1.-Person-Methode: Unterschied zwischen den Versionen

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„First-Person-Method“ (Erste-Person-Methode) und „View from Within“ ([[Innensicht, Innenperspektive]]) wurden vom Neurobiologen [[F. J. Varela]] (1946–2001) verwendet. Mit ihnen grenzte er die unpersönliche Methode der Wissenschaften – wo es nicht darauf ankommt, wer forscht – von Methoden ab, die wie Kinaesthetics vom einzelnen, verkörperten Individuum und seinen Möglichkeiten der Erfahrung ausgehen. Das Lernen in Kinaesthetics ist in diesem Sinne ein persönlicher, erfahrungsbasierter Forschungsprozess und Kinaesthetics kann im Ganzen als eine 1.-Person-Methode bezeichnet werden. Schon der römische Feldherr Gaius Iulius Caesar (100–44 v. Chr.) hatte von seinen Taten in Gallien in der 3. Person Singular berichtet (z. B. „Als Caesar das sah, …“), um seiner Darstellung mehr Objektivität zu verleihen. Das war eine raffinierte Idee, erschien doch schon vielen seiner Zeitgenossen sein Vorgehen eher egoistisch, d. h. mit dem Ego (lateinisch „Ich“), der 1. Person, verbunden. In der Wissenschaftsgeschichte entwickelte sich die Vorstellung, dass die Wissenschaften sich genau dadurch auszeichnen, dass sie aus der Perspektive einer neutralen Drittperson entstehen. Es kommt nicht darauf an, wer etwas erforscht, erklärt und beweist. Jede(r) käme mit der entsprechenden Vorbildung zu denselben Resultaten, die daher durch „wissenschaftliche Objektivität“ und Allgemeingültigkeit ausgezeichnet sind. Parallel dazu entwickelte sich in der Gesellschaft die immer noch weitverbreitete Vorstellung, dass die Wissenschaften objektiv  beschreiben können, wie die Welt ist, insbesondere wenn sie sich auf Zahlen, Experimente und  Studien stützen – und bestimmt auch, weil sie so wunderbare technologische Umsetzungen und  Fortschritte hervorbringen. Im Rahmen der Kybernetik wies Gregory Bateson (1904–1980) darauf hin, dass die Beschreibungen, Erklärungen und Beweise des gesamten Wissenschaftsbetriebes einen tautologischen („das Gleiche sagenden“) Charakter haben. Seine anspruchsvolle, aber unseres Wissens bis heute nicht widerlegte Argumentation lautet in grober Verkürzung: Dass ein Flugzeug fliegt, beweist, dass ein Flugzeug fliegt, und nicht sehr viel mehr. Die wissenschaftliche Erklärung des Fliegens bildet nur Informationen ab, die bereits in der wissenschaftlichen Beschreibung, wie die Sachlage „ist“, angelegt sind: Sie sagen eigentlich das Gleiche. Auf dieser Grundlage betonten besonders Heinz von Foerster, Francisco Varela (1946–2001) und  Humberto Maturana immer wieder, dass es einen „locus observandi“, einen Ort des neutralen und  unabhängigen Beobachtens, nicht gibt, dass jede Beobachtung untrennbar mit einer BeobachterIn  verbunden ist. In einem Beispiel formuliert: Es gibt keine Mathematik als Instrument der Beobachtung, ohne dass ein Heinz von Foerster oder ein Albert Einstein sie betreibt. Sie machen nicht das Gleiche mit der Mathematik, sondern verwenden nur dieselbe wissenschaftliche Sprache. Darum können sie diskutieren, ob sie einander in der Anwendung dieser Sprache folgen können oder nicht. Vor diesem Hintergrund ist darauf hinzuweisen, dass es ja genau eine von Einsteins Leistungen war, die Relativität bisheriger physikalischer „Wahrheiten“ aufzuzeigen. Der Neurobiologe Francisco Varela verwendete in diesem Zusammenhang die Unterscheidung zwischen 3.-Person-Methoden (ein Beispiel ist der universitäre, „objektive“ Wissenschaftsbetrieb) und 1.-Person-Methoden, die vom einzelnen, im Hier und Jetzt verkörperten Ich ausgehen. Bei seiner persönlichen Auseinandersetzung mit dem tibetischen Buddhismus war ihm aufgefallen, dass er sich einer Tradition gegenübersah, die sich ähnlich wie unsere Wissenschaften mit Forschung, Dokumentation und Lehre beschäftigte, sich aber doch ganz grundsätzlich von diesen unterschied. Dieser Unterschied schien ihm beim Thema Lernen und Lehren besonders deutlich hervorzutreten. Der Ausgangspunkt des Lernens war immer das einzelne Individuum und seine individuelle Erfahrung im doppelten Sinn des Wortes. Im Zentrum stand einerseits der persönliche Lebensweg, die Erfahrung, die man „mitbringt“, und andererseits die individuelle, aktuelle Fähigkeit, ein Thema immer differenzierter wahrnehmen, erfahren und reflektieren zu können. Bezeichnenderweise findet man Ansätze von 1.-Person-Methoden in der westlichen Welt z. B. beim Erlernen von Sportarten oder Freizeitbeschäftigungen. Meistens muss hier nicht zuerst stundenlang Theorie verarbeitet und gebüffelt werden, bevor man mit dem neuen Wissen überhaupt irgendetwas zu tun wagt. In der Pädagogik findet sich die Idee in konsequenter Umsetzung immer noch unter der Rubrik „Alternative Schulformen“. Allerdings haben in den letzten Jahrzehnten mit ihr verbundene Konzepte wie individualisierender Unterricht oder Lernen durch eigenaktives Tun an Bedeutung gewonnen. Kinaesthetics ist eine 1.-Person-Methode im besten Sinne. Kinaesthetics lehrt einen nicht eine allgemeingültige Theorie der richtigen Bewegung oder Bewegungsinteraktion. Vielmehr verhilft es einem zu einem System von Blickwinkeln, die im eigenverantwortlichen Tun, in der subjektiven Einzel- oder Partnererfahrung eine immer differenziertere Wahrnehmung, Regulierung und Anpassung der eigenen Bewegung aus einer Innen- oder Ich-Perspektive ermöglichen. Aufbauend auf diesen Erfahrungen geht es um die persönliche und gemeinsame Reflexion, um den Vergleich und die Verknüpfung der eigenen Erkenntnisse mit theoretischen und wissenschaftlichen Grundlagen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Schulungen wird in Kinaesthetics konsequent der Weg vom individuellen Tun, von der Ich- und Innenperspektive zur Auseinandersetzung mit Theorien von Drittpersonen beschritten. Oder anders ausgedrückt: Kinaesthetics ist eine Erfahrungswissenschaft im wahrsten Sinne des Wortes.   
 
„First-Person-Method“ (Erste-Person-Methode) und „View from Within“ ([[Innensicht, Innenperspektive]]) wurden vom Neurobiologen [[F. J. Varela]] (1946–2001) verwendet. Mit ihnen grenzte er die unpersönliche Methode der Wissenschaften – wo es nicht darauf ankommt, wer forscht – von Methoden ab, die wie Kinaesthetics vom einzelnen, verkörperten Individuum und seinen Möglichkeiten der Erfahrung ausgehen. Das Lernen in Kinaesthetics ist in diesem Sinne ein persönlicher, erfahrungsbasierter Forschungsprozess und Kinaesthetics kann im Ganzen als eine 1.-Person-Methode bezeichnet werden. Schon der römische Feldherr Gaius Iulius Caesar (100–44 v. Chr.) hatte von seinen Taten in Gallien in der 3. Person Singular berichtet (z. B. „Als Caesar das sah, …“), um seiner Darstellung mehr Objektivität zu verleihen. Das war eine raffinierte Idee, erschien doch schon vielen seiner Zeitgenossen sein Vorgehen eher egoistisch, d. h. mit dem Ego (lateinisch „Ich“), der 1. Person, verbunden. In der Wissenschaftsgeschichte entwickelte sich die Vorstellung, dass die Wissenschaften sich genau dadurch auszeichnen, dass sie aus der Perspektive einer neutralen Drittperson entstehen. Es kommt nicht darauf an, wer etwas erforscht, erklärt und beweist. Jede(r) käme mit der entsprechenden Vorbildung zu denselben Resultaten, die daher durch „wissenschaftliche Objektivität“ und Allgemeingültigkeit ausgezeichnet sind. Parallel dazu entwickelte sich in der Gesellschaft die immer noch weitverbreitete Vorstellung, dass die Wissenschaften objektiv  beschreiben können, wie die Welt ist, insbesondere wenn sie sich auf Zahlen, Experimente und  Studien stützen – und bestimmt auch, weil sie so wunderbare technologische Umsetzungen und  Fortschritte hervorbringen. Im Rahmen der Kybernetik wies Gregory Bateson (1904–1980) darauf hin, dass die Beschreibungen, Erklärungen und Beweise des gesamten Wissenschaftsbetriebes einen tautologischen („das Gleiche sagenden“) Charakter haben. Seine anspruchsvolle, aber unseres Wissens bis heute nicht widerlegte Argumentation lautet in grober Verkürzung: Dass ein Flugzeug fliegt, beweist, dass ein Flugzeug fliegt, und nicht sehr viel mehr. Die wissenschaftliche Erklärung des Fliegens bildet nur Informationen ab, die bereits in der wissenschaftlichen Beschreibung, wie die Sachlage „ist“, angelegt sind: Sie sagen eigentlich das Gleiche. Auf dieser Grundlage betonten besonders Heinz von Foerster, Francisco Varela (1946–2001) und  Humberto Maturana immer wieder, dass es einen „locus observandi“, einen Ort des neutralen und  unabhängigen Beobachtens, nicht gibt, dass jede Beobachtung untrennbar mit einer BeobachterIn  verbunden ist. In einem Beispiel formuliert: Es gibt keine Mathematik als Instrument der Beobachtung, ohne dass ein Heinz von Foerster oder ein Albert Einstein sie betreibt. Sie machen nicht das Gleiche mit der Mathematik, sondern verwenden nur dieselbe wissenschaftliche Sprache. Darum können sie diskutieren, ob sie einander in der Anwendung dieser Sprache folgen können oder nicht. Vor diesem Hintergrund ist darauf hinzuweisen, dass es ja genau eine von Einsteins Leistungen war, die Relativität bisheriger physikalischer „Wahrheiten“ aufzuzeigen. Der Neurobiologe Francisco Varela verwendete in diesem Zusammenhang die Unterscheidung zwischen 3.-Person-Methoden (ein Beispiel ist der universitäre, „objektive“ Wissenschaftsbetrieb) und 1.-Person-Methoden, die vom einzelnen, im Hier und Jetzt verkörperten Ich ausgehen. Bei seiner persönlichen Auseinandersetzung mit dem tibetischen Buddhismus war ihm aufgefallen, dass er sich einer Tradition gegenübersah, die sich ähnlich wie unsere Wissenschaften mit Forschung, Dokumentation und Lehre beschäftigte, sich aber doch ganz grundsätzlich von diesen unterschied. Dieser Unterschied schien ihm beim Thema Lernen und Lehren besonders deutlich hervorzutreten. Der Ausgangspunkt des Lernens war immer das einzelne Individuum und seine individuelle Erfahrung im doppelten Sinn des Wortes. Im Zentrum stand einerseits der persönliche Lebensweg, die Erfahrung, die man „mitbringt“, und andererseits die individuelle, aktuelle Fähigkeit, ein Thema immer differenzierter wahrnehmen, erfahren und reflektieren zu können. Bezeichnenderweise findet man Ansätze von 1.-Person-Methoden in der westlichen Welt z. B. beim Erlernen von Sportarten oder Freizeitbeschäftigungen. Meistens muss hier nicht zuerst stundenlang Theorie verarbeitet und gebüffelt werden, bevor man mit dem neuen Wissen überhaupt irgendetwas zu tun wagt. In der Pädagogik findet sich die Idee in konsequenter Umsetzung immer noch unter der Rubrik „Alternative Schulformen“. Allerdings haben in den letzten Jahrzehnten mit ihr verbundene Konzepte wie individualisierender Unterricht oder Lernen durch eigenaktives Tun an Bedeutung gewonnen. Kinaesthetics ist eine 1.-Person-Methode im besten Sinne. Kinaesthetics lehrt einen nicht eine allgemeingültige Theorie der richtigen Bewegung oder Bewegungsinteraktion. Vielmehr verhilft es einem zu einem System von Blickwinkeln, die im eigenverantwortlichen Tun, in der subjektiven Einzel- oder Partnererfahrung eine immer differenziertere Wahrnehmung, Regulierung und Anpassung der eigenen Bewegung aus einer Innen- oder Ich-Perspektive ermöglichen. Aufbauend auf diesen Erfahrungen geht es um die persönliche und gemeinsame Reflexion, um den Vergleich und die Verknüpfung der eigenen Erkenntnisse mit theoretischen und wissenschaftlichen Grundlagen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Schulungen wird in Kinaesthetics konsequent der Weg vom individuellen Tun, von der Ich- und Innenperspektive zur Auseinandersetzung mit Theorien von Drittpersonen beschritten. Oder anders ausgedrückt: Kinaesthetics ist eine Erfahrungswissenschaft im wahrsten Sinne des Wortes.   
  
 
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Version vom 6. April 2017, 08:20 Uhr

Status geplant (bestehende EKA-Texte)
AutorIn/RedakteurIn
Letzte Änderung 06.04.2017


1 Zusammenfassung

2 Zum Begriff

Der Begriff 1.Person-Methode bezeichnet eine zentrale Lern-Methode in Kinaesthetics. Sie geht von der persönlichen und "subjektiven" Bewegungswahrnehmung in Bewegungserfahrung aus. Die Auseinandersetzung mit sich selbst und seinen persönlichen Annahmen bildet die Grundlage für Theoriebildung und die praktische Umsetzung von Regeln. So ist Kinaesthetics eine Erfahrungswissenschaft im wahrsten Sinne des Wortes. Der Neurobiologe Francisco Varela verwendete in diesem Zusammenhang die Unterscheidung zwischen 3.-Person-Methoden (ein Beispiel ist der universitäre, „objektive“ Wissenschaftsbetrieb) und 1.-Person-Methoden, die vom einzelnen, im Hier und Jetzt verkörperten Ich ausgehen.

2.1 Aktuelle Verwendung

2.2 Herkunft

3 Hauptteil

„First-Person-Method“ (Erste-Person-Methode) und „View from Within“ (Innensicht, Innenperspektive) wurden vom Neurobiologen F. J. Varela (1946–2001) verwendet. Mit ihnen grenzte er die unpersönliche Methode der Wissenschaften – wo es nicht darauf ankommt, wer forscht – von Methoden ab, die wie Kinaesthetics vom einzelnen, verkörperten Individuum und seinen Möglichkeiten der Erfahrung ausgehen. Das Lernen in Kinaesthetics ist in diesem Sinne ein persönlicher, erfahrungsbasierter Forschungsprozess und Kinaesthetics kann im Ganzen als eine 1.-Person-Methode bezeichnet werden. Schon der römische Feldherr Gaius Iulius Caesar (100–44 v. Chr.) hatte von seinen Taten in Gallien in der 3. Person Singular berichtet (z. B. „Als Caesar das sah, …“), um seiner Darstellung mehr Objektivität zu verleihen. Das war eine raffinierte Idee, erschien doch schon vielen seiner Zeitgenossen sein Vorgehen eher egoistisch, d. h. mit dem Ego (lateinisch „Ich“), der 1. Person, verbunden. In der Wissenschaftsgeschichte entwickelte sich die Vorstellung, dass die Wissenschaften sich genau dadurch auszeichnen, dass sie aus der Perspektive einer neutralen Drittperson entstehen. Es kommt nicht darauf an, wer etwas erforscht, erklärt und beweist. Jede(r) käme mit der entsprechenden Vorbildung zu denselben Resultaten, die daher durch „wissenschaftliche Objektivität“ und Allgemeingültigkeit ausgezeichnet sind. Parallel dazu entwickelte sich in der Gesellschaft die immer noch weitverbreitete Vorstellung, dass die Wissenschaften objektiv beschreiben können, wie die Welt ist, insbesondere wenn sie sich auf Zahlen, Experimente und Studien stützen – und bestimmt auch, weil sie so wunderbare technologische Umsetzungen und Fortschritte hervorbringen. Im Rahmen der Kybernetik wies Gregory Bateson (1904–1980) darauf hin, dass die Beschreibungen, Erklärungen und Beweise des gesamten Wissenschaftsbetriebes einen tautologischen („das Gleiche sagenden“) Charakter haben. Seine anspruchsvolle, aber unseres Wissens bis heute nicht widerlegte Argumentation lautet in grober Verkürzung: Dass ein Flugzeug fliegt, beweist, dass ein Flugzeug fliegt, und nicht sehr viel mehr. Die wissenschaftliche Erklärung des Fliegens bildet nur Informationen ab, die bereits in der wissenschaftlichen Beschreibung, wie die Sachlage „ist“, angelegt sind: Sie sagen eigentlich das Gleiche. Auf dieser Grundlage betonten besonders Heinz von Foerster, Francisco Varela (1946–2001) und Humberto Maturana immer wieder, dass es einen „locus observandi“, einen Ort des neutralen und unabhängigen Beobachtens, nicht gibt, dass jede Beobachtung untrennbar mit einer BeobachterIn verbunden ist. In einem Beispiel formuliert: Es gibt keine Mathematik als Instrument der Beobachtung, ohne dass ein Heinz von Foerster oder ein Albert Einstein sie betreibt. Sie machen nicht das Gleiche mit der Mathematik, sondern verwenden nur dieselbe wissenschaftliche Sprache. Darum können sie diskutieren, ob sie einander in der Anwendung dieser Sprache folgen können oder nicht. Vor diesem Hintergrund ist darauf hinzuweisen, dass es ja genau eine von Einsteins Leistungen war, die Relativität bisheriger physikalischer „Wahrheiten“ aufzuzeigen. Der Neurobiologe Francisco Varela verwendete in diesem Zusammenhang die Unterscheidung zwischen 3.-Person-Methoden (ein Beispiel ist der universitäre, „objektive“ Wissenschaftsbetrieb) und 1.-Person-Methoden, die vom einzelnen, im Hier und Jetzt verkörperten Ich ausgehen. Bei seiner persönlichen Auseinandersetzung mit dem tibetischen Buddhismus war ihm aufgefallen, dass er sich einer Tradition gegenübersah, die sich ähnlich wie unsere Wissenschaften mit Forschung, Dokumentation und Lehre beschäftigte, sich aber doch ganz grundsätzlich von diesen unterschied. Dieser Unterschied schien ihm beim Thema Lernen und Lehren besonders deutlich hervorzutreten. Der Ausgangspunkt des Lernens war immer das einzelne Individuum und seine individuelle Erfahrung im doppelten Sinn des Wortes. Im Zentrum stand einerseits der persönliche Lebensweg, die Erfahrung, die man „mitbringt“, und andererseits die individuelle, aktuelle Fähigkeit, ein Thema immer differenzierter wahrnehmen, erfahren und reflektieren zu können. Bezeichnenderweise findet man Ansätze von 1.-Person-Methoden in der westlichen Welt z. B. beim Erlernen von Sportarten oder Freizeitbeschäftigungen. Meistens muss hier nicht zuerst stundenlang Theorie verarbeitet und gebüffelt werden, bevor man mit dem neuen Wissen überhaupt irgendetwas zu tun wagt. In der Pädagogik findet sich die Idee in konsequenter Umsetzung immer noch unter der Rubrik „Alternative Schulformen“. Allerdings haben in den letzten Jahrzehnten mit ihr verbundene Konzepte wie individualisierender Unterricht oder Lernen durch eigenaktives Tun an Bedeutung gewonnen. Kinaesthetics ist eine 1.-Person-Methode im besten Sinne. Kinaesthetics lehrt einen nicht eine allgemeingültige Theorie der richtigen Bewegung oder Bewegungsinteraktion. Vielmehr verhilft es einem zu einem System von Blickwinkeln, die im eigenverantwortlichen Tun, in der subjektiven Einzel- oder Partnererfahrung eine immer differenziertere Wahrnehmung, Regulierung und Anpassung der eigenen Bewegung aus einer Innen- oder Ich-Perspektive ermöglichen. Aufbauend auf diesen Erfahrungen geht es um die persönliche und gemeinsame Reflexion, um den Vergleich und die Verknüpfung der eigenen Erkenntnisse mit theoretischen und wissenschaftlichen Grundlagen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Schulungen wird in Kinaesthetics konsequent der Weg vom individuellen Tun, von der Ich- und Innenperspektive zur Auseinandersetzung mit Theorien von Drittpersonen beschritten. Oder anders ausgedrückt: Kinaesthetics ist eine Erfahrungswissenschaft im wahrsten Sinne des Wortes.

[1]

4 Erfahrungsberichte

5 Weiterführende Literatur und Medien

  • Name, Vorname; Name, Vorname (Jahr): Titel. Untertitel. x. Auflage. Verlag, Ort. ISBN.
  • Name, Vorname; Name, Vorname (Jahr)(Hrsg.): Titel (= Reihe. Bd. x). x. Auflage. Verlag, Ort. ISBN.
  • Name, Vorname; Name, Vorname(Jahr): Titel. In: Name, Vorname (Hrsg.): Sammelwerk (= Reihe. Bd. x). Verlag, Ort. S. X–Y.
  • Name, Vorname; Name, Vorname (Jahr): Titel. Untertitel. In: Zeitschrift. Nr./Jahrgang. ISSN. S. X–Y.

6 Weiterführende Weblinks

Weblink


7 Vergleiche auch

Artikel

8 Einzelnachweise

  1. * Name, Vorname; Name, Vorname(Jahr): Titel. Untertitel. x. Auflage. Verlag, Ort. S. X–Y.