Social Tracking: Unterschied zwischen den Versionen

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: ''„Ein sehr seltener und dramatischer Beleg für die Bedeutung von Lernen durch soziales Folgen sind die beiden 1920 in Indien gefundenen Wolfskinder. Sie wuchsen in den ersten Lebensjahren unter Wölfen auf und hatten sich diesen in ihrem (Bewegungs-)Verhalten weitgehend angepasst. So liefen sie z. B. auf allen Vieren, hatten eine erstaunlich wolfsähnliche Mimik und formten entsprechende Laute. Bei dem Versuch, sie zu zivilisieren, starben beide in der ‚menschlichen Gefangenschaft‘. Man hatte sie einsperren müssen, da sie immer wieder versucht hatten, in den Dschungel zu entfliehen.“
 
: ''„Ein sehr seltener und dramatischer Beleg für die Bedeutung von Lernen durch soziales Folgen sind die beiden 1920 in Indien gefundenen Wolfskinder. Sie wuchsen in den ersten Lebensjahren unter Wölfen auf und hatten sich diesen in ihrem (Bewegungs-)Verhalten weitgehend angepasst. So liefen sie z. B. auf allen Vieren, hatten eine erstaunlich wolfsähnliche Mimik und formten entsprechende Laute. Bei dem Versuch, sie zu zivilisieren, starben beide in der ‚menschlichen Gefangenschaft‘. Man hatte sie einsperren müssen, da sie immer wieder versucht hatten, in den Dschungel zu entfliehen.“
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Quelle: '''European Kinaesthetics Association (Hg.) (2018):''' Kinaesthetics. Lernen und Bewegungskompetenz. Linz, Siebnen: Verlag European Kinaesthetics Association. ISBN 978-3-903180-01-7. S. 48.
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Version vom 26. September 2018, 10:04 Uhr

Status mit Fachliteratur angelegt
AutorIn/RedakteurIn N. N./N. N.
Letzte Änderung 26.09.2018


„Social Tracking“ in „Kinaesthetics Lernen und Bewegungskompetenz“

Das folgende Zitat stammt aus dem Buch „Kinaesthetics Lernen und Bewegungskompetenz“, das als Arbeitsunterlage in Kinaesthetics-Aufbaukursen verwendet wird. Das Zitat ist in das vierte Kapitel „Theoretische Grundlagen von Kinaesthetics“ eingebettet. Die vorausgehenden Unterkapitel sind „Geschlossenheit und Individualität der Wahrnehmung“ und „Autonomie der Verhaltenssteuerung“. Das Zitat ist der Text des sechsten und letzten Unterkapitels „‚Social Tracking‘ (soziales Folgen)“.

„In den vorangegangenen Kapiteln wurde die Annahme beschrieben, dass Menschen ihre Wahrnehmung und ihr Verhalten autonom von innen heraus erzeugen und steuern. Dies bedeutet nicht, dass sie unabhängig von anderen Menschen lernen und sich entwickeln. Menschen sind soziale Wesen. Nach ihrer Geburt ist ihre Entwicklung maßgeblich von anderen Menschen abhängig. Entsprechend prägen die Interaktionen mit den Bezugspersonen die Entwicklung des Menschen und seine Lernprozesse in einem hohen Maß. Diesen wechselseitigen Lern- und Anpassungsprozess kann man besonders eindrücklich bei den Interaktionen zwischen einem Kleinkind und seinen Eltern oder Bezugspersonen beobachten. Er setzt sich aber während des ganzen Lebens fort. Menschen lernen besonders intensiv und effektiv durch Interaktionen mit anderen Menschen; sie sind ein Leben lang ein wichtiger Faktor unserer Entwicklung.
Dieses Phänomen wird in Kinaesthetics als ‚Social Tracking‘ (soziales Folgen) bezeichnet. Es spielt sich in vielen Formen oft unbewusst ab. Ein Beispiel dafür ist die Situation, dass viele Menschen einem anderen, der bei Rot über den Fußgängerübergang geht, fast unwillkürlich folgen wollen.
‚Social Tracking‘ meint, dass Menschen mit der eigenen Bewegung auf die Bewegung und das Verhalten anderer Menschen reagieren und sich anpassen. Die Art und Weise unseres Verhaltens beeinflusst dabei das Verhalten der anderen an der Interaktion beteiligten Person(en) und umgekehrt. Kinaesthetics interessiert sich in diesem Zusammenhang besonders für die Frage, welche Faktoren in einer Interaktion die Entwicklung und Lernprozesse der Beteiligten fördern oder hemmen und welche Rolle dabei Berührung und Bewegung spielen.“

Der Text der zugehörigen Infobox „Die Herkunft des Wortes ‚lernen‘ und die Idee des Folgens“:

„Interessanterweise zeigt sich in der Herkunft des deutschen Wortes ‚lernen‘ ein enger Zusammenhang zur Bedeutung des Folgens. Das Wort gehört mit ‚lehren‘ und ‚List‘ zur Wortgruppe ‚leisten‘, was urspünglich ‚einer Spur folgen, nachspüren‘ bedeutete. In der gotischen Sprache bedeutete ‚lais‘ „ich weiß‘, ursprünglich ‚ich habe nachgespürt, bin gefolgt‘.“

Der Text der zugehörigen Infobox „Wolfskinder“:

„Ein sehr seltener und dramatischer Beleg für die Bedeutung von Lernen durch soziales Folgen sind die beiden 1920 in Indien gefundenen Wolfskinder. Sie wuchsen in den ersten Lebensjahren unter Wölfen auf und hatten sich diesen in ihrem (Bewegungs-)Verhalten weitgehend angepasst. So liefen sie z. B. auf allen Vieren, hatten eine erstaunlich wolfsähnliche Mimik und formten entsprechende Laute. Bei dem Versuch, sie zu zivilisieren, starben beide in der ‚menschlichen Gefangenschaft‘. Man hatte sie einsperren müssen, da sie immer wieder versucht hatten, in den Dschungel zu entfliehen.“

Quelle: European Kinaesthetics Association (Hg.) (2018): Kinaesthetics. Lernen und Bewegungskompetenz. Linz, Siebnen: Verlag European Kinaesthetics Association. ISBN 978-3-903180-01-7. S. 48.