Erfahren (Begriff): Unterschied zwischen den Versionen
Aus Kinaesthetics-Online-Fachlexikon
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 8: | Zeile 8: | ||
: '''''„Die eigene Bewegung bewusst und unmittelbar zu erfahren, ist in Kinaesthetics Grundlage und Ausgangspunkt des Lernens. Stefan Marty- Teuber geht der Herkunft des Wortes „erfahren“ nach und stößt auf einen wissenschaftlich kaum problematischen Blumenstrauß von Furten, Pforten und Poren, experimentellen ExpertInnen und empirischen PiratInnen. ''''' | : '''''„Die eigene Bewegung bewusst und unmittelbar zu erfahren, ist in Kinaesthetics Grundlage und Ausgangspunkt des Lernens. Stefan Marty- Teuber geht der Herkunft des Wortes „erfahren“ nach und stößt auf einen wissenschaftlich kaum problematischen Blumenstrauß von Furten, Pforten und Poren, experimentellen ExpertInnen und empirischen PiratInnen. ''''' | ||
: ''„<big>‚erfahren/Erfahrung‘ heute.</big> Es scheint mir wichtig, an erster Stelle die aktuelle Verwendung von „erfahren/Erfahrung“ zu klären. Am häufigsten verwendet die deutsche Sprache nämlich das Verb in der Bedeutung „Kenntnis erhalten, mitgeteilt/ zu wissen bekommen“, und zwar besonders im Zusammenhang mit wichtigen Neuigkeiten (vgl. ‚ich habe es aus der Presse erfahren‘). Am zweithäufigsten und eher in gehobener Sprache tritt ‚erfahren‘ im Sinne von ‚an sich selbst erleben, zu spüren bekommen‘ auf. An diese Zweitbedeutung schließen in Kinaesthetics die Ausdrücke ‚die eigene Bewegung erfahren/Bewegungserfahrung‘ an. Natürlich ist das eine treffende, aber nicht allgemein gängige Kombination. Im Alltag der deutschen Sprache finden sich häufiger Fügungen wie ‚Glück/Unglück, Gerechtigkeit/Ungerechtigkeit, Freude/Leid erfahren; gute und schlechte Erfahrungen‘ u. Ä. Und schließlich gibt es eine abgeschwächte Bedeutung ‚eine Veränderung mitmachen‘. So können zum Beispiel PatientInnen eine Behandlung, Bücher eine Überarbeitung und Umsätze eine Steigerung erfahren. Bemerkenswert ist, dass das Substantiv ‚Erfahrung‘, sowohl das unmittelbare Erleben (vgl. ‚das war eine bittere Erfahrung‘) als auch – nur in einem positiven Sinn – die Routine, Kenntnis oder Kompetenz bezeichnet, die man durch das vielfache Er- und Durchleben einer Sache gewonnen hat (vgl. ‚sie verfügt über viel Erfahrung, wir müssen uns ihre Erfahrung zunutze machen‘). Hier verbindet sich das (wiederholte) unmittelbare Erleben und Tun ganz eng mit der Idee des Lernens und Kompetenzgewinns. Ganz entsprechend bezeichnet das Adjektiv ‚erfahren‘ kundige, versierte und in ihrem Gebiet bewanderte Personen. Aber mit diesen Feststellungen sind wir schon mitten in der Herkunft des Wortes angelangt.'' |
Version vom 20. August 2023, 10:48 Uhr
Status | mit Fachliteratur angelegt |
AutorIn/RedakteurIn | Stefan Marty-Teuber/Dagmar Panzer |
Letzte Änderung | 20.08.2023 |
Zusammenfassung:
Dieser Artikel ist mit Fachliteratur angelegt. Er besteht aus einschlägigen Zitaten zur Herkunft und Bedeutung des Begriffs Erfahren/ Erfahrung. Das Zitat ist ein Artikel zum Thema aus der Zeitschrift „lebensqualität “
Erfahren/Erfahrung in der Zeitschrift „lebensqualität“
Das folgende Zitat stammt aus der Zeitschrift „lebensqualität“. Es ist ein Beitrag zu einer Serie mit dem Titel „wörterwurzeln“. Er ist mit „Erfahren: Von der Piratin zur Expertin“ überschrieben.
- „Die eigene Bewegung bewusst und unmittelbar zu erfahren, ist in Kinaesthetics Grundlage und Ausgangspunkt des Lernens. Stefan Marty- Teuber geht der Herkunft des Wortes „erfahren“ nach und stößt auf einen wissenschaftlich kaum problematischen Blumenstrauß von Furten, Pforten und Poren, experimentellen ExpertInnen und empirischen PiratInnen.
- „‚erfahren/Erfahrung‘ heute. Es scheint mir wichtig, an erster Stelle die aktuelle Verwendung von „erfahren/Erfahrung“ zu klären. Am häufigsten verwendet die deutsche Sprache nämlich das Verb in der Bedeutung „Kenntnis erhalten, mitgeteilt/ zu wissen bekommen“, und zwar besonders im Zusammenhang mit wichtigen Neuigkeiten (vgl. ‚ich habe es aus der Presse erfahren‘). Am zweithäufigsten und eher in gehobener Sprache tritt ‚erfahren‘ im Sinne von ‚an sich selbst erleben, zu spüren bekommen‘ auf. An diese Zweitbedeutung schließen in Kinaesthetics die Ausdrücke ‚die eigene Bewegung erfahren/Bewegungserfahrung‘ an. Natürlich ist das eine treffende, aber nicht allgemein gängige Kombination. Im Alltag der deutschen Sprache finden sich häufiger Fügungen wie ‚Glück/Unglück, Gerechtigkeit/Ungerechtigkeit, Freude/Leid erfahren; gute und schlechte Erfahrungen‘ u. Ä. Und schließlich gibt es eine abgeschwächte Bedeutung ‚eine Veränderung mitmachen‘. So können zum Beispiel PatientInnen eine Behandlung, Bücher eine Überarbeitung und Umsätze eine Steigerung erfahren. Bemerkenswert ist, dass das Substantiv ‚Erfahrung‘, sowohl das unmittelbare Erleben (vgl. ‚das war eine bittere Erfahrung‘) als auch – nur in einem positiven Sinn – die Routine, Kenntnis oder Kompetenz bezeichnet, die man durch das vielfache Er- und Durchleben einer Sache gewonnen hat (vgl. ‚sie verfügt über viel Erfahrung, wir müssen uns ihre Erfahrung zunutze machen‘). Hier verbindet sich das (wiederholte) unmittelbare Erleben und Tun ganz eng mit der Idee des Lernens und Kompetenzgewinns. Ganz entsprechend bezeichnet das Adjektiv ‚erfahren‘ kundige, versierte und in ihrem Gebiet bewanderte Personen. Aber mit diesen Feststellungen sind wir schon mitten in der Herkunft des Wortes angelangt.