat sich aber gezeigt, dass auch ein Verständnis der grundlegenden Kompetenzen existiert und vertreten wird, das nicht ebenso direkt mit der Hierarchie der Kompetenzen verbunden ist. Dabei geht es um Teilaspekte der Bewegungskompetenz, die Aktivitäten zugrunde liegen. Als Beispiel wurde die Grundkompetenz angeführt, sich im Sitzen mit dem Arm abstützen und die Bewegung des Brustkorbes unterstützen zu können. Der Begriff ist somit in dieser alternativen Definition konkreter gedacht.
 
Weil die Begriffe noch in Diskussion sind, finden sich vorläufig zugehörige Texte im KOFL auf den Diskussionsseiten. Dass übrigens ein Fachbegriff unterschiedlich definiert werden kann, ist nicht ungewöhnlich; auch in anderen Wissenschaften geht es oft Jahrzehnte, bis sich eine allgemein akzeptierte Lehrmeinung zu einem neuen Fachbegriff herausbildet.
 
Ich hoffe, dass mein Versuch, den aktuellen Stand der Diskussion abzubilden, zu weiteren Diskussionen anregt.

Aktuelle Version vom 18. Januar 2024, 19:45 Uhr

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Status Diskussion eröffnet
AutorIn/RedakteurIn N. N./Stefan Marty-Teuber
Letzte Änderung 18.01.2024


Gewichtsorganisation im Modell Grundpositionen[Quelltext bearbeiten]

Erster Diskussionsbeitrag[Quelltext bearbeiten]

--Andrea Kister, 16.12.2023

Im Rahmen der Trainer 3 Ausbildung kam ich immer wieder ins stolpern, mit der Aussage: Je höher der Körper im Raum kommt, desto weniger Auflagefläche nutzt er zur Gewichtsorganisation.....In meiner Lerngruppe und auf Assistenzen diskutierte ich, und ja so einige gaben mir recht, das das Modell da nen kleinen Fehler hat. In meinen Augen müsste nach dieser Aussage der Einbeinstand mit dem Zweibeinstand getauscht werden. Ich versuch ,das ganze zu vermeiden, in dem ich es so nicht erwähne im Kurs, die Aussage trotzdem eine Relevanz hat.

Gerne würde ich da euere Meinung dazu lesen- vielleicht mag der / die ein oder andere mit mir diskutieren.

Desweitern würde ich gerne diese Möglichkeit des Austausches ausprobieren. Danke, freue mich auf Antworten oder neue Ideen.....

Gewichtsorganisation im Modell Grundpositionen - was ist beschrieben?[Quelltext bearbeiten]

Liebe Andrea, vielen Dank für deinen Beitrag mit den sehr interessanten Überlegungen und für deinen Mut, diese hier im KOFL einzustellen.

Bei der von dir zitierten Aussage, "Je höher der Körper im Raum kommt, desto weniger Auflagefläche nutzt er zur Gewichtsorganisation...", können wir deine Gedanken und Fragen gut nachvollziehen.

Im Kinaesthetics Konzeptsystem findet sich dazu folgender Text:
"Gewichtsabgabe: Das Gewicht der einzelnen Massen wird in jeder Position direkt oder indirekt auf die Unterstützungsfläche abgegeben. Ausgehend von der Rückenlage, ist in den höheren Grundpositionen eine Zunahme der indirekten Gewichtsabgabe bzw. der diesbezüglichen Komplexität beobachtbar." Quelle: European Kinaesthetics Association (Hg.) (2020): Kinaesthetics. Konzeptsystem. Linz, Winterthur: Verlag European Kinaesthetics Association. ISBN 978-3-903180-00-0. S. 43.

In der Beschreibung der Hierarchie der Kompetenzen, auf der Seite dieses Artikels, ist das folgende Zitat zu finden:
"Je höher eine Position ist, desto anspruchsvoller wird die Gewichtsorganisation. Das heißt, je mehr Massen ihr Gewicht nicht selbst, sondern über eine andere Masse abgeben, desto anspruchsvoller wird es, das Gewicht so zu kontrollieren, dass man nicht das Gleichgewicht verliert und stürzt."

Beide Texte sprechen von einer zunehmenden Komplexität und dass die Organisation und Kontrolle des Gewichtes zunehmend differenziert und anspruchsvoller wird. In den modellhaften Beschreibungen finden sich keine expliziten Details, auch nicht in den Beschreibungen der einzelnen Grundpositionen.
Soweit unsere Überlegungen. Wir finden das Thema auf jeden Fall diskussionswürdig und freuen uns auf weitere Beiträge.

Dagmar Panzer und Sabine Kaserer
--Dagmar Panzer (Diskussion) 17:25, 10. Jan. 2024 (CET)

Aufbereitung der Entstehungsgeschichte steht noch aus[Quelltext bearbeiten]

--Stefan Marty-Teuber (Diskussion) 11:52, 11. Jan. 2024 (CET)

Ich freue mich sehr, dass hier eine Diskussion begonnen hat; herzlichen Dank für die Beiträge. Leider wurde bisher im KOFL das Thema geschichtlich nicht aufbereitet (oder meines Wissens auch nicht sonstwo). Es ist aber gut möglich, dass es in absehbarer Zeit geschehen wird, weil die aktuellen AusbilderInnen in Ausbildung genau solche Themen im Rahmen ihres Lehrgangs in Zusammenarbeit mit dem KOFL-Redaktionsteam unter die Lupe nehmen. Ich bin sicher, dass die Aufbereitung der Entstehungsgeschichte zum Verständnis dieser Irritation, die ich schon lange kenne, beitragen würde.

Ich war gerade in den historischen Kinästhetik-Texten unterwegs und habe das Thema nebenbei wahrgenommen. Mein (nicht fundierter) Eindruck ist, dass es sich tatsächlich um einen "Fehler" handelt, der der Systematik des Weges vom Liegen ins Stehen auf einem spiraligen Weg geschuldet ist und das Prinzip des fortlaufenden Lösens der Massen von der Unterstützungsfläche bzw. der Zunahme der indirekten Gewichtsabgabe zu guter Letzt verletzt. Auf jeden Fall ist es für mich völlig klar, dass auf die betreffende Problematik in einer ausführlichen Beschreibung der Konzepte eingegangen werden muss.

P. S. Als zuständiger Redakteur habe ich mir erlaubt, eine Unterordnung der Beiträge unter das Thema vorzunehmen, das Andrea eingebracht hat.

18.1.24 Andrea Kister Vielen Dank für euere Informartionen zu diesen Thema, ich finde es sehr interessant, auch von der Erstehung zuhören und das dieses Thema- ein Thema ist, finde ich für mich beruhigend und gleichzeitig motivierend, gegebene Aussagen zu hinterfragen. Vielen Dank.

Grundkompetenzen oder grundlegende Kompetenzen[Quelltext bearbeiten]

--Stefan Marty-Teuber (Diskussion) 16:10, 1. Jun. 2021 (CEST)

Marlène Richner hat am 02.05.2021 auf der TrainerInnen-Plattform/KinNetwork nach einer Definition dieser Begriffe gefragt. Für mich ergibt sich eine Definition aus dem Modell bzw. Instrument der Hierarchie der Kompetenzen. Auf jeden Fall ist die Idee der grundlegenden Kompetenzen oder Grundkompetenzen im engsten Zusammenhang mit diesem Modell um das Jahr 2000 entwickelt worden. Vor ein paar Jahren wurde dieses Thema an einer AusbilderInnen-Klausur beleuchtet. Wer alles an dieser fachlichen Entwicklung beteiligt war, lässt sich schwer sagen, weil die Idee theoretisch und praktisch schlagend war und sich sehr schnell etablierte.

Aus dem Modell der Hierarchie der Kompetenzen abgeleitet, lassen sich Grundkompetenzen/grundlegende Kompetenzen als Teilaspekte der Bewegungskompetenz definieren, die jeder Grundposition und jedem Positionswechsel zugrunde liegen sowie in jeder Grundposition und bei jedem Positionswechsel ihre spezifische konkrete Ausprägung haben. Weil sich beim Weg aus der Rückenlage ins Stehen die Massen immer mehr von der Unterstützungsfläche lösen und es immer anspruchsvoller wird, die Balance zu halten und nicht zurückzuplumpsen (wie es bei Kleinkindern beobachtbar ist), wird von einer hierarchischen Stufung dieser Kompetenzen bzw. ihrer Ausprägungen gesprochen. Konkrete Beispiele für Grundkompetenzen/grundlegende Kompetenzen sind die Gewichtsabgabe und -verlagerung über die knöchernen Strukturen des Körpers oder die Unterstützung der Bewegung der zentralen Massen durch die Extremitäten. Nach meiner Meinung kann man sich bei dieser Frage durchaus am Konzeptsystem orientieren.

An der gleichen AusbilderInnen-Klausur hat sich aber gezeigt, dass auch ein Verständnis der grundlegenden Kompetenzen existiert und vertreten wird, das nicht ebenso direkt mit der Hierarchie der Kompetenzen verbunden ist. Dabei geht es um Teilaspekte der Bewegungskompetenz, die Aktivitäten zugrunde liegen. Als Beispiel wurde die Grundkompetenz angeführt, sich im Sitzen mit dem Arm abstützen und die Bewegung des Brustkorbes unterstützen zu können. Der Begriff ist somit in dieser alternativen Definition konkreter gedacht.

Weil die Begriffe noch in Diskussion sind, finden sich vorläufig zugehörige Texte im KOFL auf den Diskussionsseiten. Dass übrigens ein Fachbegriff unterschiedlich definiert werden kann, ist nicht ungewöhnlich; auch in anderen Wissenschaften geht es oft Jahrzehnte, bis sich eine allgemein akzeptierte Lehrmeinung zu einem neuen Fachbegriff herausbildet.

Ich hoffe, dass mein Versuch, den aktuellen Stand der Diskussion abzubilden, zu weiteren Diskussionen anregt.