Lernmodell

Aus Kinaesthetics-Online-Fachlexikon
Status mit Fachliteratur angelegt
AutorIn/RedakteurIn N. N./N. N.
Letzte Änderung 25.11.2019


Das Lernmodell in „Kinaesthetics – Lernen und Bewegungskompetenz“

Das folgende Zitat stammt aus dem Buch „Kinaesthetics – Lernen und Bewegungskompetenz“, das als Arbeitsunterlage in Kinaesthetics-Aufbaukursen verwendet wird. Im zweiten Kapitel „Methoden und Instrumente“ bildet der Text das zweite Unterkapitel mit dem Titel „Das Lernmodell“. Im vorausgehenden ersten Unterkapitel wird die Kinaesthetics-Lernphase beschrieben, nachfolgend der Lernzyklus und die Lernspirale als zwei konkrete Ausprägungen des Lernmodells.

„Aufbauend auf den Annahmen von Kinaesthetics bezüglich Lernen gibt das Kinaesthetics-Lernmodell unterschiedlichen Lernprozessen eine Struktur, die sie besonders effektiv und nachhaltig macht. Es bildet die Grundlage für die meisten Methoden und Instrumente von Kinaesthetics. Eine zentrale Rolle spielt dabei, dass Lernen als ein zirkulärer oder spiralförmiger, aktiver und letztlich interaktiver Prozess verstanden wird. Deshalb finden sich in den Methoden und Instrumenten im Großen und im Kleinen immer wieder zirkuläre Strukturen und Möglichkeiten zur Interaktion und zum gemeinsamen Lernen mit anderen Menschen. Das Lernmodell umfasst die folgenden, aufeinander aufbauenden Schritte:
Schritt 1: Wo stehe ich in Bezug auf das Thema?
Der erste Schritt dient einerseits der Bestimmung der persönlichen Ausgangslage bezüglich des Lernthemas durch die eigene, aktive Erfahrung. Dies kann die Ebene der Bewegungswahrnehmung, des kognitiven Verständnisses oder der eigenen Annahmen betreffen. Die Standortbestimmung gewährleistet den Anschluss des Lernthemas an die eigenen Voraussetzungen. Andererseits geht es darum, das Thema einzugrenzen und seine Bedeutung und Relevanz in einen definierten Kontext oder Rahmen zu stellen.
Schritt 2: Was kann ich in Bezug auf das Thema wahrnehmen?
Im zweiten Schritt verschafft man sich ein möglichst differenziertes Bild des Lernthemas. Es wird aus der individuellen Innenperspektive mit genau definierten Betrachtungswinkeln (z. B. mit den Blickwinkeln des Konzeptsystems) analysiert, erforscht und beschrieben. Diese Analyse erfolgt dadurch, dass man sich allein und zusammen mit PartnerInnen aktiv mit dem Thema auseinandersetzt (z. B. mittels Bewegungserfahrungen) und es sowohl für sich allein als auch gemeinsam reflektiert.
Schritt 3: Wie kann ich meine Wahrnehmung zugunsten der Entwicklung von mehr Möglichkeiten nutzen?
Im dritten Schritt geht es um das Nutzen und Anwenden, Verknüpfen und Integrieren der Schwerpunkte des zweiten Schrittes mit dem Ziel, den persönlichen Handlungsspielraum zu erweitern. Es wird erforscht, wie auf der Grundlage des zweiten Schrittes mehr Gestaltungsmöglichkeiten bezüglich des Themas entstehen können. Dies erfolgt dadurch, dass man unter bestimmten Blickwinkeln die entdeckten Problemstellungen variiert und besonders auf die zugrunde liegenden Muster und Kompetenzen achtet.
Schritt 4: Wo stehe ich jetzt, was nehme ich mit?
Im letzten Schritt wird die persönliche Standortbestimmung des ersten Schrittes wieder aufgenommen, um einen Vergleich anzustellen und aus den Unterschieden die eigenen Lernfortschritte oder offenen Fragen abzuleiten. Im Zentrum steht die systematische Evaluation und Einordnung der eigenen Lernprozesse. Dazu gehört auch die Bestimmung derjenigen Aspekte des Themas, die eine besondere Bedeutung für das eigene Leben haben und auf die man künftig besonders achten möchte.“

Quelle: European Kinaesthetics Association (Hg.) (2020): Kinaesthetics. Lernen und Bewegungskompetenz. Linz, Winterthur: Verlag European Kinaesthetics Association. ISBN 978-3-903180-01-7. S. 16–17.