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: ''„Ein sehr seltener und dramatischer Beleg für die Bedeutung von Lernen durch soziales Folgen sind die beiden 1920 in Indien gefundenen Wolfskinder. Sie wuchsen in den ersten Lebensjahren unter Wölfen auf und hatten sich diesen in ihrem (Bewegungs-)Verhalten weitgehend angepasst. So liefen sie z. B. auf allen Vieren, hatten eine erstaunlich wolfsähnliche Mimik und formten entsprechende Laute. Bei dem Versuch, sie zu zivilisieren, starben beide in der ‚menschlichen Gefangenschaft‘. Man hatte sie einsperren müssen, da sie immer wieder versucht hatten, in den Dschungel zu entfliehen.“ | : ''„Ein sehr seltener und dramatischer Beleg für die Bedeutung von Lernen durch soziales Folgen sind die beiden 1920 in Indien gefundenen Wolfskinder. Sie wuchsen in den ersten Lebensjahren unter Wölfen auf und hatten sich diesen in ihrem (Bewegungs-)Verhalten weitgehend angepasst. So liefen sie z. B. auf allen Vieren, hatten eine erstaunlich wolfsähnliche Mimik und formten entsprechende Laute. Bei dem Versuch, sie zu zivilisieren, starben beide in der ‚menschlichen Gefangenschaft‘. Man hatte sie einsperren müssen, da sie immer wieder versucht hatten, in den Dschungel zu entfliehen.“'' | ||
Quelle: '''European Kinaesthetics Association (Hg.) (2018):''' Kinaesthetics. Lernen und Bewegungskompetenz. Linz, Siebnen: Verlag European Kinaesthetics Association. ISBN 978-3-903180-01-7. S. 48. | Quelle: '''European Kinaesthetics Association (Hg.) (2018):''' Kinaesthetics. Lernen und Bewegungskompetenz. Linz, Siebnen: Verlag European Kinaesthetics Association. ISBN 978-3-903180-01-7. S. 48. | ||
== „Social Tracking“ in „Kybernetik und Kinästhetik“ == | |||
Das folgende Zitat stammt aus dem Buch „Kybernetik und Kinästhetik“, und zwar aus dem vierten Kapitel „K. U. Smith: Die Verhaltenskybernetik“. Es ist eingebettet in das fünfte Unterkapitel „Unermüdlicher Forscherdrang“. Vorausgehend wird als erstes Thema seine zweite Einführung in die Psychologie von 1973 thematisiert. Das Zitat ist der Text des zweiten Themas „‚Social Tracking‘ (Soziales Folgen)“. | |||
: ''„Das Buch des folgenden Jahres, „Industrial Social Cybernetics“ (Industrielle Sozialkybernetik, Smith 1974), befasste sich insbesondere mit den verschiedenen Formen, Modalitäten und Wirkungen des „Social Tracking“ (soziales Folgen).'' | |||
: ''Schon in der ‚Psychology“ (Smith; Foltz Smith 1973, S. 37f.) hatte er diesem Begriff eine Buchseite gewidmet und die Imitation als die offensichtlichste Manifestation des ‚Social Tracking‘ bezeichnet – ein bereits in der Antike zentrales Thema der Pädagogik, das in den 1960er-Jahren besonders durch A. Bandura (*1925) unter dem Stichwort ‚Lernen am Modell‘ zu neuer Aktualität gefunden hatte. Smith versteht darunter grundsätzlich die Tatsache, dass ‚Tracking‘- oder Folge-Prozesse ein wesentliches Merkmal der Interaktion von zwei oder mehreren Menschen sind. Wenn wir jemandem begegnen, folgen wir mit unserem ganzen Körper, unseren Augen und Ohren dem Verhalten des Gegenübers. In der kybernetischen Sprache von Smith ausgedrückt: Die Feedback-Prozesse der einen InteraktionspartnerIn bilden eine Quelle der Feedback-Prozesse der anderen InteraktionspartnerIn und umgekehrt bzw. und so weiter. Und zweifelsohne stellt die zwischenmenschliche Interaktion eine wichtige Quelle der Entwicklung, des Lernens und der Verhaltensänderung dar (vgl. Infobox S. 41). Smith unterscheidet zwischen drei Grundformen des ‚Social Tracking‘ bzw. der Interaktion (Smith 1974, Kapitel 2.3):<br>1. linear- oder quasi-imitatorisch (‚linear-, quasi-imitative‘),<br>2. seriell verknüpft, Schritt-für-Schritt (‚series-linked‘) und<br>3. parallel verknüpft, gleichzeitig-gemeinsam (‚parallel-linked‘).'' | |||
: ''Diese Formen bilden somit die Grundlage der Unterscheidung der Interaktionsformen in der Kinästhetik (EKA 2017a, S. 16; vgl. auch EKA 2017b, S. 48).'' | |||
: ''Im weiteren Verlauf des Buches differenziert er mit wissenschaftlicher Akribie zwischen verschiedensten Formen und Modalitäten des „Social Tracking“, stützt sie mit experimentellen Resultaten und stellt sie in einen größeren Kontext.“'' | |||
[[Kategorie:Kybernetische Grundlagen]] | [[Kategorie:Kybernetische Grundlagen]] |
Version vom 26. September 2018, 09:27 Uhr
Status | mit Fachliteratur angelegt |
AutorIn/RedakteurIn | N. N./N. N. |
Letzte Änderung | 26.09.2018 |
„Social Tracking“ in „Kinaesthetics Lernen und Bewegungskompetenz“
Das folgende Zitat stammt aus dem Buch „Kinaesthetics Lernen und Bewegungskompetenz“, das als Arbeitsunterlage in Kinaesthetics-Aufbaukursen verwendet wird. Das Zitat ist in das vierte Kapitel „Theoretische Grundlagen von Kinaesthetics“ eingebettet. Die vorausgehenden Unterkapitel sind „Geschlossenheit und Individualität der Wahrnehmung“ und „Autonomie der Verhaltenssteuerung“. Das Zitat ist der Text des sechsten und letzten Unterkapitels „‚Social Tracking‘ (soziales Folgen)“.
- „In den vorangegangenen Kapiteln wurde die Annahme beschrieben, dass Menschen ihre Wahrnehmung und ihr Verhalten autonom von innen heraus erzeugen und steuern. Dies bedeutet nicht, dass sie unabhängig von anderen Menschen lernen und sich entwickeln. Menschen sind soziale Wesen. Nach ihrer Geburt ist ihre Entwicklung maßgeblich von anderen Menschen abhängig. Entsprechend prägen die Interaktionen mit den Bezugspersonen die Entwicklung des Menschen und seine Lernprozesse in einem hohen Maß. Diesen wechselseitigen Lern- und Anpassungsprozess kann man besonders eindrücklich bei den Interaktionen zwischen einem Kleinkind und seinen Eltern oder Bezugspersonen beobachten. Er setzt sich aber während des ganzen Lebens fort. Menschen lernen besonders intensiv und effektiv durch Interaktionen mit anderen Menschen; sie sind ein Leben lang ein wichtiger Faktor unserer Entwicklung.
- Dieses Phänomen wird in Kinaesthetics als ‚Social Tracking‘ (soziales Folgen) bezeichnet. Es spielt sich in vielen Formen oft unbewusst ab. Ein Beispiel dafür ist die Situation, dass viele Menschen einem anderen, der bei Rot über den Fußgängerübergang geht, fast unwillkürlich folgen wollen.
- ‚Social Tracking‘ meint, dass Menschen mit der eigenen Bewegung auf die Bewegung und das Verhalten anderer Menschen reagieren und sich anpassen. Die Art und Weise unseres Verhaltens beeinflusst dabei das Verhalten der anderen an der Interaktion beteiligten Person(en) und umgekehrt. Kinaesthetics interessiert sich in diesem Zusammenhang besonders für die Frage, welche Faktoren in einer Interaktion die Entwicklung und Lernprozesse der Beteiligten fördern oder hemmen und welche Rolle dabei Berührung und Bewegung spielen.“
Der Text der zugehörigen Infobox „Die Herkunft des Wortes ‚lernen‘ und die Idee des Folgens“:
- „Interessanterweise zeigt sich in der Herkunft des deutschen Wortes ‚lernen‘ ein enger Zusammenhang zur Bedeutung des Folgens. Das Wort gehört mit ‚lehren‘ und ‚List‘ zur Wortgruppe ‚leisten‘, was urspünglich ‚einer Spur folgen, nachspüren‘ bedeutete. In der gotischen Sprache bedeutete ‚lais‘ „ich weiß‘, ursprünglich ‚ich habe nachgespürt, bin gefolgt‘.“
Der Text der zugehörigen Infobox „Wolfskinder“:
- „Ein sehr seltener und dramatischer Beleg für die Bedeutung von Lernen durch soziales Folgen sind die beiden 1920 in Indien gefundenen Wolfskinder. Sie wuchsen in den ersten Lebensjahren unter Wölfen auf und hatten sich diesen in ihrem (Bewegungs-)Verhalten weitgehend angepasst. So liefen sie z. B. auf allen Vieren, hatten eine erstaunlich wolfsähnliche Mimik und formten entsprechende Laute. Bei dem Versuch, sie zu zivilisieren, starben beide in der ‚menschlichen Gefangenschaft‘. Man hatte sie einsperren müssen, da sie immer wieder versucht hatten, in den Dschungel zu entfliehen.“
Quelle: European Kinaesthetics Association (Hg.) (2018): Kinaesthetics. Lernen und Bewegungskompetenz. Linz, Siebnen: Verlag European Kinaesthetics Association. ISBN 978-3-903180-01-7. S. 48.
„Social Tracking“ in „Kybernetik und Kinästhetik“
Das folgende Zitat stammt aus dem Buch „Kybernetik und Kinästhetik“, und zwar aus dem vierten Kapitel „K. U. Smith: Die Verhaltenskybernetik“. Es ist eingebettet in das fünfte Unterkapitel „Unermüdlicher Forscherdrang“. Vorausgehend wird als erstes Thema seine zweite Einführung in die Psychologie von 1973 thematisiert. Das Zitat ist der Text des zweiten Themas „‚Social Tracking‘ (Soziales Folgen)“.
- „Das Buch des folgenden Jahres, „Industrial Social Cybernetics“ (Industrielle Sozialkybernetik, Smith 1974), befasste sich insbesondere mit den verschiedenen Formen, Modalitäten und Wirkungen des „Social Tracking“ (soziales Folgen).
- Schon in der ‚Psychology“ (Smith; Foltz Smith 1973, S. 37f.) hatte er diesem Begriff eine Buchseite gewidmet und die Imitation als die offensichtlichste Manifestation des ‚Social Tracking‘ bezeichnet – ein bereits in der Antike zentrales Thema der Pädagogik, das in den 1960er-Jahren besonders durch A. Bandura (*1925) unter dem Stichwort ‚Lernen am Modell‘ zu neuer Aktualität gefunden hatte. Smith versteht darunter grundsätzlich die Tatsache, dass ‚Tracking‘- oder Folge-Prozesse ein wesentliches Merkmal der Interaktion von zwei oder mehreren Menschen sind. Wenn wir jemandem begegnen, folgen wir mit unserem ganzen Körper, unseren Augen und Ohren dem Verhalten des Gegenübers. In der kybernetischen Sprache von Smith ausgedrückt: Die Feedback-Prozesse der einen InteraktionspartnerIn bilden eine Quelle der Feedback-Prozesse der anderen InteraktionspartnerIn und umgekehrt bzw. und so weiter. Und zweifelsohne stellt die zwischenmenschliche Interaktion eine wichtige Quelle der Entwicklung, des Lernens und der Verhaltensänderung dar (vgl. Infobox S. 41). Smith unterscheidet zwischen drei Grundformen des ‚Social Tracking‘ bzw. der Interaktion (Smith 1974, Kapitel 2.3):
1. linear- oder quasi-imitatorisch (‚linear-, quasi-imitative‘),
2. seriell verknüpft, Schritt-für-Schritt (‚series-linked‘) und
3. parallel verknüpft, gleichzeitig-gemeinsam (‚parallel-linked‘).
- Diese Formen bilden somit die Grundlage der Unterscheidung der Interaktionsformen in der Kinästhetik (EKA 2017a, S. 16; vgl. auch EKA 2017b, S. 48).
- Im weiteren Verlauf des Buches differenziert er mit wissenschaftlicher Akribie zwischen verschiedensten Formen und Modalitäten des „Social Tracking“, stützt sie mit experimentellen Resultaten und stellt sie in einen größeren Kontext.“